Wenn selbst der seriöse Bören-Kurier als Headline mit "Bitcoin wieder in aller Munde" titelt und auch die Geldmarie wieder häufiger gefragt wird, ob man da nicht einsteigen sollte, wird es wieder einmal Zeit, die eigene Meinung zu Bitcoins bzw. anderen Kryptowährungen kundzutun.
Die Meinung ist relativ klar: Kryptowährungen sind reine Spekulation. Oft auch Spekulationsblasen.
Die großen Gewinner stehen schon lange fest: Wer 2010 10 Cent in ein paar Bitcoins investiert hat ist heute reich. 27.220 Euro bezahlt man aktuell pro Bitcoin (am 8.1.2021 waren es deren gar 34.317 Euro bzw. 41.934 Dollar). 2013 kostete ein Bitcoin erstmals über 1.000 Dollar, 2017 waren es schon 10.000 und aktuell pendelt der Bitcoin-Kurs hektisch irgendwo bei 33.000 Dollar herum. Blöd, wer da 2010 eingestiegen ist und dieser Tage die Zugangsdaten nicht mehr findet...
Für schwache Nerven sind Kryptowährungen keinesfalls geeignet - für Spekulanten aller Art hingegen wunderbar. Auf große Kursdifferenzen wird gewettet (runter oder rauf, ganz egal) und je häufiger auf den Wirtschaftsseiten von neuen Höchstständen oder spektakulären Kursgewinnen zu lesen ist, desto mehr (in der Regel gänzlich ahnungslose) Menschen interessieren sich für Bitcoin und Co.
Was eine Kryptowährung bzw. ein Bitcoin (mit Abstand die populärste Kryptowährung) überhaupt ist, interessiert die wenigsten Leute - die meisten haben sich nicht einmal den wikipedia-Eintrag (Link am Ende des Artikels) darüber durchgelesen. Und wenn doch, haben diesen Eintrag wohl nur Programmierer bzw. sehr technikaffine Personen größtenteils verstanden. Auch die Geldmarie versteht da übrigens nicht alles - keine Schande, meine ich.
Zwecks Anlage sollte man aber jedenfalls die Finger von Sachen lassen, die man nicht einfach erklären kann bzw. versteht - Bitcoin, Ethereum, Tether, Ripple, Litecoin & Co. gehören eindeutig zu den schwierig zu verstehenden Dingen. Für Spekulation (wie man auch immer dazu steht) o.k. - zur Anlage: Keinesfalls.
Da Bitcoin (und auch andere Kryptowährungen) nur in begrenzter Anzahl vorhanden sind, steigen die Kurse gerade in Zeiten eines neuen Hypes (den wir gerade erleben bzw. erlebt haben) ob starker Nachfrage rasant - teilweise konnten in den letzten Wochen Bestellungen gar nicht ausgeführt werden.
Bitcoins werden (neben der häufigen Verwendung als Schwarzgeld) mittlerweile auch häufiger von wirklich Vermögenden als Sicherheit im Portfolio (ähnlich wie Gold) verwendet - das scheint zwar für den normalen Anleger unlogisch, für den Milliardär ist es aber hingegen ziemlich egal, wenn da die eine oder andere Million auch spekulativ in Bitcoins investiert wird.
Keine Frage: Das Vertrauen in die Finanzwelt ist seit der Finanzkrise (zurecht) massiv beschädigt und Corona beschert uns aktuell die nächste Finanzkrise (da stehen wir wohl erst am Beginn) - dass dies ein guter Boden für alternative Anlagen (deren es ja nicht besonders viele gibt) ist, ist evident.
Während der Millionär (oder auch der Milliardär) maximal einen kleinen Teil seines Vermögens in Kryptowährungen steckt, steckt der Laien-Crypto-Fan in der Regel gerade dann sein sauer erspartes Geld in einen aktuellen eHype, der dann auch rasch wieder abflauen kann. Und verkauft enttäuscht üblicherweise auch genau dann, wenn die Kurse sich auf Talfahrt begeben.
Am Stammtisch (so der dann wieder besucht werden kann) erzählen die Krypto- und Bitcoinhelden natürlich nur von ihren Gewinnen - dass hier sehr viele Menschen auch schon viel Geld verloren haben und noch verlieren werden, ist eine andere Geschichte, die man selten hört.
Vielleicht bin ich bezüglich Kryptowährungen auch ja einfach zu konservativ eingestellt und ein Erziehungsprodukt der alten Finanzwelt (wiewohl der neuen Finanzwelt oft nicht unaufgeschlossen) - Bitcoins & Co. sind für mich aber primär negativ zu sehen: Was Bitcoin kann, kann in ähnlicher Art und Weise schon jedes Bankkonto (via Kreditkarte, Chip, Handy etc.), Bitcoins begünstigen Schwarzgeld und auch Steuerbetrug und brauchen auch unglaubliche Mengen Strom.
Darüber hinaus können theoretisch unbegrenzt viele verschiedene Kryptowährungen erschaffen werden - so wird wohl früher oder später seinen "Libra" (der jetzt "Diem" heißen soll) herausbringen und auch weitere neue "Pyramidenspiele" werden wohl folgen. Nicht unwahrscheinlich, dass auch Zentralbanken hier dem Trend folgen werden - auch die EZB arbeitet schon an einem digitalen Euro...
Weitere Kryptowährungen sind für mich aber nur weitere Spekulationsblasen, die sich auch wunderbar in die (weltweit) aufgeblähte Währungspolitik der letzten Jahrzente einfügen. Wiewohl eine "echte" Währung (Euro, Dollar...) immer noch realer ist (und auch politisch noch sehr lange weiter aufrechterhalten wird) als jede Kryptowährung) - denn bei Währungen ist immerhin noch ein Schuldner definiert.
Bei Kryptowährungen sind Blasen jedenfalls vorprogrammiert - bei echten Währungen halten diese Blasen wohl noch länger. Denn ein Platzen der aktuellen Hauptwährungen (Dollar, Euro...) kann und will sich eigentlich niemand vorstellen - die Politik und die Finanzwelt werden (trotz in den nächsten Jahren aufkommender Diskussion) dies wohl zu verhindern (verschieben) wissen.
Dass Bitcoin und Co. trotzdem auf weitere Höchstkurse (von 100.000 Dollar und mehr ist da dieser Tage zu lesen) hochspekuliert werden könnten, ist übrigens natürlich nicht auszuschließen;-)
Und an die Tendsurfer: Besser Hände weg!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2021