Es war Anfang der 1980er Jahre, als die Geldmarie mit Eltern und Geschwistern ein paar Jahre in Folge Urlaub in Lignano machten. Man folgte damit einem Trend: Urlaub am Meer via Autoanreise war für die breite Masse leistbar geworden, der Strand war riesengroß, Italien relativ billig (die Lira wertete Jahr für Jahr ab) und das Wetter in den Sommerferien war in Lignano in der Regel deutlich schöner als in Österreich.
In Massen fuhren die Fahrzeuge aus Österreich und Deutschland somit durch das enge (und verstaute) Kanaltal und freuten sich dann, erstmals die Adria bzw. das Meer zu sehen. Ein kilometerlanger Standstrand mit flacher Neigung war insbesondere für Familien mit Kindern interessant - und das hat sich bis heute nicht wirklich geändert.
Wiewohl Lignano die besten Tourismusjahre wohl in den 1970ern und 1980ern hatte (noch vor den billigen Ferienflügen in türkische Clubs etc.), kommt es im Sommer nach wie vor zu einer richtigen Invasion der Badegäste.
Von den slowenischen und kroatischen Küsten einmal abgesehen, sind die italienischen Badeorte Lignano, Grado, Bibione, Carole, Jesolo etc. die nächstgelegnenen Möglichkeiten, die Adria von Österreich zu erreichen.
Lignano ist gerade einmal ca. 550 Kilometer von Wien entfernt und ist größtenteils (und damit einfach) direkt via Autobahn zu erreichen. Über die A2 von Wien oder Graz kommend Richtung Klagenfurt und dann Villach ist man bei Arnoldstein auch schon an der Staatsgrenze und fährt an Tarvis vorbei auf der E55 durch das Kanaltal. Viele Berge und viele Tunnel folgen, man fährt dann ins Flachland von Udine ein und orientiert sich Richtung Venedig und nimmt schließlich die Ausfahrt Latisana (ca. 30 Minuten nach Udine) um dann noch ca. 15 Minuten Richtung Lignano zu fahren.
Neben der österreichischen Autovignette ist dabei auch die italienische Autobahnmaut zu berücksichtigen - 2014 waren das für eine Strecke gerade einmal 11,10 Euro. Nur wenn man in Italien weiter in den Süden fährt bzw. die Toskana aufsucht, kann die Maut dann in Summe schon etwas unerfreulich werden...
Verfahren kann man sich dabei eigentlich fast nicht - einzig bei der Rückfahrt sollten sie vor der Autobahnauffahrt nicht rechts Richtung Udine fahren - sonst landen Sie nämlich auf der Landesstraße. Die Beschilderung ist hier leider etwas verwirrend...
In Lignano angekommen entscheiden sich dann die weiteren Routen durch das Ziel: Lignano Sabbiadoro (sehr oft), Lignano Pineta (oft) oder Lignano Riviera (seltener) werden wohl Ihre Unterkunft beheimaten. Nachdem es sich bei Lignano um eine Halbinsel handelt, welche sehr einfache Straßenmuster aufweist, finden Sie aber wohl auch ohne Navi recht rasch Ihr Ziel. Ein kurzer Blick bzw. Ausdruck eines Routenplaners kann aber nicht schaden...
Wenn man dieser Urlaub in Lignano macht, so hat das hauptsächlich 2 Motive: Sentimentalität (zurück zu den Stränden der Kindheit) oder Kinder in der Familie, die man am kilometerlangen Megastrand von Lignano (mit unzähligen Reihen von Schirmen und Stühlen) gut und sicher aufgehoben sieht.
Durch den vielen Sand am Strand ist das Tauchen wohl weniger Motiv - vielmehr ist es der lange, flach einfallende, Strand in welchem Kinder ein kleines Paradies finden, Nichtschwimmer relativ sicher sind und unliebsame Überraschungen wie Quallen oder Seeigeln ausbleiben.
