Vorab: Die Auswirkungen des nun weltweit auftretenden Coronavirus sind jetzt schon gewaltig und auch in Österreich sind wir alle mehr oder minder betroffen und werden uns wohl noch einige Wochen bzw. Monate anders bewegen, als dies bisweilen der Fall war. Eine seriöse Prognose für die Wirtschaft bzw. Finanzbranche ist dieser Tage wohl noch kaum möglich, weltweit betrachtet wird Corona (auch ob Totalversagen vieler Politiker, z.B. GB, USA) uns noch das Gesamtjahr 2020 beschäftigen, in Österreich wird es (ob durchaus guter Reaktion der Regierung, wiewohl es lokal auch Totalversagen gab) wohl hoffentlich nur das erste Halbjahr 2020 sein...
Keine Frage: Fast alle Unternehmen sind von der Corona-Krise massiv betroffen und der Staat bzw. auch die Finanzwirtschaft wird hier in vielen Fällen aushelfen müssen. Reisebüros, Tourismus, Fluglinien, Gastro, Geschäfte, Veranstalter etc. - da bedarf es schon einiger Anstrengungen, um keine Negativspirale auszulösen. Aber besser, 2020 legt das heimische Budget einen fetten Bauchfleck hin (wohl deutlich ärger als seinerzeit die Hypo-Alpe-Adria- und Finanzkrisenbudgets) und kann dann schon 2021 wieder sanieren...Schmerzlos wird das aber wohl keinesfalls...
Ein fettes Budgetdefizit 2020 ist jetzt schon sicher, die Staatsverschuldung wird 2020 deutlich steigen, Länder wie Italien, Spanien, Frankreich oder Griechenland benötigen wohl sehr bald finanzielle Krisenpakete. Der "Vorteil": Es wird wohl weltweit ähnlich ablaufen - die Eurozone ist also nicht alleine. Spekulationen auf Währungen etc. sollte man in den nächsten Monaten rasch weltweit verbieten.
Neben einem reduzierten Bruttoinlandsprodukt und höherer Staatsverschuldung wird auch die Arbeitslosenrate (schon im März) extrem stark ansteigen. Die aktuellen Kurzarbeitsregelungen können hier zwar helfen, dauert der Corona-Schas aber noch einige Monate, wird es Kündigungen en masse geben. Fällt die Sommertourismussaison aus (schwächer wird diese sowieso) ist eine Pleitewelle absehbar.
Problematisch ist in vielen Branchen auch die Tatsache, dass "echte" Arbeit im Lande immer häufiger von ausländischen Arbeitern geleistet wird - sind die Grenzen dicht (und das wird wohl noch länger der Fall sein), kommt so manche Branche in Logistikprobleme. Vereinzelte Versorgungsengpässe sind sowieso schon evident - verhungern wird bei uns aber sicher niemand!
Bezüglich Bargeld, Strom, Benzin etc. muss man sich ebenfalls keinerlei Sorgen machen - Bargeld (kurz einige Panikabhebungen) gibt es genug, die Stromversorgung Österreichs würde auch locker zu 100% mit Strom aus Österreich funktionieren (darüber hinaus ist derzeit ohnehin weniger Stromverbrauch aus der Industrie zu verzeichnen), Benzin, Diesel und Heizöl gibt es in Hülle und Fülle - derzeit und wohl noch viele Monate weltweit sogar im Überfluss sodass der Ölpreis 2020 wohl die meiste Zeit im Keller verbringt...
Beim Sparbuch gilt nach wie vor (und wohl auch nach der Corona-Krise) die Spareinlagensicherung (100.000 Euro) - Beträge darüber sollte man sicherheitshalber auf mehrere Institute verteilen. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Banken (höhere Kreditausfälle sehr wahrscheinlich!) sind zwar derzeit schwer abzuschätzen, die Branche wird sich aber mit Sicherheit rascher erholen, als seinerzeit in der Finanzkrise.
In den letzten Tagen war die "Krisenwährung Gold" wieder sehr stark nachgefragt - zeigt aber aktuell auch fallende Tendenz. Es ist in Paniktagen (deren die Geldmarie über die letzten Jahrzehnte doch schon einige gesehen hat) ziemlich üblich, dass so ziemlich alles fällt: Börsen, Öl, Edelmetalle.
