Schon der Name "oekostrom AG" ist gut gewählt - am 28.4.1999 von Ulfert Höhne und 3 Mitstreitern gegründet, sollte die oekostrom AG (mit Windkraft und weiteren alternativen Energieträgern) ein Renner am privaten Aktienmarkt werden.
Und die Aktien verkauften sich auch nicht schlecht: In mehreren Tranchen wurde das Kapital der oekostrom AG kräftig aufgestockt. Außerbörslich.
Und weil es so schön zur "grünen" Unternehmensphilosophie passte, gab es (und gibt es) auch keinen klassischen Großaktionär: Jeder konnte zu Preisen von bis zu 160 Euro pro 100 Euro Nominale kräftig Anteile erwerben, welche das Unternehmen dann in ökologische Projekte steckte. Soweit - so gut.
Auch die Geldmarie konnte der ökologischen Verlockung nicht widerstehen und orderte anno 2004 (anlässlich der 3. Kapitalerhöhung) 10 Stück Ökostrom-Aktien zum Preis von insgesamt 1400 Euro (also 140 Euro pro Stück). Die Wiesen blühten weiter grün und 2006 bezahlte man anlässlich einer weiteren Kapitalerhöhung schon bis zu 160 Euro pro Aktie.
Das Grundkapital der oekostrom AG stieg und stieg - doch die erwarteten Gewinne wollten sich einfach nicht einstellen...
Nicht nur die Geldmarie stellte sich schön langsam die Frage (abseits von Hauptversammlungen, die mir persönlich zutiefst zuwider sind), warum ähnlich geartete Unternehmen (wie zum Beispiel die WEB AG) wesentlich rascher und effektiver die Gewinnzone erreichten und deren Aktienkurse sich prächtig entwickelten.
Das führte wohl auch dazu, dass man den bisherigen Alleinvorstand - Ulfert Höhne - im Jänner 2007 einen zweiten Vorstand zur Seite stellte - den schon vorher im Unternehmen als "Sanierer" angetretenen Michael Pierer. Das Jahr 2007 war dann (zumindest der Bilanz nach) eine einzige Katastrophe: Ein Verlust von 3,1 Mio Euro wurde ausgewiesen - offensichtlich wurde "reiner Tisch" gemacht.
Nachdem die Zusammenarbeit Pierer-Höhne wohl nicht sehr harmonisch verlief, kochte es im Unternehmen. Offensichtlich wurde innerhalb der Firma am Sessel des "Gründervaters" Höhne gesägt - sieht man sich die wirtschaftlichen Erfolge von Höhne an, wohl nicht ganz zu unrecht...
Um es kurz zu machen: Im Jänner 2008 wurde Höhne von seiner Vorstandsfunktion enthoben - Michael Pierer war nun der alleinige Geschäftsführer.
Die Hauptversammlung am 28.4.08 wurde dann durchaus turbulent - die Entlastung wurde dem Ex-Vorstand Höhne z.b. seitens Aktionäre verweigert. Pierer wurde nur knapp bestätigt - auch die Wahlen für den Aufsichtsrat endeten mit äußerst knappen Entscheidungen (3x pro, 1x contra).
Wissenswert: Höhne hatte schon im Vorfeld fleißig Stimmrechts-Vollmachten für Sabine Felsner gesammelt. Pikanterweise ist diese Dame (lt. oekostrom-Aussendung) seine Lebensgefährtin. Eine Frau C. sollte mit den gesammelten Vollmachten in den Aufsichtsrat gebracht werden - lt. oekostrom eine kurzzeitige Geschäftsführerin eines Ökostrom-Bereiches, die 2006 (also noch in der Höhne-Alleinführung) in ihrem Tätigkeitsbereich einen Verlust von 1,5 Millionen Euro "erzielt" hat. Für diese "erfolgrreiche" Teilzeittätigkeit gab es ein sattes Honorar von 98.000 Euro für 10 Monate... Da kann sich wohl jeder Aktionär bedanken, dass es 2008 dann doch (knapp) nichts mit der neuen Aufsichtsrätin wurde...
Während andere Unternehmen im Energiebereich sich über fette Jahre freuen konnten, schaffte es die oekostrom AG 2008 dann unter Pierer zu einem bescheidenen Jahresgewinn von ca. 40.000 Euro - den man aber (aufgrund von Auflösungen im Bereich Rücklagen) durchaus in Frage stellen sollte.
Herr Höhne wurde im Februar 2009 mit 200.000 Euro abgefertigt. Angeblich besaß er die Chuzpe, ursprünglich 700.000 Euro zu fordern. Natürlich würde auch die Geldmarie ob der langjährigen Tätigkeit eine Abfertigung verlangen: Insbesondere, wenn der Abschied gar kein freundlicher war. Ob aber jemand, der ohnehin für seine Tätigkeit gut bezahlt wurde derart unverschämte Forderungen bzw. Ansprüche stellen darf, sollte schön langsam einer Judikatur in Richtung erzielter Geschäftserfolg unterworfen werden: Wer nichts Greifbares (= wirtschaftlicher Erfolg) zusammenbringt, kriegt nix. Verträge von Vorstandsvorsitzenden & Co. sollten dementsprechend geregelt werden. Auch wenn Höhne im Vergleich mit amerikanischen Finanzbossen (die trotz Megaverlusten fett abgefertigt wurden) ein Wirtschaftstitan ist - die Performance der oekostrom AG unter seiner Führung war leider (gelinde gesagt) äußerst bescheiden.
Wer nun glaubt, Höhne steckt die 200.000 Euro in die Tasche und "putzt" sich (was angesichts der vorhergegangenen Unruhen im Unternehmen sicher Sinn ergäben hätte), der irrt: Ein am 31.3.09 verfasster "Aktionsärsbrief 2009" (einzusehen auf Höhne's Homepage - Link ganz unten) buhlt wiederum um Stimmrechtsvollmachten für seine Lebensgefährtin und verunsichert viele Anleger. Die Geldmarie schreibt nun Höhne, er möge seine Adresse nicht mehr verwenden - wär ja noch schöner, wenn mir jetzt jeder der ca. 2000 Aktionäre (Höhne besitzt angeblich 0,3% der Anteile, die Geldmarie 0,01%) einen Brief schreibt...und ob diese Vorgangsweise gesetzlich gedeckt ist, ist gleich die nächste Sache. Höhne findet es nicht der Mühe wert, das Mail zu beantworten - aber er ist derzeit ja anderwertig beschäftigt (bereitet sich wohl auf die Hauptversammlung vor).
Die oekostrom AG (per Brief vom 10.4.09) vermutet (wohl nicht zu Unrecht) dahinter wieder einen Störversuch bei der anstehenden Hauptversammlung (24.4) - und geht detailliert auf Höhne's Verdächtigungen und Feststellungen ein bzw. bekundet (mit vielen Unterschriften) Einigkeit im Unternehmen.
Eine turbulente (und lange) Hauptversammlung ist durchaus wieder zu erwarten - kommt natürlich darauf an, wieweit Höhne es schafft, via Lebensgefährtin Felsner Vollmachten zu sammeln. Normalerweise sollte dieser "Schmäh" nur einmal funktionieren - aber die oekostrom-Führung ist doch etwas nervös geworden: Möchte man doch in absehbarer Zeit eine mächtige Kapitalerhöhung um bis zu 12 Mio. Euro (derzeitiges Grundkapital 11,3 Mio) durchführen, welche die Hauptversammlung noch absegnen muss.
Es riecht verdammt nach "verletzter Eitelkeit". Ein geschaster Vorstand möchte sein "Lebenswerk" nicht so einfach loslassen und sekkiert nun unter dem Deckmantel des Aktienrechts das Unternehmen und andere Aktionäre. Während andere sich mit 200.000 Euro zufriedengegeben hätten und die Aktienanteile am Unternehmen veräußert hätten (Höhnes Lebensgefährtin besitzt angeblich auch noch 1,3% der Aktien), kämpft hier jemand gegen Windmühlen. Und schadet damit "seinem" Unternehmen, damit dem Aktienkurs und letztendlich auch sich selbst. Wohl nach der Devise "Wenn der Ruf erst mal ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert".
Solche Vorgangsweisen sind wohl teilweise nachvollziehbar - aber vollkommen sinnlos. Die Aktienkurse (Handel auf der Seite der oekostrom AG - siehe Link ganz unten) fallen weiterhin ins Bodenlose (was auch Höhne & Co. viel Geld kostet) und das Unternehmen kann sich nicht hunderprozentig auf seine Kernaufgaben beschränken: Alternative Energie und Energielösungen produzieren und diese verkaufen. Zum Wohle der Nachhaltigkeit - und der Aktionäre.
Unter solchen Umständen ist es gar nicht so vom Vorteil, wenn man keinen (verlässlichen) Großaktionär hat. Prinzipiell ist zwar eine breite und demokratische Aktionärsfront wünschenswert (ca. 2000 Aktionäre gibt es derzeit bei der oekostrom AG) - wenn es sich dann aber so entwickelt wie bei der oekostrom AG, darf man fast schon das Wort "Selbstdemonatage" verwenden.
Aufgrund der vorliegenden Informationen würde die Geldmarie das Vertrauen der neuen Geschäftsführung geben (und in fast allen Punkten der Tagesordnung im Rahmen der kommenden Hauptversammlung zustimmen). Auch wenn die Bilanz 2008 nur mit einiger Kosmetik nicht in Rot gehalten ausfiel - der neue Vorstand muss das Unternehmen nunmehr einmal konsolidieren. Da ist ein kleiner Gewinn für zukünftige Aktionäre (Stichwort: geplante Kapitalerhöhung) sicher sehr sinnvoll. 2009 müssen aber auch im Kerngeschäft Erfolge erzielt werden - das ist das eigentliche Bewährungsjahr für Vorstand Pierer.
Und wenn dann weiter vertröstet und schöngefärbt wird, ist die Geldmarie auf der nächstjährigen Hauptversammlung nicht zu überhören;-)
Das derzeitige Börsenklima ist ja bekanntlich nicht unbedingt sehr günstig für Kapitalerhöhungen bzw. Neuemissionen. Sehr wohl ist aber die eigentliche Zielgruppe der oekostrom AG nicht der klassische Spekulant. Nachhaltige Investments mit konstanten Gewinnen werden mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren viele Interessenten finden - dazu sollte man aber zuerst die Hausaufgaben machen und den Betrieb endlich in die Gewinnzone führen. Nachhaltig;-)
Ein Vorteil von frischem Kapital: frische Aktionäre (wenn die enttäuschten bzw. frustrierten Altaktionäre ihre Bezugsrechte nicht ausüben) könnten neben frischem Kapital auch einen positiveren Wind ins Unternehmen bringen. Und Wind benötigt die oekostrom AG ja ausreichend.
Neues Kapital zum Preis von 100 Euro das Stück würde unter den gegenwärtigen Umständen aber wohl nicht viele Abnehmer finden - 2010 sieht das schon wieder ganz anders aus. Ein Einstieg in ein profitables (und ruhiges) Unternehmen zum Nennwert (und auch darüber) wäre überlegenswert. Viel Erfolg dabei!
Anlässlich der Hauptversammlung hat sich der aktuelle Vorstand in allen wesentlichen Punkten durchgesetzt und dürfte nun wieder einigermaßen in Ruhe seiner eigentlichen Tätigkeit nachgehen können. Auch die geplante Kapitalerhöhung (ab November 2009, bis zu 12 Mio. Euro) wurde abgesegnet. Man darf gespannt sein, ob Ulfert Höhne bei dieser Kapitalerhöhung mitziehen wird und der oekostrom AG weiterhin als "kritischer" Aktionär erhaltne bleibt. Im Vorfeld der nächsten Hauptversammlung (2010) wird man es wohl erfahren...
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - April 2009