Demnächst wird (im Gegensatz zum Sommer) wohl hierzulande kein Politiker mehr behaupten, die Pandemie wäre vorbei oder es gäbe keinen Lockdown mehr. Gerade geht Lockdown Nr. 4 ins Fadeout und Lockdown Nr. 5 könnte ob der Omikron-Variante schon in den ersten Wochen des neuen Jahres für die nächsten Sorgenfalten sorgen. Noch ehe 2022 beginnt, ist der Wirtschaftshimmel schon wieder ziemlich bewölkt.
Auch die politische Lage ist weltweit derzeit alles andere als entspannt - Idioten allerorten sorgen rundum für politische Zores: Von Russland über Weißrussland hin zur Ukraine, von den USA, Großbritannien bis China und an vielen weiteren Orten kann da rasch ein "Black Swan" auftauchen, der die -an und für sich noch soliden- Wirtschaftsprognosen schwer über den Haufen wirft und die nächste Delle in der ohnehin schon angeschlagenen Budgetkarosserie schlägt.
Aber bleiben wir einmal im Lande und sehen uns einmal die eher erfreulichen Prognosen an, die uns die Wirtschaftsforscher da für 2022 geben:
Nachdem auch 2021 durch Corona ziemlich versaut wurde und trotzdem zum Katastrophenjahr 2020 einigermaßen gut abschneiden wird, kann man (ohne unerwartete Negativszenarien) auch 2022 wieder mit einem soliden Wirtschaftswachstum rechnen. Die zuletzt vom WIFO prognostizierten 4,8% werden es aber wohl nicht werden - auch 2022 ist mit Ausgangsbeschränkungen (jedenfalls für Ungeimpfte) bzw. sogar mit Lockdowns zu rechnen. Viel wird davon abhängen, ob die Impfpflicht in Österreich mit Februar 2022 für eine ausreichende Immunität sorgen kann und ob noch weitere Mutationen ins Spiel kommen.
Aber schon die Tatsache, dass man sich schon 2021 ein wenig an Corona gewöhnt hat (im Gegensatz zu 2020, als sich viele noch nicht aus dem Haus wagten...) und Mittel und Wege gefunden hat, soziales Leben doch einigermaßen stattfinden zu lassen, wird das BIP 2022 wieder etwas anschieben. Selbiges gilt auch für den Tourismus, der ja z.B. in der Wintersaison 2020/2021 quasi einen Totalausfall hinnehmen musste und nun und wohl auch Anfang 2022 doch ein wenig öffen kann. Auch wenn der Wintertourismus heuer sehr mager ausfallen wird - er kann nur besser werden als im Vorjahr...
Selbiges gilt wohl auch für das Bruttoinlandsprodukt im Verhältnis zu den Staatsschulden: Hier schätzte das WIFO zuletzt (noch vor den bösen Omikron-News) eine erste Erholung der Staatsschuldenquote auf 80% des BIP - weitere Lockdowns und diverse internationale Krisen (derzeit nicht unwahrscheinlich) machen diese Prognose aber derzeit äußerst unsicher.
Zum Glück für (fast alle) Staatshaushalte bleiben die Zinsen aber auch 2022 im Keller - insbesondere in Europa ist das eine gute Nachricht für Schuldner und eine weiterhin klare Ansage für Sparbuchsparer, sich etwas einfallen zu lassen. Für Sparer (egal welche Sparform) ist der Realwertverlust weiterhin Dauergast - wohl auch noch in den nächsten Jahren...
Apropos Realwertverlust: Der wird 2022 wohl weiter höher ausfallen! Die Inflation wird sich nämlich auch im ersten Halbjahr 2022 in fast schon unbekannte Höhen bewegen. Rohstoffknappheit, Chipmangel, politische Streitigkeiten, Energiehunger etc. sorgen in Österreich für Inflationsraten von wohl 4-5% - dies zumindest im 1. Halbjahr 2022. Dann könnten/sollten sich die Märkte aber einmal wieder beruhigen und normalisieren - damit dann auch die Inflationsrate. Es wäre übrigens (politisch) klug, da und dort (wo man politisch Zugriff hat) inflationsgebundene Preiserhöhungen kurz auszusetzen.
Nachdem die Wirtschaftskrise primär durch staatliche Hilfen (= Explosion der Staatsverschuldung, fand ich aber zumeist als gute Maßnahme) gut abgefedert wurde, wird es nach Auslaufen der Corona-Hilfen wohl zu einer Pleitewelle kommen. So manche "Zombiefirma" füttern die Steuerzahler durch - sobald die Corona-Hilfen eingestellt werden, steigen wohl auch die Pleiten wieder deutlich an und eine Pleitewelle ist durchaus realistisch.
Wann das eintritt, ist jetzt noch schwer zu beurteilen (das bestimmt wohl das Virus bzw. dessen Verbleib) - Pleitewellen werden sich dann aber auch aufs BIP und ganz sicher auf die Arbeitslosenzahlen auswirken, die sich 2021 durchaus gut entwickelt haben. Sogar Fachkräftemangel in vielen Branchen wird kolportiert! 2022 soll diesbezüglich lt. WIFO noch gut aussehen und die Arbeitslosenquote soll weiter sinken.
Die häufigste Frage dieser Tage an die Geldmarie seitens Freunde/Bekannte mit mehr oder minder viel Geld und Sparbuchvorliebe: Wie soll ich mein Geld anlegen, die Inflation frisst das ja auf?!
Eine Pauschalantwort auf diese Frage gibt es natürlich nicht - denn so individuell wie die richtige Anlagestrategien der Menschen sind auch deren Bedürfnisse bzw. Pläne. In unseren Rubriken Anlagebarometer sowie Anlagebarometer finden Sie aber einige aktuelle Anlagevarianten bzw. eine Gesamtbeurteilung fast aller Anlagemöglichkeiten.
Wer zumindest die Inflation wettmachen will (was 2021 und 2022 schon schwierig genug wird) muss jedenfalls weg vom Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld und sich in risikoreichere Anlageformen begeben.
Aktien sind hier natürlich eine Möglichkeit (bzw. Fonds, fast man selber Null Ahnung hat und sich auch nicht einlesen will) - passen Sie hier aber unbedingt auf eine breite Streuung auf. Also nicht alles auf einen Wert setzen und auch nicht irgendwelchen Trends hinterherlaufen...
Bei Aktien setzt die Geldmarie derzeit auf Energiewerte, Pharmawerte oder die Verpackungsindustrie - Energie- bzw. Versorgerwerte sind von der Krise kaum betroffen bzw. haben sogar profitiert. Hier aber primär auf Unternehmen, die schon bewiesen haben, dass sie profitabel arbeiten...
Bei Immobilien wäre ich schön langsam vorsichtig (da bläst sich schon länger etwas auf - bis zum Platzen kann es aber natürlich noch länger dauern), ein wenig Gold im Anlagemix (5-10%) ist wohl langfristig gesehen auch kein Fehler.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2021