Wenn gerade kein bzw. wenig Wind weht und auch die heimischen Flüsse (im Winter durchaus üblich) nur sehr mäßig gefüllt sind, kommen in Österreich die Gaskraftwerke so richtig in Fahrt: Gas trägt in der heimischen Stromproduktion ganzjährig sehr wesentlich zur Stabilisierung des Netzes bei - und ist im Winter oft DIE tragende Säule der Energieträger in der österreichischen Stromproduktion.
Über die Stromproduktion in Österreich im Sommer sowie die Stromproduktion in Österreich im Herbst haben wir schon berichtet - und nachdem der Winter anscheinend 2019/2020 nicht viel mehr "kann" als gegenwärtig der Fall, haben wir uns wieder auf der Homepage der APG (siehe Link ganz unten) die Stromproduktion in Österreich an einem ziemlich normalen Wintertag (Dienstag, 14.1.2020) angesehen und ein wenig analysiert:
Grundsätzlich ist ja nach wie vor die Wasserkraft (Lauf- und Schwellwasser, Speicher, Pumpspeicher) die relevante Basis in der österreichischen Stromproduktion. Im Winter bleibt dieses bei kälteren Temperaturen und wenig Niederschlag aber eher auf den Bergen und die heimischen Flüsse führen Niederwasser.
Wenn dann auch noch der Wind (der im Winter normalerweise durchaus ein Dauergast ist und oft schon 2.000 bis 3.000 MW Leistung bringt) ziemlich ausfällt, so sind die heimischen Gaskraftwerke besonders oft im Einsatz.
So auch am Dienstag, als ganztägig 2.000 bis 3.000 MW Leistung via Gas abgerufen wurden und Gas damit Nr. 1 in der Stromproduktion war.
Nr. 2 war am 14.1.2020 die klassische Wasserkraft (Lauf- und Schwellwasserkraftwerke), welche ganztätig zwischen 1.600 und 2.100 MW Leistung zur Verfügung stellen konnten - das ist aber ob Niederwasser deutlich weniger, als an normalen Tagen.
Sehr stark im Einsatz sind im Winter die Pumpspeicherkraftwerke: Insbesondere untertags (wenn der Strombedarf deutlich höher ist als in den Nachtstunden) wird kräftig Wasser heruntergelassen - am 14.1. war dies ganztätig notwendig und in den Tagesspitzen waren dies sogar über 2.000 MW Leistung. Im Normalfall gibt es dann in den schwächeren Abendstunden auch günstigen Strom (zumeist Import!) mit dem man die Pumpspeicherseen wieder befüllt (Wasser wieder raufpumpt) - am 14.1. war dies jedoch mangels billigem Überschussstrom nicht der Fall.
Eine wichtige strategische Reserve in der heimischen Stromproduktion sind auch die klassischen Speicherkraftwerke (mit natürlichen Seen): Die wurden am 14.1. zwar auch verwendet, da es aber am gleichen Tag auch viel Stromimporte gab (der Wind in Deutschland bewegte die dortigen Windkraftwerke sehr stark), waren hier zumeist nur 100 bis 500 MW Leistung zu verbuchen.
Die gesamte heimische Stromproduktion betrug am 14.1. zwischen 4.500 MW (zwischen 2 und 5 Uhr morgens) und rund 8.000 MW (zwischen 18 und 19h) - und lag damit ständig unter dem heimischen Stromverbrauch (der "Last"), welche zwischen 6.300 und 9.600 MW lag. Die Differenz waren Stromimporte (aus Deutschland und Tschechien), die laufend zwischen 1.300 und 2.300 MW lagen. Also ziemlich hoch waren.
Der Wind konnte am 14.1. nur sehr wenig zum heimischen Strommix beitragen: An starken Windtagen (die im Herbst bzw. Winter gar nicht so selten sind) können das schon 2.000 bis 3.000 MW (also oft rund ein Drittel der Produktion) sein - im ruhenden Nebelgrauen des Ostens (wo die meisten Windräder stehen) waren es am 14.1.2020 aber nur bis zu 300 MW Leistung.
Das macht deutlich, wie relevant Gas- bzw. Pumpspeicherkraftwerke auch weiterhin für die heimische Stromversorgung bleiben werden - gibt es wenig Wasser, kaum Wind und ebenso kaum Sonne bzw. auch wenig billigen Importstrom, müssen diese in die Bresche springen.
Der vernebelte Osten sowie die ohnehin schwachen Wintermonate sorgten dafür, dass die Photovoltaikerträge am 14.1. (maximal 268 MW) eher bescheiden blieben - im Winter ist hier bei uns leider einfach sehr wenig drin. Im Sommer wird diese Technik hingegen immer wichtiger - die Sonne scheint nämlich dann, wenn mehr Strom gebraucht wird: Am Tag.
Mit ganztätigen 100 MW hat auch die Stromerzeugung aus der MÜllverbrennung ihren Fixplatz in der heimischen Stromproduktion. Knapp über 200 MW stellt die Biomasse konstant zur Verfügung und aktuell werden auch in Mellach die letzten Kohlereste (ca. 160 MW) zu Strom verglüht. Der Winter 2019/2020 ist der letzte Winter, in welchem in Österreich Kohle verstromt wird. Gut so.
Fazit: Gerade an Tagen mit wenig Wasserführung bzw. ohne nennenswerten Wind sieht man, wie weit Österreich noch von den "100% bilanziellen Ökostrom" entfernt ist und wie wichtig Gas und Speicherkraftwerke weiterhin für die heimische Stromversorgung sind.
Am 14.1.2020 haben wir uns auch den heimischen Stromverbrauch sowie die Stromlastflüsse (Stromimport/Stromexport) angesehen - diesen Artikel finden Sie hier: Stromverbrauch, Stromimport, Stromexport - Winter 2020
Die "cornoaverseuchte" Stromproduktion Österreichs im Frühling 2020 gibt es hier zu lesen: Stromerzeugung Österreich Frühling 2020: Recht grün!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2020