Mit der erstmaligen Einführung eines Preises für CO2 ("CO2-Steuer") per 1.10.2022 (geplant war ursprünglich der 1.7.2022) wurde auch gleichzeitig eine Kompensationszahlung präsentiert: Der "Klimabonus" bzw. "Regionale Klimabonus". Mit dieser neuen "Negativsteuer" für alle möchte man die Steuer- bzw. Preiserhöhungen bei Benzin, Diesel, Gas etc. in den privaten Haushalten etwas kompensieren und jene belohnen, die weniger CO2 verursachen.
Die Türkis-Grüne Regierung hat sich dabei auf ein wohnortsabhängiges Modell geeinigt: Wer in Wien wohnt (wo man ein gut ausgebautes Öffi-System vermutet) kriegt weniger Klimabonus, wer am Land wohnt (und daher häufiger auf das Auto zurückgreifen muss), kriegt mehr.
Die 4 Stufen des Klimabonus richten sich demnach nach dem Wohnort - und sind damit auch gleich die nächste "Gießkannenförderung", die man hier an alle im Lande zur Auszahlung bringt.
Die Abwicklung der Auszahlung (die erstmals 2022 und schon vor der Einführung der CO2-Bepreisung erfolgen soll) erfolgt über das Klimaschutzministerium - ist dort (z.B. via FinanzOnline oder einer Pensionszahlung) eine Kontonummer bekannt, erfolgt die Auszahlung auf das entsprechende Konto. Für Kinder erfolgt die Auszahlung (des halben Betrags) auf das gleiche Konto, auf welches Familienbeihilfe ausbezahlt wird.
Ist kein Konto bekannt, erhielt man im September 2022 Gutscheine (sodexo) via RSa-Brief, welchen man entweder bei einer Bank in Bargeld einlösen konnte und mit welchem auch in Geschäften bezahlt werden kann.
Derart wurde auch der Klimabonus 2023 ausbezahlt - die Kontoüberweisungen sollten bis zur 2. Septemberwoche erledigt sein und die Gutscheine sollen via Post bis Ende Oktober zugestellt sein. Auch 2024 gibt es ab September entweder eine Kontoüberweisung oder einen RSa-Brief.
Die Höhe des Klimabonus 2024 beträgt zwischen 145 und 290 Euro.
Achtung: Ob der hohen Energiepreise betrug der Klimabonus 2022 (inklusive einmaliger Zusatzzahlungen in Form eines "Teuerungsbonus") einheitlich 500 Euro pro Person bzw. 250 Euro für Kinder bis 18 Jahre. Ab 2023 wird gemäß ursprünglicher Vorhaben ausbezahlt und der Klimabonus gemäß der aktuellen CO2-Steuer "indexiert"...
Region 1: 2024 beträgt der Klimabonus 145 Euro pro Jahr pro Person - und zwar ausschließlich im Stadtbereich von Wien. Unter 18-jährige erhielten jeweils die Hälfte des Klimabonus - das gilt auch für die anderen 3 Stufen.
Region 2: Wohnt man in etwas größeren Städten (z.B. Graz, Linz bzw. im gut erschlossenen Speckgürtel von Städten), beträgt der Klimabonus 2024 195 Euro pro Jahr.
Region 3: 245 Euro gibt es für Erwachsene in Umlandgemeinden mit schwächerer Verkehrsinfrastruktur.
Region 4: 290 Euro Klimabonus gibt es für ziemlich schlecht erreichbare Gemeinden - quasi sehr ländlicher und infrastrukturarmer Gegend.
Seitens Statistik Austria wurde für die Beurteilung der Regionen neben der Einteilung der Gemeinden in Stadt, Land und Umland ("Urban-Rural-Typologie") nur die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr herangezogen. In Wien wurde ab 2024 dann doch berücksichtigt, ob man zentral oder am Stadtrand wohnt.
Die Höhe des Klimabonus soll sich parallel zur CO2-Steuer entwickeln - wird diese erhöht, erhöht sich anteilig auch der Klimabonus.
Basis waren einmal die 30 Euro pro Tonne CO2 für 2022, steigt dieser Preis z.B. auf 60 Euro, würde sich auch der Klimabonus entsprechend verdoppeln.
Für 2022 waren 1,25 Mrd. Euro für den Klimabonus budgetiert (ob einmaliger Erhöhung wurden das wohl ca. 4-5 Mrd. Euro), Einnahmen aus der CO2-Steuer (Einführung erst ab 1.10.2022) gab es da aber nur 313 Mio. Euro. 2023 kam man mit Einnahmen von 1,04 Mrd. Euro schon ein Stückchen voran...
Wiewohl der Klimabonus eine "Belohnung" für Menschen mit wenig CO2-Verbrauch sein soll (=Pro)+, beinhaltet dieses Modell natürlich diverse Ungerechtigkeiten, welche sich schon in der umstrittenen "Zoneneinteilung" zeigen.
Man fährt hier wieder mit dem Gießkannensystem drüber (die soziale Treffsicherheit ist nicht vorhanden) und verursacht auch wieder neuen bürokratischen Aufwand (neue Negativsteuer). Ab 2024 ist der Klimabonus ab einem Einkommen von 4.750 Euro (monatlich) zwar der steuerlichen Bemessungsgrundlage hinzuzurechnen (= wird auch versteuert), das ist aber eher nur Augenauswischerei...
Eine Reduktion von Autofahrten, Gas- und Ölverbrauch wird man mit solchen Förderungen kaum erreichen - der Anreiz zum Umstieg auf Elektromobilität (leider noch sehr teuer) bzw. Heizsystemwechsel (wo überhaupt möglich...) bleibt geringer als würde es keinen Bonus geben und Fossile würden einfach nur teurer werden womit deren Einsatz immer mehr in Frage gestellt werden würde.
Natürlich zahlen Vielfahrer, Ölheizungsbesitzer und Gasverwender nun (oft auch deutlich) mehr CO2-Steuer als sie Bonus bekommen - gescheiter wäre es aber wohl, wenn man diesen Mehrertrag in den dringend notwendigen Ausbau der Erneuerbaren stecken würde und soziale Härtefälle mit Individualförderungen (nach Einkommen!) abzumildert. Eine Pendlerpauschale und Kilometergeld gibt es ja zum Beispiel schon lange...
Glaubt man den Ankündigungen, sollen sich CO2-Steuer und Klimabonus bezüglich Höhe früher oder später die Waage halten - ein Mehrerlös zwecks Abbau der Staatsverschuldung oder (noch besser) der stärkeren Förderung von grünem Strom ist leider nicht gegeben.
Der Klimabonus ist darüber hinaus eigentlich auch schon ein Auslaufmodell bevor er in Kraft tritt: Früher oder später sollte sich der CO2-Preis auf "gesundem und ökologisch sinnvollen" Niveau einpendeln und man kommt vielfach auch drauf, dass Erneuerbare sowieso günstiger sind - spätestens dann, wenn sich die Einnahmen aus der CO2-Steuer reduzieren, sollte man den Klimabonus ersatzlos abschaffen. Wird aber wohl leider noch das eine oder andere Jahrzehnt dauern...
Sie sehen schon, die Geldmarie ist kein großer Freund dieses "Zuckerls" und würde auch gerne darauf verzichten!