Die heute seitens Statistik Austria veröffentlichten Zahlen bezüglich KFZ-Neulassungen 2020 überraschen zwar nicht mehr, sind aber trotzdem -erwartungsgemäß- katastrophal: Ein Minus von 19% bei den KFZ-Neuanmeldungen (auf 351.179 Stück) bzw. ein noch größeres Minus von 24,5% bei den Personenkraftwagen (PKW, 248.740 Stück) ist hinzunehmen. Bei den PKW-Neuzulassungen wird man damit in die 1980er-Jahre zurückgeworfen - 1987 wurden mit 243.221 PKW letzmalig weniger neue PKW angemeldet. Auch bei den LKW gab es mit 40.042 Neuanmeldungen deutliche Einbrüche, welche mit 16,7% aber geringer ausfielen.
Nach wie vor fährt der neue PKW in Österreich primär mit Benzin oder Diesel, Alternativantriebe waren aber 2020 schwer im Aufwind:
Mit 107.771 neuen PKW ist der Benzinantrieb zwar wieder Nummer 1 bei den Antriebsarten, der Anteil fiel aber auf 43,3% der Neuzulassungen und die Stückzahl gar um 39% gegenüber 2019.
Auch Diesel wird nach wie vor kräftig verkauft: 90.909 Stück neue Diesel-PKW bedeuten 36,5% Anteil und ein Minus von 28% bezüglich Stückzahl im Vorjahresvergleich.
Mit 20,1% (2019: 8%) aller neuen PKW haben sich Alternativantriebe 2020 stark gesteigert (+90%) - 50.060 Fahrzeuge wurden hier registriert. Der Löwenanteil entfiel 2020 auf Hybridtechnik, bei welcher man 25.380 Stück (+105,5%!) zählte, was einem Anteil von immerhin 10,2% entspricht. Erstmals zweistellig!
Auch Elektroautos gingen 2020 ausgezeichnet (werden aber zumeist von Vereinen, Körperschaften oder Firmen angemeldet): 15.972 neu angemeldete Elektrocars sind ein Plus von 72,8% und immerhin schon 6,4% Marktanteil bei den neuen PKW. Die meisten Elektroautos wurden 2020 übrigens in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich angemeldet.
Während man beim LKW- und PKW-Neukauf sehr vorsichtig war (was sich wohl auch 2021 fortsetzen wird), gingen einzelne KFZ-Sparten durchaus gut: So konnten die Zweiräder gar um 13,4% auf 46.099 Stück zulegen (Motorräder +16,3%, auch die Mofas wurden um 7,2% mehr verkauft), bei Traktoren ("Land- und Forstwirtschaftliche Zugmaschinen") gab es ein Plus von 6,9% und der Verkauf von Wohnmobilen explodierte gar um 74,2% auf 2.969 Stück.
Nach wie vor ist der PKW-Verkauf in Österreich fest in VW-Hand: 38.272 Neuzulassungen von VW sind 15,4% Marktanteil (aber -27%), dahinter die VW-Marke Skoda (23.602 Stück) und auf Platz 3 auch wieder Tochter Seat (15.893 Stück). Auf den Plätzen 4 und 5 dann BMW und Ford.
Verlierer des Jahres ist eindeutig Opel mit einem Minus von 43,7% - der einstige Dauerzweite Opel lag 2020 nur noch auf Platz 10 der Markenwertung...
Erstmalig Top20 war 2020 Tesla mit 3.229 neu angemeldeten Fahrzeugen (zumeist Tesla Model 3) - Platz 20 und ein Zuwachs von immerhin 8,9% zu 2019.
Bei den Typen konnte wiederum der Skoda Octavia (der ja als Fahrzeug für sparsamen Menschen gilt) die meisten Neuzulassungen hinlegen, 7.967 Stück waren es 2020. Auf Platz 2 dann der VW Golf, Platz 3 geht an den Skoda Fabia und dahinter Fiat 500 und VW Polo.
Bei den Elektroautos konnte sich Tesla mit 3.229 Stück vorne halten, dahinter folgen VW (2.446 Stück) und Renault (2.110 Stück).
Wer glaubt, Covid-19 bzw. die katastrophalen Neuzulassungszahlen 2020 hätten den KFZ- bzw. PKW-Bestand in Österreich 2020 reduziert, der irrt gewaltig.
Der KFZ-Bestand ist 2020 von 7,00 Mio. Fahrzeugen auf 7,10 Mio. Fahrzeuge gestiegen und auch der PKW-Bestand in Österreich hat sich von 5,04 Mio. PKW Ende 2019 auf 5,09 Mio. Ende 2020 erhöht!
2020 wurde somit wohl nur der Autoneukauf vorsichtshalber oft verschoben ("dann fahren wir halt mit dem alten Auto weiter") - wohl geben sich auch Banken und Leasinggesellschaften in der Krise (die wohl noch länger anhält bzw. dann zur Wirtschaftskrise wird) sehr vorsichtig mit Krediten. Auch die für den PKW-Verkauf wichtigen Firmen geben sich sehr zurückhaltend, was die Anschaffung von Neufahrzeugen betrifft.
Auch 2021 muss man wohl damit rechnen, dass auf den Autohandel ein mieses Jahr wartet - höhere NOVA bzw. höhere motorbezogenen Versicherungssteuer für die meisten Neufahrzeuge sind wohl auch weiterhin Spielverderber. 2021 werden wohl auch Benzin und Diesel etwas teurer.
Ob das Jahr 2021 so schwach wird, wie 2020 es war, ist noch schwer abzusehen - an die Rekordzahlen von 2011 kommt man aber wohl so rasch nicht mehr heran.
Gut werden 2021 wieder die Alternativantriebe gehen (Hybrid und Elektro) - das aber auch nur bei Privaten bzw. Firmen, die gut durch die Krise gekommen sind bzw. Finanzreserven haben.
Eine (auch politisch verordnete) Trendwende bei den Antriebsarten ist jedenfalls schon deutlich sichtbar (wiewohl noch sehr gering was den Gesamtbestand betrifft) - zu großen "Elektroautoboom" wird es aber (mangels Reichweiten und preiswerter Fahrzeuge) auch 2021 noch nicht wirklich kommen. Der KFZ-Handel bzw. die gesamte KFZ-Branche steht aber jedenfalls vor einem großen Umbruch.
Die Entwicklung im KFZ-Neuwagenhandel der letzten Jahre können Sie hier nachlesen: Autobestand - KFZ bzw. PKW in Österreich, Statistiken zu Alternativantrieben finden Sie hier: Elektroautos Österreich Statistik
Ad hoc-Meldung - Jänner 2021