Den Superstar unter den Edelmetallen, Palladium, hat es in den letztne Tagen richtiggehend zerfetzt: Von 2.856 Dollar die Unze crashte Palladium auf aktuell 1.630 Dollar runter, auch Platin und Silber sind derzeit deutlich billiger zu haben, als noch vor 3 Wochen...
Ob hier schon die Tiefstkurse des Jahres erreicht sind, weiß natürlich niemand: Nachdem Corona in der westlichen Welt eigentlich gerade erst am Anfang ist und gute Nachrichten (das wäre schon eine Stagnation der Infektionsraten) da und dort wohl noch auf sich warten lassen, ist auch bei den Edelmetallen nur völlig unklar, ob es nicht noch weiter nach unten geht.
Wer aktuell auf Immobilien setzt, könnte ausnahmsweise einmal danebenliegen: Die Immobilienpreise sind derzeit (ob langer Boomjahre nach der Finanzkrise) schon extrem hoch - durchaus möglich, dass hier auch einmal ein Crash in Sicht ist...
Aktien würde ich aktuell nur verkaufen, wenn man an die fixe Pleite eines Unternehmens glaubt - derzeit schlägt aber wohl eher die Stunde der Käufer!
Den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg zu erwischen, ist natürlich sehr schwer: Die Nachrichtenlage wird sich wohl in den nächsten Wochen nicht wirklich verbessern (die Erkrankungszahlen aus den USA oder GB sind wohl noch ziemliche "fake news" und werden noch massiv anziehen) - starke tägliche Schwankungen nach oben und unten sind fix.
Börsen neigen natürlich zur Überbewertung von negativen Nachrichten - werden aber genauso rasch wieder anziehen, sobald z.b. in Europa die Anzahl der Corona-Neuinfektionen zurückgeht. Wann das der Fall ist? Ein Blick nach Italien (besonders grausliche Zahlen) dürfte reichen - die meisten anderen Länder hatten deutlich mehr Zeit, sich vorzubereiten. Da und dort (GB, Spanien) kann sich die üble Zeit aber noch in die Länge ziehen...
Derzeit Aktien zu kaufen ist demnach natürlich absolute Spekulation, der geübte Aktionär schlägt aber normalerweise dann zu, wenn die Märkte am Boden liegen. Und derzeit ist nach unten wohl nicht mehr allzuviel Luft...
Selbst Versorger (wie z.B. Verbund, EVN, Telekom Austria, Post etc.), deren Geschäft dieser Tage nicht so dramatisch einbricht wie in anderen Branchen, sind in den letzten Tagen und Wochen massiv eingebrochen - wer an eine längere Krise glaubt und trotzdem Aktien kaufen will, geht hier auf "Nummer Sicher". Man sollte aber hier nur Geld investieren, dass man in nächster Zeit nicht benötigt!
Dies gilt noch viel mehr für von der Krise massiv betroffene Unternehmen wie FACC (Flugzeugzulieferer), OMV (Ölmarkt), Schoeller-Bleckmann (Ölfeldausrüster), Lufthansa (Fluglinie), Flughafen Wien (Flughafen) oder voestalpine (Stahlbranche) - hier locken sehr niedrige Einstiegskurse (die können natürlich auch noch nach unten gehen) - und bei rascher Erholung der Weltwirtschaft bzw. der jeweiligen Branche auch sehr hohe Kursgewinne. Auch Bankenaktien sind derzeit wieder höchst spekulativ und sehr abhängig, wie rasch die Coronakrise zu Ende geht...
Die aktuellen Lieblingsrubriken der Geldmarie-Besucher sind dem Prinzip Hoffnung gewidmet: Broker vergleichen und hier: Wertpapierdepot...
Abschließend noch Dank an die vielen Leute, die da draußen das Werkl am Laufen halten - und die Bitte, nicht weiter Klopapier, Dosen etc. in Unmengen zu hamstern: Das ist absolut nicht nötig - und auch hochgradig asozial.
Ad hoc-Meldung - März 2020