Auch wenn Österreichs Autofahrer raunzen: Die Mineralölsteuer (MÖSt.) ist (im europaweiten Vergleich) in Österreich vergleichsweise niedrig. Und trotz häufiger Erhöhungen der MÖSt. ist der Verkauf von Treibstoffen für KFZ für Österreichs Finanzministerium immer noch ein ziemlich gutes Geschäft.
Sehr wohl wurde diese Verbrauchsabgabe für Diesel und Benzin in den letzten Jahrzehnten des öfteren nach oben angepasst - aktuell sind Treibstoffe an Österreichs Tankstellen aber trotzdem günstiger als in fast allen Nachbarländern Österreichs.
Daraus resultiert ein sehr starker Tanktourismus (nicht nur im Sommer, wenn sich die Autoschlangen durch Österreich in den Süden wälzen - auch bei den Lastwagen hat sich schon lange herumgesprochen, dass Diesel in Österreich sehr billig ist), welcher auch für den heimischen Staatshaushalt zu einer einträglichen Quelle geworden ist. Wohl auch zum Ärger einiger Nachbarländer - vor allem seitens Deutschland, wo Diesel und Benzin in der Regel noch deutlich teurer ist.
Ca. 20% bis zu einem Drittel der verkauften Treibstoffe an heimischen Tankstellen werden (je nach Quelle und Jahr) dem Tanktourismus zugerechnet. Und hier stehen nicht nur die Einnahmen aus der MÖSt. zu Buche - über Gewinnbesteuerung von Mineralölkonzernen und vielen Arbeitsplätzen gibt es eine Zusatzrendite für den heimischen Staatshaushalt.
Auf der Sollseite steht eine katastrophale Klimabilanz Österreichs - denn die CO2-Emissionen von Tanktourismus werden hier natürlich Österreich zugerechnet...
Auch die CO2-Bepreisung ab 1.7.2022 (eigentlich nur eine anders betitelte Mineralölsteuer) wird den Tanktourismus wohl nicht so rasch abreißen lassen.
Die Mineralölsteuer beträgt derzeit (Stand 2024) pro Liter Diesel (schwefelfrei und Bio-Anteil) 0,397 Euro (Andere: 0,425 Euro). Eine Angleichung an Benzin (siehe gleich unten) ist vorgesehen aber zeitlich noch nicht fixiert.
Pro Liter Benzin (schwefelfrei und Bio-Anteil) beträgt die Steuer 0,482 Euro (Andere: 0,515 Euro).
Heizöl mit einem Schwefelgehalt von höchstens 10 mg pro kg wird mit 0,098 Euro pro Liter versteuert.
Erhöhungen der MÖSt. wurden zuletzt 2011 durchgeführt - 6 Cent beim Diesel und 4,8 Cent bei Benzin (beide inkl. MWSt.) wurden draufgeschlagen. Derzeit sieht es eher danach aus, dass der Diesel (als größerer "Stinker") zukünftig stärker (bzw. auch gleich hoch wie Benzin) belastet wird - die ÖVP hat dies aber bisweilen zu verhindern gewusst.
4,20 Milliarden Euro nahm Österreich z.B. 2019 durch die MÖSt. ein (2017 war das bisweilige Rekordjahr mit 4,55 Mrd.) - dies schwankt natürlich ein wenig mit den Benzin- und Dieselpreisen sowie natürlich mit dem jeweiligen Jahresverbrauch, ist aber für den Finanzminister immer ein recht gut kalkulierbarer Betrag. Im Coronajahr 2020 waren es nur bescheidene 3,58 Mrd. reine Mineralölsteuer (ohne MWSt.), Nach 4,20 Mrd. Euro im Jahr 2021 wurden es dann 2022 nur 3,99 Mrd. Euro - durch den extrem hohen Dieselpreis und unterschiedliche Preisstützungsaktionen in Nachbarländern fielen 2022 der Tanktourismus deutlich geringer aus. 2023 ist legten die MÖSt-einnahmen dann wieder auf 4,05 Mrd. Euro zu, 2024 ist wohl ein weiterer (leichter) Anstieg zu erwarten.
Der Steueranteil (insgesamt) pro Liter Benzin betrug bei einem Liter Diesel oder einem Liter Benzin zu Preisen von 1,04 bzw. 1,08 Euro (Durchschnittspreise 2020 lt. ÖAMTC) z.B. 61% bei Superbenzin, bei Diesel waren es 55%. Der Rest entfällt auf das Produkt bzw. nur ca. bescheidene 2% verbleiben dem Tankstellenbesitzer bzw. Tankstellenpächter.
Kerosin unterliegt hingegen in Österreich nicht der MÖSt. (hier wäre eine europaweite Vorgangsweise dringend notwendig), LNG wird per 2021 mit 88 Euro / 1000 kg besteuert, für gasförmigen Wasserstoff kommen 2,1 Cent pro Normkubikmeter zur Anwendung.
Erdgas wird mit 6,6 Cent pro m3 besteuert.
Anlässlich der Bekanntgabe der neuen CO2-Abgabe hat der ÖAMTC errechnet, wie hoch die CO2-Steuern für Benzin, Diesel, Heizöl & Co. per 1.7.2022 tatsächlich sind und kommt zum (nicht unrichtigen) Schluss, dass der KFZ-Verkehr besonders stark besteuert wird:
Tatsächlich beträgt dann die CO2-Steuer für Benzin satte 256 Euro pro Tonne, für Diesel 192 Euro/Tonne, für Heizöl 66 Euro und für Erdgas 63 Euro.
Warum nicht nur Touristen aus Deutschland gerne an heimischen Tankstellen Halt machen, sondern auch Bewohner von Grenzregionen gerne einen Tankstop einlegen, ist leicht erklärt:
Die Energiesteuer (=die Mineralölsteuer in Deutschland) für Benzin lag (Stand 2023, seit 2003) bei 65,45 Cent pro Liter Benzin (also ca. 17 Cent mehr) - und bei 47,04 Cent pro Liter Diesel (also ca. 7 Cent mehr als in Österreich).
Die Unterschiede an der Zapfsäule können also (in normalen Zeiten) gut und gerne nach wie vor zwischen 10 bis 30 Cent pro Liter liegen.
Nur vom Juni bis August 2022 wurde (ob der hohen Spritpreise) die Steuer reduziert - und zwar um 35,2 Cent pro Liter Super und 16,7 Cent pro Liter Diesel. Damit war Tanken in Deutschland sogar einmal einige Zeit günstiger als in Österreich...
Noch ein Tipp für Tanktouristen: Wenn Sie in Österreich günstig tanken möchten, sollten Sie keinesfalls eine Tankstelle an einer Autobahn (Autobahnraststätte) aufsuchen - diese Tankstellen verlangen nämlich in der Regel ca. 25-50 Cent/Liter mehr. Da lohnt sich der Tanktourismus dann eher nicht!
Nachdem Österreich noch immer ein sehr dichtes Tankstellennetz hat, könnte man die Autobahn kurz verlassen und in deren Nähe eine Tankstelle aufsuchen - da ist mit der Ersparnis vielleicht sogar (je nach Tankinhalt) ein Essen drin...
Die Geldmarie würde übrigens (auch wenn es dann wohl in Österreich etwas teurer wird) eine europaweit harmonisierte MÖSt. begrüßen - wäre einfach fairer und würde den (unfairen und unökologischen) Tanktourismus beenden.