Hätten Sie gedacht, dass es in Österreich immer noch Menschen gibt, die kein Bankkonto haben? Gibt es. Und damit sind nicht die wenigen Senioren gemeint, welche die Pension noch in bar erhalten und alles via Zahlschein und per Bargeld begleichen und eine Bank oder Sparkasse bestenfalls via Sparbuchtransaktionen kennen.
Vielmehr gibt es jede Menge ehemalige Bankkunden, welche die Unbilden des Lebens bzw. auch die ungezügelte Konsumlust in eine unangenehme Situation gebracht haben: Das alte Bankkonto (bzw. die alten Bankkonten, sind nämlich häufig mehrere vorhanden) kann nicht mehr verwendet werden (jede Überweisung darauf würde sofort das dort vorhandene Restminus auffressen) - und aufgrund der historisch eher üblen Finanzgebarung ist der oder die Verschuldete bei keiner anderen Bank gern gesehen.
Das traurige und häufige Schicksal: Arbeitslos, mittellos und dann auch noch kontolos...rund 150.000 Personen in Österreich sind von diesem Problem betroffen.
Was für Pensionisten mit wenigen Zahlungsverpflichtungen und Eingängen noch eher bewältigbar scheint, kann für mitten im Berufsleben stehende Menschen eine kleine Katastrophe sein: Denn jeder neue Arbeitgeber fragt nach einer Kontoverbindung, jeder Zahlschein kostet Bareinzahlungsgebühren, kein Dauerauftrag kann erteilt werden, keine Bankomatkarte (somit fällt jeder Zigarettenautomat schon automatisch weg), kein Internetbanking, etc.
Also im Einzelfall gar nicht so heiter, das Leben ohne Bankkonto.
Ein kleiner Tipp der Geldmarie an dieser Stelle: Verwenden Sie in solchen Notsituationen Sparbücher. Diese sind dieser Tage ohnehin nur noch nach Legitimierung zu eröffnen - daher können auch auf diese (in beschränktem Ausmaß) Überweisungen getätigt werden. Dies ist allerdings nur eine eher kurzfristige Lösung, denn Sparbücher sind im Normalfall nicht für den Zahlungsverkehr gedacht. Seit September 2016 sollte diese Notlösung aber ohnehin nicht mehr notwendig sein: Das Basiskonto sollte bei jeder Bank zu eröffnen sein!
Der vielleicht bessere Tipp (als auf's Sparbuch überweisen): Holen Sie sich Ihr "zweites Konto" bei der "Zweiten Sparkasse".
Die 1819 gegründete "Erste Oesterreichische Spar-Casse" (heute: "Erste Bank Group") hat nämlich in wirtschaftlich hervorragend funktionierenden Jahr 2006 via "Erste Stiftung" die "Zweite Wiener Vereins-Sparcasse" ("Die Zweite Sparkasse") gegründet - und bei dieser Bank erhalten Sie mit einiger Sicherheit ein Girokonto.
Voraussetzung ist die Betreuung durch die Caritas oder aber auch durch eine Schuldnerberatungsstelle, die einer Kontoeröffnung zustimmen muss.
Die Kontoführung ist gratis - einzig muss eine kleine Quartalskaution bezahlt werden, die man bei Auflösung des Kontos aber (unverzinst) wieder zurückbekommt. Es sei denn, man hat es auch bei der Zweiten Sparkasse "geschafft", irgendwie ins Minus zu kommen, was eigentlich nicht möglich sein sollte, da es sich hierbei nur um ein Habenkonto (keine Überziehungen!) handelt.
Die inkludierten Leistungen entsprechen nahezu dem "normalen" Girokonto:
Darüber hinaus gibt es auch ein kleines, kostenloses Versicherungspaket (Unfallversicherung und Rechtsschutzversicherung) sowie die Möglichkeit, via Wr. Städtische (die sich hier ebenfalls positiv engagiert) eine sehr preiswerte Haushalts- und Haftpflichtversicherung abzuschließen. Macht sicher auch Sinn!
Die Zweite Bank gibt es an 8 Standorten in Österreich (und hat -Stand 2024- schon weit über 20.000 Kunden) - hierzulande sollte also niemand mehr ohne Girokonto leben müssen (auch wenn sich diesen Umstand sehr viele Nichtbetroffene sehr romantisch und positiv vorstellen).
Für die Zweite Bank bleiben naturgemäß (auch wenn viele Mitarbeiter der Ersten Bank für den guten Zweck gratis tätig sind) nur Aufwände und Spesen - aber der Imagegewinn ist ihr sicher. Darüber werden mit Sicherheit einige Menschen die 2. Chance beim Schopf packen - und wo werden diese dann wohl ihr Konto führen...? Also ist hier mit einiger Sicherheit auch eine gewisse Umwegrentabilität vorhanden. "Sei's drum - gute Sache, an der sich andere Banken ein Beispiel nehmen könnten", meint die Geldmarie.
Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlecht, wenn wir keine Bankkonten brauchen würden - aber jede(r) sollte eines (oder ein zweites) haben dürfen, wenn er's braucht...
Lt. EU muss es spätestens per September 2016 für alle EU-Bürger ein Girokonto geben.
Seit dem 18. September 2016 müssen gemäß Verbraucherzahlungskonto-Gesetz alle Banken ein Basiskonto zur Verfügung stellen müssen.
Auf diesen Konten gibt es selbstverständlich keine Überziehungsmöglichkeiten, die Kosten liegen -je nach Bedürftigkeit des Antragsstellers- zwischen 40 und 80 Euro (je nach Bedürftigkeit) im Jahr.
Geldmarie-Linktipp: