Die Nutzung des Windes als Energieträger ist weltweit seit langen Jahren bekannt. Waren es früher noch die Windmühlen, mit welchen z.B. Getreide gemahlen wurde oder mit denen man Wasser hob, so wurden diese seit einigen Jahrzehnten von Windrädern in der Zahl deutlich übertroffen. Strom aus Windkraftwerken wird auch in Österreich immer wichtiger.
Die ersten Windkraftwerke von Bedeutung wurden in Österreich in den 1990ern errichtet - schon vorher gab es immer wieder Versuche mit kleineren Anlagen, die in Sachen Behördengenehmigung oft ein wahrer Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratie waren...
Schön langsam erkannte man aber auch im bezüglich Ökostrom gesegneten Österreich (viel Wasserkraft!) die Notwendigkeit, sich in Sachen Stromproduktion auf mehrere Beine zu stellen. Neben Wasserkraft, Photovoltaik und Solar, Geothermie und Biomasse ist auch der Windstrom hierzulande mittlerweile von Bedeutung.
Von 2002 bis 2006 boomte die Windkraft in Österreich, dann aber wurden die Förderungen gekürzt und die Betrieber von Windrädern vollzogen ihre Projekte lieber im mehr oder minder benachbarten Ausland: Die Einspeistarife waren (und sind es teilweise sogar noch) dort einfach günstiger. So kam der Zubau bei Windkraft in Österreich zwischen 2007 und 2010 fast zum Erliegen - erst 2011 wurden ob der nunmehr wieder höheren Förderungen wieder viele neue Windräder errichtet und ab 2012 ging dann wieder so richtig die Post ab:
Ende 2013 zählte man in Österreich 872 Anlagen mit einer Leistung von über 1.684 Megawatt. Im Dezember 2014 wurde im Windpark Rohrau (bei Bruck an der Leitha/NÖ) das 1.000ste Windrad Österreichs errichtet, zum Jahreswechsel 2014/2015 waren dann 1.016 Anlagen mit einer Leistung von 2.095 MW in Betrieb, welche im Jahr ca. 4,5 Milliarden kWh produzieren.
2015/2016 war lt. IG Windkraft eine Leistung von ca. 2.409 MW installiert, 1.117 Windräder sorgten somit für eine Stromjahresproduktion von 5,2 Mrd. Kilowattstunden (8,7% des Stromverbrauches in Österreich), die 1,48 Mio. Haushalte versorgen kann. Die Zahlen zum Jahreswechsel 2016/2017: Installierte Leistung 2.632 MW (ca. 5,7 Mrd. kWh im Durchschnittsjahr) - 1.191 Windräder sorgten für ca. 8% des heimischen Strombedarfs.
Der Ausbau in Österreich hat sich zuletzt aber wieder deutlich verlangsamt - bereits fertige Projekte müssen deutlich länger auf eine Genehmigung der Förderung (ohne die ein Betreiben von Windkrafträdern ob der aktuell niedrigen Strompreise noch nicht rentabel wäre) warten bzw. laufen sogar Gefahr, gar nicht umgesetzt zu werden.
Auch 2018 lief in Sachen Ausbau nicht wirklich gut: 1.313 Windräder (+ 53 Stück, so manche kleinere Anlage wurde aber durch leistungsstärkere Anlagen ersetzt) mit einer Gesamtleistung von 3.045 MW standen zu Jahresbeginn 2019 am Start, was einer Stromerzeugung von ca. 7 Milliarden kWh pro Jahr entspricht und rund 11% des Jahresstromverbrauchs Österreichs abdeckt.
2019 fiel der Ausbau wieder mager aus: 1.340 Windkraftwerke mit 3.159 MW Leistung waren zum Jahresende 2019 gegeben. 2020 ist nur ein geringer Zuwachs zu erwarten (es wurde sogar ein Minus!), erst 2021 und in den Folgejahren kann man ob des längst fälligen Warteschlangenabbaus (von bereits genehmigten Projekten) wohl endlich wieder auf einen starken Zubau hoffen, was weiter passiert, wird wohl erst 2021 mit dem "Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz" politisch bestimmt...
2020 war dann für die Windkraft ein Trauerjahr: Zum Jahreswechsel 2020/2021 waren mit 1.295 Kraftwerken (Leistung 3.120 MW) sogar weniger Kraftwerke und weniger installierte Leistung vorhanden, als 1 Jahr davor. Das resultierte aber aus vielen Repowering-Projekten (wo zuerst die kleinen alten Anlagen deinstalliert werden und erst später stärkere Anlagen folgen), welche ab 2021 (einige Wiederinbetriebnahmen) wieder für mehr Leistung sorgen.
Ende 2021 zählte die IG Windkraft dann 1.307 Windräder mit einer Leistung von 3.300 MW (entspricht einem Zubau von 195 MW) - 2021 wurden 57 Windräder abgebaut und 69 (stärkere) Anlagen in Betrieb genommen. Für 2022 rechnet man mit 106 neuen Anlagen und einem Zuwachs von 427 MW Leistung.
Zum Jahresende 2022 waren es dann laut IG Windkraft 1.374 Windräder mit einer Leistung von 3.586 MW (Zuwachs 2022: 289 MW). 2022 wurden 22 Anlagen abgebaut und 90 neue Windkraftwerke in Betrieb genommen - man lag damit deutlich hinter den Ausbauerwartungen.
Mit Jahresstart 2024 zählte man dann 1.426 Windräder mit einer Leistung von 3.885 MW - der Zuwachs 2023 (Netto 312 MW) blieb demnach wieder deutlich hinter den Ausbauzielen. 2024 ist ein noch geringerer Zubau zu erwarten.
Hier der "Windrad-Counter" der IG Windkraft:
Die neuen Anlagen haben mittlerweile eine Leistung von durchschnittlich 5,26 Megawatt. Kleinstanlagen von Privaten sind zwar vielleicht nett für die Umwelt - rechnen sich aber derzeit (ohne Förderung) noch nicht.
Windkraft war länger leider (wie auch alle anderen neuen Stromvarianten) auf Förderungen angewiesen - was den jeweiligen Wirtschafts- bzw. Finanzminister häufig in den Clinch mit dem Umweltminister bringt. In der Regel ist aber der Wirtschaftsminister etwas mächtiger als der Umweltminister. Mit den Verwerfungen am Energiemarkt 2022 sollte sich dies aber ändern - bei hohen Strompreisen wären Förderungen gar nicht mehr notwendig (nur ein Netz nach unten) - vielmehr treten die Probleme mit Widmungsvorschriften, Netzanschlüssen, Gemeinden und Ländern in den Vordergrund.
Während der Osten Österreichs in Sachen Photovoltaik etwas benachteiligt ist (viel Nebel im Winter), sieht es in Sachen Windkraft dort deutlich günstiger aus. Das Burgenland kann - zumindest rechnerisch, der Wind weht ja nicht rund um die Uhr - schon länger seinen gesamten Energiebedarf mit der eigenen Windkraftproduktion abdecken und ritterte mit Niederösterreich lange um den Titel "Windkraftbundesland Nr. 1".
Aktuell (Stand 2024) sieht es danach aus, dass Niederösterreich wohl weiterhin die Nr. 1 bleiben wird, die Zuwachsmöglichkeiten sind hier auch höher als im relativ kleinen Burgenland.
Hier die Anzahl der Windkrafträder nach Bundesland sowie deren Leistung in MW zum Jahreswechsel 2023/2024 lt. IG Windkraft:
In Salzburg, Tirol und Vorarlberg ist die Windkraft leider noch immer nicht angekommen - aber auch dort rumort es teilweise schon...
Windkraft simpel erklärt: Der Wind setzt die Rotorblätter (aufgrund der durch Wind entstehende Druckunterschiede zwischen den Rotorblättern) in Bewegung. Diese geben die Energie über eine Narbe weiter und drehen im Inneren der Windradgondel die Antriebswelle.
Die Antriebswelle ist mit einem Getriebe verbunden, welches die Rotationsgeschwindigkeit an die Anforderungen des dann folgenden Generators anpasst, welcher über magnetische Felder die Bewegungsenergie dann in elektrische Energie wandelt.
Diese Energie wird dann mittels Transformator auf höhere Spannungen umgewandelt und ins Netz eingespeist.
Im Winterhalbjahr werden übrigens ca. 60% der Windenergie erzeugt - was durchaus vorteilhaft ist, da in der kalten Jahreszeit auch mehr Strom benötigt wird.
Natürlich werden viele der heimischen Windrädern auch schon von heimischen Landesversorgern betrieben - auch diese haben erkannt, das ein Strommix in Hinkunft breiter werden muss und Ökoenergie auf dem Vormarsch ist.
In Österreich kann man sich aber auch an spezialisierten Windkraftunternehmen direkt beteiligen: So gibt es (außerhalb der Börsen) Aktien von 3 Unternehmen zu kaufen, welche sich primär mit Windkraft beschäftigen.
Die WEB Windenergie AG, die oekostrom AG und die Windkraft Simonsfeld AG bieten entweder gerade neue Aktien an oder man kann sich auf den Handelsplätzen dieser Unternehmen (auf der jeweiligen Homepage zu finden) "alte" Aktien kaufen. Mehr Infos dazu auf den Internetauftritten dieser Windkraftunternehmen, welche Sie bei den Linktipps finden.
WEB und Windkraft Simonsfeld haben auch schon Unternehmensanleihen ausgegeben, welche sehr gut nachgefragt waren.
Nachdem die Errichtung eines eigenen Windkraftwerkes noch zu kostenintensiv ist und mit einigen behördlichen Auflagen und Verfahren verbunden ist (und wohl noch länger bleiben wird), ist der Kauf von Aktien oder Anleihen solcher Unternehmen sicher auch eine sinnvolle Tat. Nachhaltig wirtschaftlicher Erfolg hat sich bei den genannten Unternehmen schon eingestellt. Ob des technischen Fortschritts bei den Anlagen und den in Zukunft wohl höheren Strompreisen spricht aber schon sehr viel für das Zukunftsinvestment Windkraft! Mittlerweile sind die Aktien genannter Unternehmen schon deutlich teurer geworden - aber auf längere Sicht vielleicht nach wie vor ein Kauf...
2014 und 2015 lag der garantierte Einspeisetarif für Windstrom bei 9,36 Cent bzw. 9,27 Cent pro kWh (garantiert auf 13 Jahre).
2016 gab es für für neue beantragte Projekte 9,04 Cent und 2017 waren es dann 8,95 Cent.
2018 waren es 8,20 Cent, 2019 8,12 Cent - Beträge, mit denen die Windkraftbetreiber aber wohl immer noch positiv wirtschaften können - soweit sie (ob der hohen Nachfrage) überhaupt eine geförderte Anlage errichten können...
Für die 2020 neu errichteten Windkraftwerke (Stichwort "Aktion Warteschlangenabbau" der rund 200 bis 2019 genehmigten WKW) gab es dann wiederum 8,12 Cent pro kWh, für spätere Projekte bildete sich eine neue Warteschlange...
Lange wartete man dann auf Details bezüglich des Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) - bis zum Inkrafttreten einer neuen Verordnung galten die Vorjahrestarife mit einem Abschlag von jährlich -1% weiter. Die EAG-Marktprämienverordnung aus dem Oktober 22 (Höchstpreis für Windkraft 8,22 Cent) war dann auch kein "Burner": So beteiligte sich bei einer Ausschreibung 2023 kein einziges Unternehmen...
Kein Wunder, waren die 8,22 Cent ob gestiegener Anlagekosten auch keine ausreichende Absicherung - und bei der Marktpreisverordnung müssen Teile von höheren Erträgen (bei höheren Verkaufspreisen) an die Förderstelle bezahlt werden. In der zweiten Jahreshälfte 2023 wurde die Marktprämie dann auf 9,28 Cent/kWh angehoben - da sollte sich dann bei den nächsten Ausschreibungen wieder etwas mehr tun...
Neue Projekte dauern in der Planung und Genehmigung oft 5-8 Jahre - für die Jahre 2023, 2024 und 2025 wird es somit wohl unmöglich, die Ausbauziele (500 MW jährlich) zu erreichen, schließlich ist ein Windkraftwerk (bei Photovoltaik geht es deutlich rascher) nicht von heute auf morgen aufgestellt. 2023 betrug der Zuwachs noch 312 MW, 2024 werden es lt. IG Windkraft gar nur 104 MW sein...
Geldmarie-Linktipps: