Kaum eine Sparform hat in den letzten Jahren derart an den Niedrigzinsen gelitten wie das Bausparen. Seit der Reduktion der Bausparprämie mit dem Sparpaket 2012 hat sich die Anzahl der Bausparer (in der Ansparphase) massiv reduziert. Waren es 2013 noch rund 5,1 Mio. Bauspar-Ansparverträge, so wurden im letzten Quartal 2022 nur noch 3,1 Mio. Verträge gezählt.
Neben den niedrigen Zinsen und der äußerst bescheidenen staatlichen Bausparprämie (2009 waren das z.B. noch nette 4% auf die jeweilige Jahreseinzahlung) ist natürlich auch ein Wandel bei der Geldanlage zu beobachten. Für jüngere Menschen wurde Bausparen immer "uncooler" - und so mancher verzockte sein Geld lieber mit Kryptowährungen oder Aktien. Und die klassischen Bausparer (der "Aufbaugeneration") sterben dieser Tage langsam aus. Auch die lange sehr niedrigen Zinsen für Immobilienkredite seitens Banken haben sich wohl negativ auf die Anzahl der Ansparverträge ausgewirkt - so mancher Kreditnehmer hat wohl auf die Wartezeiten/Ansparphase verzichtet...
Nach wie vor handelt es sich beim Bausparen natürlich um eine konservative Sparform (mit Einlagensicherung!) - als Ansparvariante bzw. als Basisprodukt für einen später folgenden Bausparkredit bleibt der Bausparvertrag nach wie vor eine Option!
Laut jüngeren Medienberichten hat sich die EZB-Anhebung der Leitzinsen nunmehr auch schon positiv auf die Neuabschlüsse bei den heimischen Bausparkassen ausgewirkt - es gilt hier aber zu erwähnen, dass die Vergleichswerte aus den Vorjahren ziemlich niedrig waren.
Von einem "Bauspar-Boom" kann demnach derzeit keinesfalls die Rede sein - es wäre für die Bausparkassen wohl schon ein Erfolg, den langjährigen Abwärtstrend bei den Ansparverträgen zu stoppen.
Waren die Gesamteinlagen von Bausparverträgen historisch immer höher als die aushaftenden Bauspardarlehen, so hat sich dies 2020 geändert: Im 4. Quartal 2022 lag die Darlehenshöhe bei Bausparverträgen bei 19,97 Mrd. Euro, die Spareinlagen hinkten mit 14,73 Mrd. Euro schon deutlich hinterher.
War es in den letzten Jahren ob der Niedrig- bis Nullzinsen fast egal, welche Ansparvariante man beim Bausparen wählt, so kommt nun ob der jüngsten Zinserhöhungen wieder etwas Farbe ins Spiel:
So weist z.B. die s Bausparkasse derzeit beim Bausparen mit fixen Zinsen eine Effektivverzinsung (vor KESt.!) von 1,34% bis 2% aus (bei 100 Euro monatlicher Sparleistung), beim Einmalerlag von 7.200 Euro für die 6 Jahre Laufzeit sind es dann schon 1,88-2,20% (vor KESt.!). Vor einem halben Jahr lag man hier noch bestenfalls bei 0,5-1%...
Alle Bausparkassen bieten mittlerweile auf das erste Vertragsjahr Fixzinsen von 3 bis 3,25% an - wie es dann in den folgenden Jahren läuft, ist im wahrsten Sinne des Wortes variabel.
Bei der s Bausparkasse gibt es hier z.B. 3% Fixzinsen auf 12 Monate und dann einen variablen Tarif von 0,1% bis 4,25%. Wie sich dieser entwickelt, entscheidet der 12-Monate-Euribor (derzeit bei 3,45%), von welchem zum jährlichen Stichtag 80% als Verzinsung herangezogen werden.
Aktuell würde sich die Geldmarie eher für einen variablen Tarif entscheiden - sollten die Zinsen dann doch wieder stark sinken, ist das Verlustrisko ohnehin ziemlich überschaubar.
Auch sind am Markt schon Fixzinsen für die ganze Laufzeit zu finden - so z.B. bei der s Bausparkasse fix 3% für die ersten 12 Monate und dann fix 1% bei monatlicher oder jährlicher Zahlung bzw. 1,5% fix für einen Einmalerlag von 7.200 Euro.
Die staatliche Prämie (maximal 18 Euro pro Jahr) kommt hier noch hinzu, die KESt. für die Zinsen wird natürlich noch jährlich abgezogen und auch eine "Kontoführungsgebühr" fällt überall an.
Auch wenn man 2023 mit dem Bausparen sicher wieder deutlich unter der Inflationsrate liegen wird, ist für sicherheitsbedachte Sparer der Bausparer wieder ein kleines Stückchen interessanter geworden. Nunmehr sind Bausparverträge zumindest schon wieder deutlich besser, als das Geld am ungebundenen Sparbuch herumkugeln zu lassen, am Girokonto zu belassen oder gar unter der Decke zu verstecken.
Auch im "klassischen Anlagemix" (kombiniert mit auch risikoreicheren Sparformen) hat das Bausparen nach wie vor einen berechtigten Platz - insbesondere wenn es noch gilt, anzusparen.
Ob das Bausparen die Kurve kriegt und ein Comeback feiert, bleibt noch abzuwarten - eine Erhöhung der maximalen Einzahlungsbeträge bzw. der Bausparförderung wäre durchaus längst fällig!
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Februar 2023