Wiewohl die besten Zeiten von Lignano wohl vorüber sind (wie schon erwähnt: Fernreisen via Flugzeug an diverse Strände in der Türkei etc. haben mit der Zeit viele Gäste ausbleiben lassen) ist im Hochsommer bzw. in den Monaten Juli und August in Lignano immer noch sehr viel los.
Das Publikum ist sehr gemischt, besteht aber hauptsächlich aus Italienern, Österreichern und Deutschen. Einheimische wird man dabei kaum antreffen - etwas über 6.000 Einwohnern stehen im Sommer ein paar Millionen Badegäste gegenüber.
Die Hotelanlagen in Lignano sind zumeist eher zweckmäßig (wiewohl sauber und gepflegt), die Preise auf heimischen Niveau und das kulinarische Angebot darf man eher als Einheitsbrei bezeichnen. Für die Hauptsaison sollte man jedenfalls noch immer rechtzeitig reservieren - das gilt auch für Camper.
Der Fisch oder die Meeresfrüchte in der örtlichen Pizzeria wird wohl kaum von einheimischen Fischern stammen - solchen Illusionen darf man sich in Massentourismusorten nicht mehr hingeben. Das Essen ist aber zumeist durchaus in Ordnung, Frequenz in den Lokalen deutet oft auch auf gutes Essen hin.
Beachten Sie beim Buchen aber jedenfalls die Entfernung zum Strand und auch die Nähe zu zentralen Orten. In der Fußgängerzone von Lignano Sabbiadora (via Latisana) wollen nämlich wohl maximal sehr junge (und partybegeisterte Menschen) schlafen - auch am Lungomare Trieste (Strandstraße) ist im Sommer einiges los.
Die Fußgängerzone (mit vielen Geschäften, Bars, Spielhallen) in Lignano Sabbiadoro ist durchaus empfehlenswert und bunt, in Pineta oder Riviera ist es deutlich ruhier, wiewohl (in der Hauptsaison) natürlich auch nicht ruhig.
Im Vordergrund steht aber natürlich der Badeurlaub - wer in der Hauptsaison einen Platz bei den vorderen Sonnenschirmen und Liegen ergattern möchte, muss schon sehr früh aufstehen bzw. gleich für die ganze Woche vorreservieren. Ist das Wetter dann (entgegen der Erwartungen, aber Lignano liegt nun einmal fast in Norditalien) einmal schlecht: Pech gehabt. 18,30 Euro kostete uns übrigens ein Schirm (mit 2 Liegen) pro Tag anno 2014 - und der war schon ziemlich weit hinten...
So das Wetter in Lignano nicht strandtauglich ist, ist das Shopping natürlich eine Alternative - die Kinder kann man ja auch einmal kurz in den Spielhallen abliefern.
Sehr interessant für mittelprächtige Tage ist auch ein Ausflug nach Venedig: Venezia liegt nämlich gerade einmal ca. 100 Kilometer von Lignano entfernt - da macht ein Tagesausflug schon Sinn.
Eine Woche Lignano wäre der Geldmarie wohl zu viel - für ein paar Tage kann man diesen Megastrand aber schon empfehlen. Ein spontaner Kurzurlaub am Strand sollte aber unbedingt vorher mit einer Wetterprognoseabfrage einhergehen.
Leider sehr lästig sind übrigens die Strandverkäufer in Lignano: Alle paar Minuten wird man angequatscht. Augen zu hilft oft - so Sie doch etwas kaufen wollen, sollte der Strandverkäufer sich ausweisen können. Sonst drohen nämlich auch Ihnen hohe Strafen - da kann das vermeintliche Schnäppchen teuer werden.
Ideal für einen Lignano-Urlaub wäre wohl die Vor- und Nachsaison: Ende Mai, Anfang Juni bzw. Anfang September ist es schon deutlich ruhiger (im Herbst wirkt die Szenerie dann fast schon gespenstisch ruhig - schon einmal gesehen...) und zumeist auch billiger. Aber da haben die Kids ja selten Ferien...
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