In den letzten Jahren hat sich in Deutschland in Sachen Stromerzeugung sehr viel getan. Vor 15 Jahren dominierte in Germany noch der Atomstrom und auch Braunkohle und Steinkohle sowie Gas wurden primär für die Herstellung von Strom herangezogen.
Wie in kaum einem anderen Land hat Deutschland hier eine ziemlich eindrucksvolle Trendwende geschafft - wiewohl der Ökostromanteil an der Gesamtproduktion (2024: rund 63%) natürlich noch weiterhin deutlich hinter dem Anteil Österreichs (2024: rund 89%) zurückliegt.
Als einstige "Dreckschleuder" haben sich die Anteile von Erneuerbaren Stromquellen in Deutschland seit 2010 massiv verbessert: Lagen diese 2010 lt. ISE Fraunhofer (alle Daten, siehe auch Link ganz unten) noch bei bescheidenen 19%, waren es 2015 schon 33% und 2020 schon erstmals knapp über 50%.
2023 schaffte man schon fast 60% Ökostromanteil und 2024 waren es schon fast 63%. 2024 ist auch das erste Jahr, in welchem in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert wurde.
Der Ausbau von Ökostrom wird aber nun von Jahr zu Jahr schwerer: Deutschland hat nämlich nicht derart viele Laufkraftwerke oder Speicherkraftwerke in den Bergen und muss bei Wind- oder Sonnenmangel weiterhin Gas oder Kohle verbrennen.
Weht hingegen der Wind, welcher in Deutschland schon seit einigen Jahren Nr. 1 bei der Stromerzeugung ist, sieht die Ökobilanz fein aus: So konnte man in Deutschland sogar an den ersten Tagen des neuen Jahres 2025 mehr Strom erzeugen, als gebraucht wurde. 8,99 TWh Erzeugung stehen einem Verbrauch von 8,11 TWh gegenüber - starke 47% der Gesamtproduktion entfiel dabei auf Wind (onshore und offshore).
Stellt man die Stromproduktion 2024 in Deutschland dem Stromverbrauch gegenüber, resultiert allerdings wieder ein kleines Minus: 413,6 TWh Erzeugung versus 438,5 TWh Verbrauch resultieren aus einem stärkeren Erzeugungsrückgang und nur einem kleineren Verbrauchsrückgang.
Bei der Gesamt-Stromerzeugung blieben die Erneuerbaren mit rund 259 TWh ziemlich stabil (Anteil 62,7%), die Fossilen reduzierten sich von 169 auf 154 TWh.
Mit 111 TWh Stromerzeugung aus Onshore-Windkraftwerken sowie fast 26 TWh aus Offshore-Windanlagen war der Wind in der deutschen Stromerzeugung 2024 wiederum klare Nr. 1 - und wird es auch 2025 bleiben. Im Vorjahresvergleich fiel die "Windstromernte" aber etwas geringer aus - 2023 wurden noch insgesamt 139 TWh Windstrom erfasst. Die rund 137 TWh Windstrom anno 2024 entsprachen aber immerhin ca. 33% der Gesamterzeugung!
Braunkohle kam mit rund 71 TWh auch 2024 auf den 2. Platz im Stromerzeugungsranking Deutschlands. 2023 waren es noch rund 78 TWh gewesen.
Auf Platz 3 folgt schon die Photovoltaik (bzw. Solar). Fast 59 TWh sind wiederum eine Steigerung im Vorjahresvergleich - 2023 waren es noch rund 53 TWh Solarstrom gewesen. 2024 waren es somit rund 14% der deutschen Stromerzeugung - der Eigenverbrauch bzw. die Batteriespeicher in den Haushalten sind in diesen Zahlen wohl gar nicht dabei...
In Österreich kam man übrigens 2024 schon auf 9,6% Stromerzeugung via Sonne - nachdem wir hier Deutschland lange Jahre nachgehinkt sind, hat seit 2022 eine starke Aufholjagd begonnen, die wohl primär dem Herrn Putin und seinen Haberern geschuldet ist...
Sonnenstrom hat in Deutschland schon die Stromerzeugung aus Gas überholt (bei uns wird das wohl 2025 der Fall sein) - trotzdem wurde Gas 2024 dort häufiger zur Verstromung eingesetzt als noch ein Jahr davor. 48 TWh nach 46 TWh wurden hier errechnet.
Während bei uns die Biomasse noch ein ziemlich bescheidenes Dasein fristet, haben die (früher hohen) Förderungen in Deutschland der Biomasse auch wieder einen schönen Anteil am Gesamtkuchen beschert: 2024 waren es rund 37 TWh, welche für fast 9% der Gesamterzeugung sorgten.
Auf den weiteren "Rankings" (in Klammer der Prozentanteil 2024): Steinkohle (6%), Laufwasser (5%), Müll (2%), Öl (1%), Sonstige (1%).
In Deutschland entscheidet wohl auch 2025 der Wind primär darüber, ob man den Anteil der Erneuerbaren wiederum ausbauen kann. Mehr Wind = höhere Anteile, weniger Wind = niedrigere Anteile.
Nachdem die Deutschen den Umstieg auf Erneuerbare deutlich früher eingeleitet haben als wir in Österreich, ist der Zuwachs in den nächsten Jahren wohl nicht mehr so deutlich - und auch die Politik Deutschlands dürfte hier wohl zukünftig bremsen...
Nachdem der Windertrag 2024 aber nicht besonders stark ausfiel und bei der Photovoltaik wohl wieder leichte Zuwächse zu erwarten sind, ist ein Zuwachs beim Ökostrom auch 2025 eher wahrscheinlich als ein Rückgang. Der Gesamtanteil könnte auch steigen, wenn die deutsche Industrie weiter dahindümpelt (durchaus wahrscheinlich) - dann könnte die Stromerzeugung 2025 auch wieder den Stromverbrauch übersteigen, wie dies z.B. schon 2022 der Fall war.
In Österreich muss man hingegen schon zufrieden sein, wenn man die (tollen) Zahlen aus 2024 erreicht: Österreich war da erstmals seit vielen Jahren wieder Stromexporteuer - insbesondere die guten Wasserstände der Flüsse, aber auch der tolle Zuwachs bei der Photovoltaik und ebenso der Zuwachs beim Windstrom haben 2024 für ein Ausnahmejahr gesorgt.
2025 muss sich das nicht wiederholen - das zeigen schon die ersten Zahlen der ersten Tage 2025: Nur 71% Erneuerbare bzw. ein klarer Importüberschuss sind hauptsächlich dem Niederwasser bzw. den bescheidenen Winderträgen geschuldet. Außerdem gibt es auch relativ billigen Importstrom.
Sah es 2024 über weite Strecken so aus, als könnte man schon das 2030er-Ziel (100% rechnerisch Ökostrom) erreichen, wird dieses wohl in den nächsten Jahren wieder ein wenig in die Ferne wandern. Bei einer FPÖ-ÖVP-Regierung sowieso - aber die macht ja zum Glück nicht das Wetter.
Wiederum erfreuliche Zahlen aus Österreich bezüglich Stromerzeugung gibt es hier zu finden: Stromproduktion Österreich 2024
Ad hoc-Meldung - Jänner 2025Geldmarie-Linktipp: