Noch bevor der heimische Kreditapparat via Banken und Kreditinstitute so richtig auch für Privatkunden ins Rollen kam, gab es schon die Pfandleihe. In Österreich kennt man die Pfandleihe auch unter dem Begriff Pfandl. Als wesentliche Insitution in Sachen Pfandleihe gilt seit einer halben Ewigkeit das Dorotheum.
Das Prinzip einer Pfandleihe ist leicht erklärt: Sie möchten einen kurzfristigen Kredit (zumeist sind Pfandleihen auf solche spezialisiert - selten gibt es auch längere Pfandgeschäfte) und übergeben (verpfänden) der Pfandleihe als Sicherstellung ein (bewegliches) Faustpfand. Wird der Kredit (bzw. das Darleihen) von Ihnen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgezahlt, hat der Pfandleiher die Möglichkeit, das Pfand zu verwerten (= zumeist zu verkaufen).
Je nach aktuellem Marktwert des Pfandes erhalten die Kreditnehmer ca. 60% bis 80% des geschätzten Wertes als Darlehen. Die Laufzeiten solcher Kredite sind zumeist zwischen einem und drei Monaten.
Die klassischen Pfandleihanstalten nehmen nahezu alle beweglichen und schätzbaren Wertgegenstände. Egal ob Schmuckstücke, Münzen, Briefmarkensammlungen, Edelsteine, wertvolle Uhren, Bleikristall, Silberbesteck, Bilder, teure TV-Geräte uvm. Aber auch verpfändbare Werte wie Lebensversicherungen, Pensionsversicherungen oder auch langfristig gebundene Sparbücher werden gerne als Pfand genommen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch das Geschäft der Pfandleiher zusehends auf das KFZ verlagert: Da viele Autokäufer sich mit dem Autoerwerb stark verschuldet haben (Autokauf auf Kredit) und bei Banken keinen Kredit mehr erhalten, "versetzen" viele für kurzfristige Kredite beim Pfandleiher ihr Vehikel. Die Autopfandleiher beherrschen mittlerweile auch den heimischen Pfandleihmarkt.
Der Kreditnehmer verpfändet dem Pfandleiher den Wert und erhält nach erfolgter Verpfändung die Darlehenssumme ausbezahlt. Für das Pfand (welches außer beim Auto auch abgeliefert werden muss und als Faustpfand dient) erhält er einen Pfandschein.
Kann der Darlehensnehmer die Darlehenssumme nicht rechtzeitig zurückzahlen, wird der Pfandleiher das Faustpfand selbst verkaufen oder versteigern. Der daraus erzielte Erlös dient primär zur Abdeckung des Darlehens plus Zusatzkosten. Sollte noch etwas verbleiben (ein Mehrbetrag), so kann der Kreditnehmer diesen unter Vorlage des Pfandscheines nach Verwertung beanspruchen.
Gibt es Mindererlöse, so unterscheiden sich die Modalitäten bei den Pfandleihern - beim Dorotheum trägt hier das Dorotheum das Risiko eines "Verschätzers" selbst.
Waren es früher primär Menschen mit kurzfristigen Zahlungsproblemen, die Wertgegenstände zur Pfandleihe (primär ins Dorotheum) trugen und dann zumeist wieder erfolgreich "auslösten", so hat sich heute das Hauptgeschäft zum KFZ-Pfand verlagert.
Während auch heute noch (lt. Dorotheum) ca. 90% aller verpfändeten Sachen wieder ausgelöst werden, so dürfte es im KFZ-Bereich wohl etwas schlimmer sein. Denn wer sein Auto verpfändet (das oft ohnehin via Kredit finanziert wurde), der muss sich angesichts weiterer Schulden früher oder später damit abfinden, dass dieses bald dem Pfandleiher gehört.
Besonders bei älteren Menschen ist die Pfandleihe oft noch (aus historischen Gründen) beliebt: Diese schämen sich (trotz oft hoher Bonität), die Bank oder Freunde und Bekannte um einen kurzfristigen Kredit zu bitten - und setzten lieber (z.B. bis zum nächsten Pensionseingang) ein Faustpfand ein.
Eine Pfandleihe sollte man nur aufsuchen, wenn man bei Kreditinsituten absolut nichts mehr erhält. Zumeist sind es kleinere Beträge, die hier lukriert werden (überschuldete Menschen haben selten einen "Schiele" zu Hause hängen).
Die Kosten eines solchen Darlehens sind zumeist extrem hoch - die Bezeichnung "Wucher" bzw. die Nähe zum Kredithai ist hier (im Einzelfall) auch schon berichtet worden. Es ist fast verwunderlich, dass hier der Konsumentenschutz noch sehr leise ist.
Sehr wohl handelt es sich hier aber um sehr kurzfristige Kredite, deren Manipulation für die Pfandhäuser auch sehr viel Kosten verursacht. Insofern sind die extrem hohen Zinsunterschiede zu Bankkrediten auch einigermaßen verständlich.
Bei Pfandleihen sind die zu zahlenden Darlehenszinsen oft im Halbmonat angegeben - also auch nicht sehr transpartent gestaltet. Rechnen Sie diesen Zinssatz einmal x2 und dann x12. Sie werden angesichts des Jahreszinssatzes leicht nervös werden...
So richtig teuer wird es aber dann durch Nebenkosten: Diverse "Manipulationsgebühren" (natürlich auch im "Halbmonat" angegeben), Lagerkosten, Platzgeld, Ausfertigungsgebühren, Garagenkosten etc. führen bei diesen Kurzdarlehen oft zu jährlichen Effektivzinssätzen von 35% bis 200%.
Da ist eine "einfache" Kontoüberziehung schon wesentlich günstiger: Selbst in Hochzinsphasen sind diese zumeist unter 15% p.a. zu haben. Wenn man ein wenig verhandelt bzw. langjähriger Kunde ist, sogar wesentlich darunten (z.B. 10% oder noch weniger in Niedrigzinsphasen).
Es klingt ja alles sehr verlockend - insbesondere wenn alle Kreditinstitute schon abgeklappert sind: Pfandleihen versprechen schnelles Geld. Und wer dann noch Vermögensgegenstände bzw. verpfändbare Werte besitzt, lässt sich von den verwirrenden Zahlen so mancher Pfandleiher einwickeln. Schade, wenn dann (im häufigen Falle der Nichtzahlung) das Familiensilber oder ein Erbstück versteigert wird. Noch dümmer, wenn das eigene Auto unter den Hammer kommt.
Bevor man eine Pfandleihe aufsucht, sollte man wirklich zuerst alle "günstigen" Kreditmöglichkeiten (Banken, Kreditinstitute, Versicherungsdarlehen etc.) ausschöpfen - und nicht gierig nach den paar Euros schnappen, die da vor der Nase hängen. Möglicherweise leichter gesagt, als getan. Der Vorteil der Pfandleihen (z.B. des seriösen Dorotheums) ist aber gegenüber von Kreditinsiituten ist aber eindeutig: Diese nehmen auch fast alle Wertgegenstände in Pfand - die Banken wollen da schon Hypotheken, Versicherungen mit Rückkaufswerten etc. als Sicherstellung.
Aber Achtung: Bei entsprechend hohen Kreditsummen und klaren Werten des Pfandes nehmen auch Banken ein brauchbares Faustpfand in Verwahrung. Unbedingt vorher die eine oder andere Bank danach fragen!
Und wenn Sie schon ein Pfand in der Pfandleihe einsetzen müssen (welches für die Pfandleihe ein relativ sicheres Ruhekissen ist), sollten Sie absolut sicher wissen, dass Sie das Pfand auch wieder zeitgerecht auslösen können. Wenn dies nicht sehr wahrscheinlich ist, sollten Sie die Hände von derart teuren Darlehen lassen und das Pfand lieber gleich selber auf den Markt werfen! Sie ersparen sich hohe Zinsen und eine Menge Gebühren.
Wenn Sie klassische Wertgegenständen (Münzen, Schmuck, Edelsteine, Bilder, Uhren etc.) verpfänden wollen, sind Sie wohl im Dorotheum (siehe Link unten) gut und seriös aufgehoben.
Im Internet werden Sie eine Menge an Anbietern an Auto-Pfandanleihern finden. Wenn Sie solche beanspruchen müssen, vergleichen Sie zumindest einige Angebote. Die Kosten differieren extrem!
Auf den Internetseiten der Pfandleiher gibt es übrigens starke Mängel (wie die AK schon festgestellt hat): Geschäftsbedingungen (AGB) sind selten zu finden, ein Anfrageformular gleichfalls rar und Konditionen geben nur wenige Unternehmen preis: Das Dorotheum und der auch recht seriös wirkende Anbieter "Marketschläger" (siehe Link) tun sich hier positiv hervor.
Geldmarie-Linktipps: