Ein Geständnis der Geldmarie vorweg: In jungen Jahren reihte die Geldmarie die Toskana geographisch nach Frankreich ein. Eine schwere Bildungslücke, die wohl einige irgendwann hatten. Nachdem aber die letzten Jahrzehnte die Toskana auch von den Österreichern (die es vorher zumeist nur zu den Massenstränden an der oberen Adria geschafft hatten) häufig besucht wurde und italienischer Käse, Schinken, Wein, Olivenöl & Co. selbst im heimischen Supermarktregal stark vertreten ist war klar: Die Toskana liegt in Italien, ist riesengroß und muss unbedingt einmal besucht werden.
Je nach Wohnort in Österreich und Ziel in der Toskana kann die Entfernung schon einmal 500 Kilometer und dann auch 1.100 Kilometer (grob geschätzt) betragen. Die Geldmarie (mit Wohnsitz Wien) entschied sich nach eingehenden Internetrecherchen für das Reiseziel Montescudaio (in der Provinz Livorno). Reisezeit war Mitte Mai - das letzte Kindergartenjahr der Geldmarie-Kids musste noch kräftig ausgenutzt werden.
Nachdem die Wegstrecke nun doch knapp um die Kilometer betrug und eben zwei jüngere Mitreisende an Board waren, wurde (zumindest bei der Anreise) noch ein Zwischenstopp in Lignano eingelegt. Lignano liegt ca. auf halber Strecke und bietet im Mai noch genug frei Plätze an - es wurde spontan vor Ort ein Hotel für eine Nacht gesucht und sofort (gleich vor dem Strand im Stadtteil Sabbiadoro) gefunden. Auch wenn das Wetter (wie in unserem Fall) Mitte Mai in Lignano noch sehr instabil und Baden kaum zu empfehlen ist: Zumindest zum Flanieren, Ausruhen und Essen lädt die Tourismusstadt schon ein.
Es gilt zu erwähnen, dass Lignano (im Vergleich zu den frühen 1980ern) wesentlich schöner und sauberer geworden ist - aber vielleicht lag diese Beobachtung auch an der Jahreszeit sowie dem (damit verbundenen) geringen Tourismusaufkommen). Mehr Infos zu Lignano finden hier: Lignano Sabbiadoro
Am nächsten Tag ging es dann einigermaßen ausgeruht weiter in Richtung Toskana. Hier zu erwähnen ist sicherlich der Autobahnabschnitt "Bologna-Firenze": Auf zumeist 2 Spuren und enger, kurviger Straße mit vielen Tunnels sind auf der ersten Spur viele LKW's im Schneckentempo unterwegs - auf der zweiten Spur wird massiv Druck gemacht. Italienisches Temprament wird im Süden deutlicher - auch auf der Autostrada. Wenn dann noch plötzlich ein überbreiter Schiff-Transporter auftaucht (was im Mai nicht selten ist), kann man auf Spur 2 schon ab und an eine Vollbremsung hinlegen. Fahren Sie diesen Abschnitt also unbedingt besonders vorsichtig! Nachtrag 2016: Mittlerweile gibt es zu dieser Kurventour auch eine Alternativstrecke, Sie haben die freie Wahl ob "Naturstrecke" oder viele Tunnelröhren...
Ein Stau auf der Autobahn ist (besonders in Italien) keine Seltenheit - planen Sie hier (insbesondere vor Feiertagen bzw. in der Hauptreisezeit) den einen oder anderen Stau ein.
Italiens Autobahnen sind übrigens gebührenpflichtig - ca. 8-10 Euro pro 100 Kilometer müssen Sie hier schon einkalkulieren. Mehr Informationen zum Mautsystem und zum italienischen Straßenverkehr finden Sie hier: Autobahngebühr Italien. Auch hört man immer wieder vom Verlangen der italienischen Polizei nach der (eigentlich in Europa kaum mehr notwendigen) Grüne Karte. Sicherheitshalber eine mitnehmen!
Sie möchten sich den Autostress ersparen? Eine Alternative: Nach Pisa, Florenz & Co. fliegen und dann ein Mietauto nehmen - das erspart viel Stress, kostet aber deutlich mehr.
Die Benzinpreise sind in Italien (seit vielen Jahren) wesentlich teurer als in Österreich - also vielleicht vor der Grenze (idealerweise abseits von heimischen Autobahnen, die 20-30 Cent "Deppensteuer" dazuschlagen) nochmals fest auftanken und beim Zurückfahren das Tanken wieder auf das Erreichen heimischer Tankstellen ausrichten. Damit ist schon das eine oder andere "Gelati" "verdient".
Wie schon oben erwähnt: Wir haben unser Reiseziel Montescudaio via Internet gefunden - und einen Glückstreffer gelandet. Es gibt im Net unzählige interessante Domizile, Villen, Ferienhäuser, Appartements, Hotels usw. Die Toskana ist riesengroß - und die Stecknadel im Heuhaufen muss erst gefunden werden.
Unser Urlaubsdomizil sollte zumindest in Küstennähe sein - ca. 10 km im Landesinneren sollten wir dann landen. Der Meerblick war zwar eher relativ (wenn auch vorhanden) - dafür aber entschädigte die Lage mitten in den toskanischen Hügeln und direkt vor dem Olivenhain.
Die Besitzer waren freundlich und sprachen (Ausnahme!) auch sehr gut Englisch - nachdem diese aber nicht am Bauernhof wohnten, stand für etwaige Nachfragen (die dann zum Glück nicht notwendig waren) nur die Verwalterin ("no english") zu Verfügung. Das darf aber mitten in Italien nicht stören - wenn Sie einige Brocken Latein oder Italienisch zur Verfügung haben, kommt man damit schon ganz gut durch.
Der Bauernhof selbst hatte mit heimischen Bauernhöfen recht wenig zu tun - die Hauptnutzung dürfte eher touristischer Natur sein. Darauf weist auch der in der großen Anlage vorhandene kleine Campingplatz (der im Mai aber noch sehr leer war) deutlich hin.
Die Begrüßung sowie die Verabschiedung war jedenfalls sehr freundlich - und die Preise für die tolle kleine Villa (eher ein Appartement in Miniform - aber sehr nett gestaltet) sind im Mai tatsächlich nicht der Rede wert. Juni, Juli, August und September sind dann aber deutlich teurer!
Was uns schon bei der Anreise auffiel: Die typische Toskana-Landschaft (wie man sie von den Bildern kennt) ist im Mai nur zu erahnen. Denn der Mai ist wohl auch der grünste Monat in der Region. Noch dazu, wenn man den (lt. Angaben der Besitzerin) kältesten Mai erwischt, den es seit Jahren gab. Doch wir hatten Glück: Nach dem Ankommen war eigentlich nur noch Sonnenschein und Badewetter zu verzeichnen. Zusatz 2016: Im Hochsommer müssen Sie dafür dann mit sehr viel verdorrten Feldern rechnen - das Grün ist eher nur mehr in den Nadelbäumen bzw. den Oliven zu sehen...
Was gleich zum nächsten Thema führt: Meer und Strände.
Sandstrände gibt es zuhauf - man muss diese nur finden. Trotz vorhergegangener Kälte war das Meer Mitte Mai schon wesentlich wärmer als erwartet. Das Wasser war klar und sauber und die Strände noch kaum frequentiert - außer von (eher lästigen) Strandhändlern. Im Mai sollte man auch ein wenig Proviant ans Meer mitnehmen - es gibt kaum noch offene Restaurants. Für Italiener ist das Wasser wohl noch zu kalt - wenn, dann surften diese spektakulär übers Wasser.
Nachtrag 2016: In der Hauptsaison sind die Badestrände dann unglaublich voll - vielfach ist das Parken reine Glückssache. Da lobe ich mir den Mai. Dafür ist aber die Wassertemperatur allerfeinst und Schönwetter fast garantiert...
Die Freundlichkeit der Menschen in dieser Region ist durchaus hervorzuheben - auch wenn man nur ein paar Brocken Italienisch kann (und die älteren Einwohner selten eine zweite Sprache beherrschen), ein Lächeln bringt zumeist ein Lächeln zurück.
Mit Sehenswürdigkeiten in der Toskana könnte man wohl Bände füllen. An dieser Stelle sei nur die von uns besuchte Stadt Volterra erwähnt, welche sich ca. 50 Kilometer von Pisa entfernt (und auch ca. 50 km von der Mittelmeerküste) auf einem Bergrücken mächtig erhebt. Schon die Anreise ist spektakulär: Man kommt sich vor, als würde man durch "Teletubbie-Land" fahren (den Kindern konnten wir das auch fast einreden). Dann erhebt sich plötzlich spektakulär die befestigte Stadt und es gilt, einen Parkplatz zu finden. Noch einige Stiegen gilt es hinaufzusteigen und dann können Sie in absolut hübscher Umgebung shoppen (Alabaster-Produkte haben hier große Tradition) oder einfach ausspannen.
Neben Florenz sind natürlich auch Pisa (schnell einmal den Turm halten, der Klassiker, sonst eher unspektakulär) und Lucca (sehr schöner Stadtkern, den Sie innerhalb der alten Stadtmauern finden) fast Pflichtprogramm.
Wer die Toskana im Mai besucht, wird überall noch Unterkunftsmöglichkeiten finden. Auch die Zimmerpreise in der Vorsaison (bzw. dann in der Nachsaison) sind lobenswert: Heimisches Niveau. Kräftig draufgelegt wird dann allerdings in der Hochsaison.
Selbstversorger können in Supermärkten tolles (und preiswertes) Essen einkaufen - der Gourmet wird eher auf lokale Bauernhöfe ausweichen und dort auf die Jagd nach Käse, Schinken, Oliven oder Wein gehen. Selbst im Supermarkt ist der Einkauf in der Fleischabteilung ein kulinarisches Abenteuer.
Wer sich (so wie wir) vorher keinen Gourmetführer besorgt hat bzw. in einschlägigen Foren recherchiert, sollte jemanden vor Ort fragen. Das können dann auch die besten Empfehlungen werden.
Das Preisniveau unterscheidet sich kaum vom heimischen - allerdings kann es auch zu bösen Überraschungen kommen. Wer (wie wir) auf der verzweifelten Suche nach offenen Restaurants in Strandnähe ist und dann ein halboffenes findet, zahlt dann eben für 4 Mini-Portionen Spaghetti-Bolognese (Vorspeise!) und ein paar Getränke um die 50 Euro+ und geht dann mit leerem Magen auf die Suche nach Alternativen.
Eine solche fand sich dann überraschenderweise im "Heimatdorf" Montescudaio: Ein Gourmet-Tempel (würde man es bei uns benennen) mit feinsten Speisen, heiterer Bedienung, sensantionellem Ambiente und (keine Überraschung) mit lauter italienischen Gästen. Hier gab es für 50 Euro allerbeste Küche und feinen Wein. 2016 war dort zwar noch Qualität angesagt, leider aber auch schon Pizza am Programm...
Strandlokale bzw. Restaurants in Strandnähe sind leider oft Touristenfallen - die man meiden sollte. In der Hauptsaison kann man da schon einmal auf einen kleinen Snack vorbeisehen - "richtig Essen" sollte man dort aber eher nicht. 2016 haben wir dies wieder einmalig "probiert" - und abermals waren Essen und Service ein ziemlicher Flopp, die Preise nicht stimmig.
Die wirklich tollen Lokale findet man eher nur durch Zufall: Im Nachbardorf wollten wir den Kindern noch schnell eine Pizza bestellen - und blieben dann in der Speisekarte (und nicht nur dort) hängen. Die Optik von Lokalen muss also nicht unbedingt den gewohnten Standards entsprechen. Unbedingt vor Lokalbesuchen Einheimische fragen bzw. näher in die Speisekarte (bzw. auch auf die Tische anderer Gäste) schauen! Natürlich kann man sich auch nach Reiseführern richten - im Hochsommer muss man in dort erwähnten Restaurants aber schon Tage vorher bestellen...
Dem schwarzbrotverliebten Österreichern sei noch gesagt: Schwarzbrot (bzw. länger haltbares Brot) finden Sie in Italien (ausgenommen vielleicht in den nördlicheren Regionen) kaum. Weißbrote aller Art stehen an der Tagesordnung - und das ist am nächsten Tag zumeist nicht mehr besonders frisch. Also (wenn möglich) immer frisch einkaufen (oder ein wenig Brot aus Österreich mitnehmen).
Ca. 1.500 Euro hat diese 8-tägige Reise mit 4 Personen (2 Erwachsene, 2 kleinere Kinder) in die Toskana (im Mai!) gekostet - und dabei wurde gar nicht groß gespart. Das wird wohl kaum jemanden erschrecken. Auch den Reisemonat Oktober (dann sollte die Landschaft eher den Toskana-Bildern entsprechen) kann man jenen empfehlen, die dann auch Urlaub machen können. Das Meer ist anfangs Oktober bezüglich Temperatur wohl noch zumutbar - die Preise gehen dann auch wieder runter und die Strände werden langsam leer.
Rund 2.500 Euro waren es dann für 7 Tage anno 2016 (wieder in Montescudaio gelandet, dieses mal aber in einem kleinen Haus am Fuße des Stadthügels) - gespart wurde nirgends wirklich und die Kinder haben natürlich auch schon mehr Hunger als im Kindergartenalter... Zum Glück war aber 2016 der Kofferraum deutlich zu klein, sonst wären wohl noch viel mehr Wein, Käse, Schinken & Co. darin gelandet.
Die Toskana - eine absolute Empfehlung. Idealerweise würde die Geldmarie aber ein paar Tage dranhängen. 10 bis 14 Tage sollten es (schon alleine ob der Anreise) schon sein. Unbedingt auch empfehlenswert (einige Jahre vorher kurz besucht): Florenz (Firenze).
Gefunden haben wir unseren Bauernhof übrigens (nach Empfehlung einer italienischen Freundin) via Homepage von "Agriturismo" - hier handelt es sich zumeist um Bauerhöfe, die auch Appartements vermieten. Urlaub am italienischen Bauernhof zu günstigen Preisen - ein Geheimtipp, der vor allem Familien große Freude machen könnte.
Schönen Toskana-Urlaub zu wünschen!
Geldmarie-Linktipps: