Spätestens angesichts der explodierenden Zahlen von Neuerkrankungen an Covid-19 in Italien und der gleichzeitig stark steigenden Ansteckungsrate in Europa und auch dem Rest der Welt ist klar: 2020 wird wohl wirtschaftlich gesehen ein sehr trauriges Jahr. Wie traurig, werden wohl die nächsten 2-3 Monate zeigen...
Wirtschaftlich interessierte Menschen können Statistiken ja zumeist recht gut interpretieren und wiewohl derzeit noch nicht wirklich seriös abschätzbar ist, wie lange uns das Thema Coronavirus noch begleiten wird, scheint angesichts der aktuellen Entwicklung der Zahlen klar: Das wird in Europa mit Sicherheit noch ein paar Wochen bzw. Monate dauern. Wohl länger als in China, wo der Staat dann doch noch (nach dem Erkennen der Lage) drastisch und schnell reagiert hat - das ist in Demokratien natürlich nicht so einfach. BTW finde ich die Reaktion der heimischen Regierung gut und richtig - sehr wohl möglich, dass man hier schon bald noch weitere Schritte setzen muss.
Einige Branchen und Firmen (insbesondere nicht gut kapitalisierte) kommen derzeit besonders stark unter Druck: Der heimische Tourismus (oft unterkapitalisiert bzw. fremdfinanziert) leidet massiv, die Gastronomie ebenso, Veranstaltungen werden massenweise abgesagt, selbständige Künstler sind quasi arbeitslos, das Transportwesen (insbesondere die Fluglinien, deren Zulieferer oder Flughäfen) hat massive Probleme und nahezu kein Unternehmen kann derzeit Covid-19 gänzlich ignorieren.
Es zeigt sich immer stärker, wie abhängig so manche Branche mittlerweile von globalisierten Lieferketten ist (und natürlich auch, wie schnell sich ein Virus ob unserer Reisegewohnheiten verbreiten kann) - es macht also durchaus Sinn, so manche Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte zu überdenken und darauf zu reagieren. Muss ja nicht wirklich alles in Asien produziert werden...
Nachdem die Weltwirtschaft (wie auch die heimische Wirtschaft) auch ohne Coronavirus 2020 schon auf der Kriechspur unterwegs war, scheint es für die Geldmarie durchaus wahrscheinlich, dass 2020 für die meisten Volkswirtschaften in einer mehr oder minder stark ausgesprägten Rezession endet. Pleiten plus ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit sind jedenfalls schon einmal vorprogrammiert und werden sehr bald in den neuen Wirtschaftsdaten zu sehen sein - hier stellt sich primär die Frage, wie lange die weltweite Ausbreitung von COVID-19 noch dauert.
Es ist anzunehmen, dass wir in der ersten Jahreshälfte in Europa wirtschaftlich noch massiv nach unten taumeln - kann man die Verbreitung aber ähnlich schnell wie in China eindämmen (das erfordert aber wohl drastische Maßnahmen in allen Ländern), könnte in der 2. Jahreshälfte schon wieder ein wenig die Wirtschaftssonne lächeln.
Katastrophal ist es natürlich, dass es das ohnehin schwächelnde Italien massiv getroffen hat: Die schon jetzt mieserablen Wirtschaftszahlen werden noch übler, die Staatsverschuldung wird weiter stark ansteigen und wird (erst wohl nach dem Ende der Pandemie) zu großen Diskussionen in der Eurozone (Staatspleite Italien?) führen. Klar ist schon jetzt: Die ohnehin schon niedrigen bis kaum vorhandenen Zinsen in der Eurozone bleiben uns wohl lange, wenn nicht gar lebenslang, erhalten.
Gab es am 9.3. noch den Crash bei den Ölpreisen, so brachen in den letzten Tagen auch die Börsen wiederum gewaltig ein und setzten neue Tiefpunkte: So ging der heimische ATX am Donnerstag mit einem Rekordminus von 13,65% aus dem Handel und ist auch am Folgetag sehr nervös unterwegs. Nervosität, die sich in den nächsten Wochen wohl prolongiert wird: Kleinen Korrekturen nach oben (wie im Freitag-Frühhandel) folgt dann auch gleich wieder ein Schlag nach unten. Den richtigen Zeitpunkt des Einstiegs zu finden, ist eine große Kunst (auch Glück gehört dazu) - ein Ausstieg ist aktuell nicht wirklich zu empfehlen...
So unklar es noch ist, wie lange uns die üble Thematik noch begleiten wird (mit Wochen ist in der westlichen Welt jedenfalls zu rechnen, weltweit gesehen vergehen sicher noch Monate, bis man überall erkannt hat, dass Covid-19 keinen Spaß kennt...), so ziemlich klar ist auch, dass die aktuellen Kursverluste an den Börsen für viele Anleger auch eine hervorragende Einstiegschance sein könnten:
Seit Mitte Februar ist z.B. der ohnehin nicht überbewertete ATX von 3.200 Punkten auf aktuell unter 2.000 Punkte gefallen - hat demnach ca. ein Drittel seines Wertes eingebüßt.
Die meisten Unternehmen des ATX (und natürlich auch an den anderen Börsen) werden die Corona-Wochen/Monate wohl mit einem blauen Auge überstehen: So haben Versorger wie Verbund, EVN, die Telekom oder auch die Post nur mit einem kleinen Minus zu rechnen und sind trotzdem schon im Zuge der internationalen Verkaufswelle deutlich nach unten gerasselt. Auch Banken- und Versicherungswerte sind derzeit deutlich billiger als noch vor einem Monat - könnten aber natürlich (im Falle einer längeren Rezession mit vielen Pleiten) dann sehr wohl noch ein mieses Jahr 2020 liefern.
Noch stärker betroffen sind natürlich weltweit tätige bzw. konjunkturabhängige Unternehmen wie Andritz, Wienerberger, voestalpine, Flughafen Wien oder gar die ölpreisabhängige OMV bzw. Ölfeldzulieferer Schoeller-Bleckmann.
Wer hier der Ansicht ist, dass das Virus schon in wenigen Wochen in der westlichen Welt auf dem Rückzug ist (Börsianer werden wohl schon ein statistisches Abflauen der Neuerkrankungen mit Käufen beantworten - genauso, wie sie jüngst ob des progressiven Anstiegs ruckzuck und panisch verkauft haben), wird derzeit eher die Covid-19-Statistiken ins Auge nehmen als die Börsenkurse.
Solide Unternehmen ("Blue Chips"), die nur einen kleinen Umsatzknick befürchten müssen, kann man wohl schon jetzt sehr billig zukaufen - bei zyklischen bzw. direkt von der Krise betroffenen Branchen (Luftfahrt, Öl, Tourismus etc.) braucht man wohl mehr Mut und vielleicht auch viel Geduld. Gut möglich, dass es hier die 2020er-Ergebnisse total verhagelt - 2021 sieht dann aber (vergleichsweise - und sollte sich diese kleine Corona-Pest nicht wiederholen) wohl schon wieder deutlich besser aus...
Eine alte Börsenweisheit (an die ich mich auch schon länger halte): Bei stark fallenden Kursen kaufen (soweit man auch an das entsprechende Unternehmen glaubt) und nicht verkaufen. Viele unroutinierte Privatanleger kaufen nämlich dann opportunistisch (aber dumm), wenn von Börsenhochs die Rede ist und verkaufen dann (entnervt) inmitten der nächsten großen Panik (wie aktuell eine vorherrscht) zu Tiefstkursen. Wer so agiert, sollte lieber zum Sparbuch wechseln...
Natürlich sind extrem fallende Aktienkurse beängstigend - aber ist das zugrundeliegende Unternehmen solide, wird sich auch der Kurs früher oder später wieder erholen.
Seitens Geldmarie schon deutlich sichbar: Aktuell informieren sich besonders viele Menschen über günstige Wertpapierdepots bzw. Online-Broker - wohl in in der Hoffnung auf (ein sich abzeichnendes) baldiges Ende der Pandemie und folgende Kurssprünge nach oben. Garantien gibt es dafür aber natürlich keine - gerade gierige Anleger ohne Vorwissen fallen mit Aktien oft kräftig auf die Schnauze.
So Sie auch an eine baldige Erholung der Märkte glauben (Garantien gibt es dazu genau Null - die aktuelle Szenerie ist gänzlich neu!), sehen Sie sich also genau an, was Sie da gerade billig kaufen und rechnen Sie auch damit, dass es zu Totalausfällen kommen kann bzw. Sie länger in die gewählten Aktien investiert bleiben (müssen). Gier ist ein schlechter Ratgeber!
Informationen zu günstigen Depots/Brokern gibt es hier: Broker vergleichen und hier: Wertpapierdepot
Jedenfalls zu wünschen: Gute Nerven - ein hektisches Auf und Ab ist in den nächsten Wochen an den Märkten garantiert.
Ad hoc-Meldung - März 2020