Eigentlich sollte ja die Windkraft in Österreich zwecks Erreichen von Klimazielen Jahr für Jahr um einige hundert Megawatt Leistung wachsen - 2020 ging es aber in die völlig falsche Richtung: Die installierte Leistung sowie auch die Anzahl laufender Windräder fiel sogar!
Mit 1.307 aktiven Windkraftwerken, welche eine Leistung von 3.120 MW aufweisen (=ca. 7 Mrd. Kilowattstunden Stromerzeugung) lag man zum Jahreswechsel 2020/2021 sogar um 26 Windräder und 39 MW Leistung hinter dem Vorjahreswert zurück.
Stefan Moidl von der IG Windkraft (die auch diese Zahlen veröffentlicht) sprach somit von einem "Tiefpunkt der Geschichte der Windkraft" - und dem ist wohl auch zuzustimmen: Erstmals in der Geschichte der Windkraft in Österreich waren sowohl Anlagen wie auch installierte Leistung fallend!
Nur -peinliche- 7 neue Windräder (Leistung 25 MW) wurden 2020 installiert, 33 Windräder (= 64 MW) wurden hingegen abgebaut.
Das klingt ja einmal nach kompletter Bankrotterklärung in Sachen Klimaziele, man sollte diesbezüglich aber auch wissen, dass 2020 ein Ausnahmejahr darstellte: Nachdem 2019 endlich der Warteschlangenabbau in Sachen Ökostromnovelle genehmigt wurde, wirkte sich die Genehmigung von sehr vielen Repowering-Projekten (=kleine Windräder werden durch neuere, deutlich ertragreichere und größere Windkraftanlagen ersetzt) 2020 auch negativ auf die Windkraftbilanz aus:
2020 wurden viele Anlagen abgebaut - diese werden aber 2021 und 2022 durch leistungsstärkere Kraftwerke ersetzt. Der Neubau oder Umbau einer Windkraftanlage dauert eben einmal rund 2 Jahre - auch die bürokratischen Hürden sind hier oft Bremser. Und der Ausbau 2021 und 2022 betrifft oft auch Projekte, welche schon vor 5 oder 6 Jahren genehmigt waren aber in der Förderschlange hängengeblieben waren und erst durch die Ökostromnovelle 2019 ins Laufen kamen.
2020 dürfte somit (hoffentlich) ein Ausnahmejahr darstellen, 2021 soll es lt. IG Windkraft wieder nach oben gehen: Eine Leistung von 3.396 MW soll bis Jahresende am Netz sein.
Damit deckt man rund 11-12% des Stromverbrauchs in Österreich - blickt man nach Deutschland, wo 2020 Windkraft für 27% der Nettostromerzeugung (Quelle ISE Fraunhofer) sorgte, sieht man, dass da auch in Österreich noch viel Luft nach oben gegeben ist.
Insbesondere das "Repowering" (kleine Anlagen durch viel größere Anlagen ersetzen) wird hier helfen - die Durchschnittsleistung eines neu installierten Windrads lag vor 2-3 Jahren noch bei rund 2 MW, 2020 bei 3,5 MW und soll 2021 schon bei ca. 4,3 MW liegen. Anlagen mit einer Leistung von 6 MW sind heute schon möglich - eine solche Anlage ersetzt 12 Anlagen aus der Windkraft-Pionierzeit!
2021 sollte in Sachen Windkraft am Jahresende jedenfalls wieder ein Plus stehen, 2022 ebenfalls - aktuell ist aber die Politik (insbesondere die Grünen) sehr gefragt, endlich das "Erneuerbaren Ausbau Gesetz" (EAG) rasch in Zahlen und konkrete Schritte umzusetzen. Denn die Vorlaufzeiten sind bei Windkraftwerken ja ziemlich lange...
2020 war leider nicht nur ein durchschnittliches bzw. da und dort auch unterdurchschnittliches Windjahr (was das Windaufkommen betrifft) sondern (politisch gesehen) ein wahres Seuchenjahr für die Politik in Sachen Klimawandel.
Mehr zur Entwicklung der Windkraft in den letzten Jahren finden Sie hier: Windkraft in Österreich
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2021