Auch wenn die Politik die am Wochenende bekanntgegebenen Maßnahmen zum Sparpaket 2012 erst absegnen muss: Bei der Halbierung der staatlichen Prämien für das beliebte Bausparen sowie für die staatliche geförderte Zukunftsvorsorge (Privatpension) gibt es wohl kein Zurück mehr.
Das bedeutet für ca. 5,5 Millionen heimische Bausparer (auch wenn man diese immer wieder kolportierten Zahl bezweifeln darf) und die ca. 1,5 Mio. Inhaber einer Zukunftsvorsorge ab 2013 deutlich geringere staatliche Zuschüsse:
Bausparen wird ab 1.1.2013 dann wohl nur noch mit 1,5% (nach aktuell 3%) pro Jahreseinzahlung gefördert, bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge wird der gesamte Zuschuss wohl nur noch bei 4,25% (vorher 5,5% fix + 3% variabel) liegen.
Die staatliche Förderung beim Bausparen war zuletzt ohnehin schon am unteren Ende des staatlichen Zuschussrahmens gelegen: Bisweilen wurden (je nach aktueller Zinslandschaft) zwischen 3% und 8% pro Jahreseinzahlung gefördert. Hinkünftig beträgt diese Förderspanne zwischen 1,5% und 4% - ob der aktuell sehr niedrigen Zinsen wird die Bausparprämie ab 2013 ziemlich sicher bei 1,5% liegen.
76 Millionen Euro an Förderungen will sich der Staat damit pro Jahr hinkünftig an Förderungen von Bausparkassen ersparen - vielleicht wird es sogar ein wenig mehr: Viele Menschen werden nämlich wohl in nächster Zukunft auf Neuabschlüsse von Bausparverträgen gänzlich verzichten und Kapital z.B. auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten deponieren, wo ähnliche (oder sogar höhere) Erträge warten.
Die großen Kaptialabflüsse bei den 4 Bausparkassen sind aber nicht zu erwarten. Immerhin verwenden viele Menschen Bausparverträge (schon seit Generationen) zum Ansparen - die Zinsen sowie die staatlichen Zuschüsse waren ohnehin zuletzt schon eher sehr gering.
Bei einer maximal möglichen Jahreseinzahlung von 1.200 Euro beträgt die staatliche Förderung 2012 noch 36 Euro - ab 2013 sind es dann eben nur noch 18 Euro. Bei einer Eigenleistung von 7.200 Euro über 6 Jahre sind insgesamt 216 (oder dann eben 108) Euro ohnehin nicht der "Hammer" - über die gesamte Laufzeit gerechnet sind das nämlich gerade einmal 3% Zuwachs...
Die Zinsen sind beim Bausparen da schon wesentlich wichtiger: Mit aktuell ca. 2% erlöst man bei einem Einmalerlag (7.200 Euro für 6 Jahre) immerhin 144 Euro pro Jahr. Mal 6 Jahre sind das dann immerhin 864 Euro, welchen allerdings noch 25% KESt. abgezogen werden. Der staatlichen Bonus, welcher sich ab 2013 halbiert, hat demnach auch schon bisher nicht das Kraut fett gemacht...
Die Bausparkassen sind jedoch nun gefragt, die Zinsen recht attraktiv zu halten (auch wenn derzeit eine Niedrigzinsphase ist, welche noch länger andauern könnte) - mit guten Fixzinsen wird man auch hinkünftig Bausparer finden können. Wenn auch wohl nicht mehr so viele wie bisweilen...
Besonders ältere Semester (welche bisher zu den braven Bausparern gehören) könnten sich von der niedrigeren Förderung (auch wenn diese nicht so wichtig ist, siehe oben) abschrecken lassen und legen das Geld lieber gleich wieder auf das Sparbuch.
Die Halbierung der Bausparprämien ist übrigens (im Gegensatz zur Zukunftsvorsorge) nicht zeitlich limitiert.
Die Reduktion des staatlichen Zuschusses bei der Zukunftsvorsorge (Prämienpension, staatlich geförderte Privatpension und ähnliche Produktnamen) könnte allerdings verheerende Folgen für dieses ohnehin schon geprügelte Vorsorgeprodukt haben und wohl ein völlig falsches Zeichen zur falschen Zeit.
Einerseits wird politisch (mangels wirklicher Pensionsreform) die Pensionsproblematik nur verlängert bzw. auf den "St. Nimmerleinstag" hinausgeschoben - andererseits versetzt man einem angeschlagenen Vorsorgeprodukt einen schweren Kinnhaken und halbiert (vorerst einmal bis 2016) die staatlichen Förderungen.
Die 2003 eingeführte Zukunftsvorsorge litt zuletzt schon sehr stark unter den schwachen Börsen (seit der Finanzkrise). Die politisch dümmlich geführte Diskussion dazu ("Aktien sind böse" etc.) und eine Produktänderung (Aktienanteil für Neuverträge und ältere Vertragsinhaber reduziert) sowie ausgestoppte Produkte einiger Anbieter und auch noch die Diskussion um vorzeitige Kündigungsmöglichkeiten haben die Zukunftsvorsorge schön langsam zum "No-Go-Produkt" gemacht. Unzählige Verträge (von den kolportierten 1,5 Mio.) sind dieser Tage schon prämienfrei gestellt.
Dabei wäre wohl gerade jetzt der (langfristige) Einstieg in Pensions- und Vorsorgeprodukte sehr wichtig - und auch die Aktienmärkte weisen noch immer attrative Einstiegsmöglichkeiten auf.
Ein durchaus vernünftiges Produkt (mit Kapitalgarantie ausgestattet) wird langsam aber sicher politisch getötet - auch wenn dies noch nicht endgültig gelungen sein dürfte...
43 Millionen pro Jahr möchte man sich durch die temporäre (bis 2016) Halbierung der Prämien bei der Zukunftsvorsorge ersparen - eigentlich ein lächerlicher Betrag angesichts der Gesamtsumme des Sparpaketes 2012-2016.
Für beide Produkte gibt es seitens Geldmarie ein klares "Halten".
Nachtrag 18.2.2012: Es sieht aktuell danach aus, dass die Bausparprämien schon per 1.4.2012 auf 1,5% reduziert werden. Bei der Zukunftsvorsorge erfolgt die Kürzung auf 4,25 wohl gar schon per Jahresanfang 2012 und die Kürzung bei der Zukunftsvorsorge dürfte nun doch dauerhaft (nicht wie angekündigt temporär bis 2016) erfolgen. Die "Halten-Empfehlung" bleibt aufrecht - bei vorzeitigen Kündigungen von Bausparverträgen dürfte es auch keine begünstigten Ausstiegsmöglichkeiten (wie teilweise kolportiert) geben.
Ad hoc-Meldung - Februar 2012