Möchte man in Gold, Silber oder anderen Edelmetallen anlegen bzw. sich damit einen Reservepolster für Krisenzeiten zulegen (immer noch ein häufiges Motiv), stellt sich die Frage -nebst der Auswahl des Edelmetalles- zwangsläufig: Soll man in Barren oder in Münzen anlegen.
Eine klare Antwort auf diese Frage werden Sie auch von den seriösesten Experten aus der Edelmetallbranche nicht wirklich erwarten dürfen - schließlich erfolgt die Anlage in Edelmetallen ja aus den unterschiedlichsten Motiven.
Die "Krisen- und Kriegsanleger" denken noch immer an die Ratschläge ihrer Eltern/Großeltern zurück, welche ihnen raten, in kleinere Einheiten zu investieren, da diese dann im Krisenfall leichter verwertbar/teilbar sind. Dass dieser Ratschlag aber finanziell nicht von Vorteil ist, beweist schon ein Blick auf die Preistabelle von Münzen und Barren: Je schwerer die Münze/der Barren, desto (anteilig) billiger kommt das Gramm oder die Unze.
Für Anleger, die einzig auf Wertsteigerung von Gold, Silber, Palladium oder Platin hoffen und dieses auch physisch besitzen wollen, stellt sich hingegen nur die primäre Frage (nebst "Kleinigkeiten" wie der sicheren Aufbewahrung etc.): In welcher Form und wo kann ich die Feinunze meines Anlageedelmetalles so billig wie möglich erhalten.
Schon die Klärung des günstigsten Händlers ist oft nicht einfach, unter Goldpreise vergleichen finden Sie jedenfalls viele Edelmetallanbieter im halbjährlichen Preisvergleich der Geldmarie. Die Preise von Edelmetallen und die Bestbieter ändern sich aber fast täglich, die Preisunterschiede sind nicht wirklich extrem hoch und der Rat, bei größeren Mengen auch noch ein wenig zu handeln, könnte durchaus noch ein paar Euro ersparen. Weitere Infos und Tipps für den Edelmetallkauf (und Verkauf) in unserer umfangreichen Rubrik Gold.
Beim Gold ist die Überlegung beim Kauf für reine Anlagezwecke relativ einfach: Welche Menge Feingold erhalte ich für mein Geld zum jeweils besten Preis?
Einfach bei einem günstigen Händler die unterschiedlichen Münzen und Barren vergleichen, im Normalfall (außer bei Kleinstbeträgen) werden Sie sich wohl für einen Barren entscheiden...
Die Berechnung ist hier sehr einfach, hier ein Beispiel aus der Praxis (die Kurse ändern sich natürlich laufend!):
1 Unze: Die Goldunze des Wiener Philharmonikers (Feingewicht 31,10 Gramm) kostet im Verkauf 1.062,50 Euro, ein Kinebarren (Hersteller Heraeus) kostet hingegen nur 1.056 Euro. Gleiche Menge Gold, Barren ob geringerer Präge-/Herstellungskosten günstiger.
1 Gramm Gold: Der Heraeus-Goldbarren (1 Gramm Feingewicht) kostet 42,50 Euro, der 1/25-Philharmoniker (1,24 Gramm Feingewicht) beläuft sich auf 52,50 Euro im Verkauf. Auf 1 Gramm zurückgerechnet (52,50 Euro durch 1,24) kostet der 1/25-Philharmoniker somit 42,34 Euro pro Gramm, ist also hier gerade noch minimal billiger als der Goldbarren.
Bei 2 Gramm sieht das dann z.B. so aus: 78 Euro kostet der 2-Gramm-Barren (also 39 Euro pro Gramm), in dieser Gewichtsrelation kann man z.b. mit dem 1/10-Philharmoniker (3,11 Gramm Feingewicht, Preis 116,50 Euro) vergleichen, bei dem der Grammpreis mit 37,46 Euro noch günstiger wäre.
Bei 5 Gramm wäre bei Kleinmünzen bzw. Kleinbarren aber schon der Barren vorne: Dieser kostet 181 Euro, also 36,20 Euro pro Gramm. Zum Vergleich ziehen wir die 1/4-Philharmoniker-Goldmünze heran, die ein Feingewicht von 7,78 Gramm aufweist und 282,50 Euro kostet. Der Grammpreis liegt hier (obwohl die Münze mehr Gewicht aufweist als der verglichene Barren) somit bei 36,31 Euro, die Münze ist somit bei 5 Gramm schon teurer als der Barren.
Sämtliche Preise wurden übrigens zur gleichen Zeit abgefragt - es zeigt sich durch die Bank, dass Goldbarren ab 5 Gramm den günstigeren Goldpreis pro Gramm aufweisen als vergleichbare Goldmünzen. Dies können Sie bei allen Händler beobachten.
Dies trifft natürlich nur dann zu, wenn es sich um Anlagemünzen (Bullionmünzen) handelt - Sammlermünzen bzw. ältere Münzen haben oft zusätzlich zum Goldwert einen Sammlerwert und können nicht einfach über den Preise pro Gramm/Unze verglichen werden. Bezüglich Sammlermünzen aus Österreich und Deutschland finden Sie auf der Geldmarie eine Vielzahl von Artikeln und Preisinfos.
Während man bei den mehrwertsteuerbefreiten Anlagenmünzen bzw. Anlagebarren aus Gold nur ein wenig rechnen bzw. vergleichen muss, sieht die Sache bei Silbermünzen bzw. Silberbarren schon deutlich komplizierter aus.
Silber ist seit 2016 (wie auch Palladium und Platin) nämlich mit 20% MWSt. (in Deutschland sind es 19%) belegt - damit wird die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis schon ziemlich heftig:
Ein Preisbeispiel: Wenn ein Silber-Philharmoniker (1 Feinunze) im Verkauf z.B. 17,40 Euro kostet, liegt der Ankaufspreis bei bescheidenen 12,20 Euro. Diese 43% Unterschied lassen die Anlage in Silbermünzen ziemlich unattraktiv werden.
Noch dramatischer wirkt sich dies bei kleinen Silberbarren aus: Verkaufspreis eines Unzenbarrens (31,10 Gramm) ist z.B. 28,08 Euro, Ankaufspreis nur bescheidene 12,70 Euro. Die Händlerspanne zwischen An- und Verkaufspreis ist also bei kleinen Barren mehr als doppelt so hoch wie der Ankaufspreis!
Ergo: Voll besteuerte Silberbarren werden erst bei größeren Mengen/Einheiten einigermaßen interessant.
Ein Kilobarren kostet z.B. (alles Echtpreise von Händlern, die natürlich laufend schwanken) im Verkauf 530,40 Euro. Eine Kilomünze eines Silber-Koalas (ja, die gibt es), kostet hingegen 575,40 Euro. Da wird man wohl eher zum Barren greifen.
Auch der Vergleich mit der heimischen Anlagemünze Wr. Philharmoniker (1 Unze) lässt sich gar nicht so schwer anstellen: Für 1 Kilo Feinsilber wäre der Kauf von 32,15434 Unzen-Philharmonikern (1.000 Gramm durch 31,1 dividieren) notwendig. Multipliziert man dies mit dem Verkaufspreis des Silber-Philharmonikers von 17,40 Euro kommt man auf 559,49 Euro. Auch hier wäre der Barren leicht im Vorteil.
Somit: Bei Kleinmengen (mit voller Besteuerung) ist sicher die Silbermünze zu präferieren, knapp vor dem Kilobereich sollte man auch Barren in Betracht ziehen.
Als sich die Geldmarie vor einigen Jahren bei Gold & Co. (sehr empfehlenswert, echte Fachleute!) ein paar kleine Silberbarren kaufen wollte, fiel erstmals der Begriff der "Differenzbesteuerung".
Was das ist und wie sich diese auf günstigere Silberverkaufspreise auswirkt, finden Sie hier (vom Laien Geldmarie erklärt) zu lesen: Differenzbesteuerung bei Silbermünzen.
Tatsache ist aber jedenfalls, dass man durch diese Regelung (gibt es auch, um die Doppelbesteuerung von Gebrauchtgütern wie z.B. auch Gebrauchtwagen zu vermeiden) so manche Silbermünzen deutlich günstiger kaufen kann.
Einerseits handelt es sich hier um Münzen aus dem Nicht-EU-Raum (z.B. Silber Panda, Silber Maple Leaf, Silber Kangaroo, Silber Krugerrand, Silber Kookabura, Silber Lunar, Silber Koala, Silber Libertad etc.), andererseits kann man aber auch alte Schillingmünzen aus Silber mittels (deutlich vorteilhafter) Differenzbesteuerung erwerben.
Das wären dann z.B. 5 Schilling, 10 Schilling, 25 Schilling, 50 Schilling, 100 Schilling und 500 Schilling (letztere bei hohen Silberpreis) - bei diesen Silbermünzen liegt der Preis für den jeweiligen Silberwert einer Münze im Normalfall schon deutlich über dem Nominalwert (den man ja jederzeit noch in Euro konvertieren könnte) und diese eignen sich wunderbar in Sachen Differenzbesteuerung.
So ein Händler auf diese Möglichkeit hinweist (und auch solche Silber-Schillinge führt), macht ein Kauf durchaus Sinn - Platz für die oft ziemlich großen Mengen an Silbermünzen müsste man aber jedenfalls haben.
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, dass man im Silber-Schillingkonvolut ein paar Münzen erhält, die am Sammlermarkt sogar höhere Preise erzielen, als der reine Silberwert ausmacht. Hier muss man für deren Verwertung aber schon ein wenig Zeit haben, Zeit, die Münzehändler (zwecks Aussortieren interessanter Jahrgänge) in der Regel nicht haben.
So Sie Silber kaufen wollen: Fragen Sie den Händler unbedingt nach differenzbesteuerten Münzen! Er wird mit Ihnen gerne ein paar individuelle Rechenbeispiele durchführen!
Übrigens: Durch diese -zumeist mehrwertsteuerbedingten- hohen Spannen ist es insbesondere bei Silber oft auch sehr sinnvoll, sich im Internet (z.B. Ebay) umzusehen, ob es da nicht vernünftigere Preise gibt: Wenn beim Händler der Ankaufsspreis einer Münze bei 10 Euro liegt und der Verkaufspreis bei 15, trifft man sich bei Ebay gerne einmal bei 12,50. Macht für den Verkäufer (der muss dann aber noch 10% Gebühr zahlen!) Sinn, für den Käufer sowieso!
Geldmarie-Linktipps: