Sie kennen doch vielleicht noch das alte Kinderspiel "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?". Politisch gesehen vielleicht nicht mehr ganz korrekt - aber Kinder sehen das sicher nicht so eng...
Auch beim Fremdwährungskredit sahen es Banken und Kreditnehmer manchmal nicht so eng - auch wenn es dann doch oft sehr eng geworden ist:
Denn ein Fremdwährungskredit bietet zwar zumeist einen kurz- oder mittelfristigen Zinsvorteil gegenüber dem Kredit in Euro - birgt aber auch das hohe Risiko von Währungsschwankungen in sich. Und ob es nun intelligent ist, einen Kredit mit einem zusätzlichen Risiko zu belasten, überlässt die Geldmarie natürlich dem Betrachter dieser Zeilen. Denn wo ein Risiko, da auch Chancen.
Anfang der 2000er-Jahre ist er ganz schön in Mode gekommen, der Fremdwährungskredit. Wohl auch darum, weil es sich bei der Haushaltsrechnung durchaus schickt, eine niedrige Kreditrate zu kalkulieren, sodass sich die Kreditfinanzierung noch irgendwie ausgeht. Die ganz "braven" Finanzberater und Bankangestellten verkaufen dem Kreditrahmen dann noch einen Tilgungsträger (der die aushaftende Kreditsumme am Ende der Laufzeit des Kredites komplett rückzahlen soll) mit Aktienveranlagung. Kann alles hervorragend laufen. Kann...
Es ist schon verlockend, das niedrige Zinsniveau von Ländern mit anderer Währung (z.B.: Schweizer Franken, Japanische Yen, US-Dollar, Tschechische Kronen etc.) für den eigenen Kredit heranzuziehen. Wenn z.B. der Kredit in Österreich gerade 5% kostet und in Schweizer Franken nur 2% dann sieht das bei der Zinsberechnung auf lange Laufzeiten auch ganz toll aus. Und die Kosten für einen Fremdwährungskredit sind (bleibt man in der Fremdwährung) auch gar nicht so viel höher als bei einem Eurokredit.
Da ist es also gar nicht so dramatisch, wenn die Fremdwährung sich nun im Vergleich zum Euro etwas verteuert - leichte Kursanstiege der Fremdwährung hat man oft mit dem Zinsgewinn schon kompensiert. Blöd wird es allerdings dann, wenn sich die Fremdwährung massiv verteuert und vielleicht auch noch das Zinsniveau (Garantien gibt es hier nur auf kurze Zeit) im Fremdwährungsland stark steigt. Dann wird es höchste Zeit, aus dieser Fremdwährung auszusteigen: Dieser Vorgang nennt sich "Switchen" und ist natürlich bei Fremdwährungskrediten möglich.
Switchen kostet aber Geld. Und Sie werden es wahrscheinlich erst dann machen, wenn Sie schon ein wenig Geld verloren haben und nervös geworden sind. Dann geht es wieder ab in den "teueren" Euro. Kann durchaus sein, daß Sie nach 5 Jahren mehr Kredit aushaftend haben als Sie ursprünglich aufgenommen haben. Da wäre der Euro dann wohl kein Teuro gewesen... Und wenn es ganz blöd geht, hat sich auch Ihr Tilgungsträger (Aktien) schlecht entwickelt. Blöd gelaufen.
Kann natürlich auch passieren (wie z.b. in der Finanzkrise 2008/2009 oft passiert), dass die Banken Sie dann auf eine (teure) Konvertierung in den Euro drängen und diese dann zum ungünstigsten Zeitpunkt erfolgt.
Kann aber auch ganz anders laufen: Der Euro wird gegenüber der von Ihnen gewählten Fremdwährung mehr wert, das Zinsniveau bleibt gleich (während es im Euroraum steigt) oder sinkt gar weiter und der Tilgungsträger (der nicht Pflicht aber häufige Variante ist) entwickelt sich prächtig. Sie werden den Fremdwährungskredit lieben und es allen weitererzählen, welch toller Finanzexperte Sie sind und was Sie beim Kredit "verdient" haben...
Wie bei allen Anlageprodukten bzw. Kreditmöglichkeiten gilt es auch hier einfach die Vor- und Nachteile gegenüberzusellen und individuell zu entscheiden.
Beim Fremdwährungskredit aber eine große Bitte der Geldmarie: Wenn es ohnehin schon eng mit der Kreditvergabe ist, lassen Sie bitte die Hände vom Fremdwährungskredit. Bei einer solchen Finanzierung sollte man unbedingt Reserven haben, welche in einer Phase von sehr schlechter Entwicklung der gewählten Währung dann auch abrufbar sind.
Ob Vorgaben seitens FMA ist in Österreich die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten mittlerweile ohnehin gegen Null gesunken, auch die aushaftenden Summen alter Kredite sinkt Jahr für Jahr deutlich (so der Franken nicht gerade wieder massiv steigt).
Vorteile Fremdwährungskredit
Nachteile Fremdwährungskredit
Weitere Geldmarie-Tipps
Aufgrund der vieler Probleme mit Fremdwährungskrediten wurde seitens FMA (Finanzmarktaufsicht) neuen Fremdwährungskrediten im Herbst 2008 ein Riegel vorgeschoben - nur noch an Unternehmen bzw. Personen mit Geldeingängen bzw. Berufstätigkeit in entsprechender Währung können neue Fremdwährungskredite vergeben werden. Alte Fremdwährungskredite können jedoch weitergeführt bzw. (oft vergünstigt) in Euro konvertiert werden.
Per Ende des 1. Quartals 2024 betrug die aushaftende Summe an Fremdwährungskrediten Privater lt. FMA noch 6,7 Mrd. Euro (= nur noch 3,8% Anteil an den Privatkrediten), fast gänzlich (98,5%) handelt es sich dabei um Schweizer-Franken-Kredite. Zum großen Höhepunkt der Fremdwährungskreditzeit (2006) waren noch rund ein Drittel des Privatkreditvolumens Fremdwährungskredite (fast 38,8 Mrd. Euro) - das Aus der Neuvergabe von Fremdwährungskrediten für Privatkunden wird auch in den nächsten Jahren für einen weiter deutlich sinkenden Gesamtbestand sorgen.
Nachdem die Aufnahme eines Fremdwährungskredites bei geringen Zinsunterschieden (zumeist sehr niedriges Zinsniveau auch in der Eurozone) nicht lukrativ erscheint, ist dieses De-Facto-Verbot von neuen Fremdwährungskrediten kein großer Schaden.
Geldmarie-Linktipp: