Die frisch von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen bezüglich KFZ-Neuzulassungen und KFZ-Bestand 2021 zeigen deutlich: Auch das zweite Coronajahr verlief für den Neuwagenhandel katastrophal, der Fahrzeugbestand in Österreich ist aber nach wie vor steigend!
Der PKW-Neuwagenverkauf ist von Corona besonders arg in Mitleidenschaft gezogen: 239.803 Neuzulassungen von PKW im Jahr 2021 sind ein Minus von 3,6% zum ohnehin schon sehr schwachen Jahr 2020 (und ein Minus von 27,2% zu 2019) und entsprechen dem niedrigsten Wert seit 37 Jahren!
Tatsächlich ist es auf Österreichs Straßen aber wieder ein wenig enger geworden. Dafür sorgte 2021 schon die Explosion bei den Neuzulassungen von LKW, welche um 56,2% auf 62.561 neu zugelassene LKW anstiegen. Da half natürlich der Trend zum Lieferservice bzw. der Onlineboom während diverser Lockdowns kräftig mit - Lieferwagen sind auf heimischen Straßen deutlich häufiger anzutreffen als noch vor ein paar Jahren.
Förderungen verhalfen auch den Zugmaschinen (Traktoren) zu einem Boom: 8.529 neue Traktoren sind ein Plus von 32,3% gegenüber 2020.
Bei den Zweirädern konnten mit 44.747 Stück um 2,9% weniger verkauft werden als 2020, Motorräder legten um 0,5% zu während Mofas (nach einem guten Jahr 2020) um 10,8% weniger verkauft wurden.
Bemerkenswert auch der weiter anhaltende Boom bzw. das Comeback von Wohnmobilen: 4.782 neu angemeldete Wohnmobile sind ein Plus von satten 61%.
Betrachtet man die Gesamtzahlen bei den Neuzulassungen, verzeichnete man mit 371.252 neuen KFZ sogar ein Plus von 5,1% zu 2020 - im Vergleich zu 2019 liegt man aber immer noch 14,9% zurück.
Das ist natürlich primär auf die schwachen PKW-Neuwagen-Verkaufszahlen zurückzuführen. Dass bei den Neuzulassungen von PKW zwei Drittel auf juristische Personen, Firmen und Körperschaften entfallen (und nur 1/3 auf Private) erklärt wohl dieses weitere schwache Jahr am Neuwagenmarkt: Gerade Firmen etc. hielten sich in den Krisenjahren sicherheitshalber deutlich bei Neuwägen zurück - während der Gebrauchtwagenmarkt (wo rund 90% Privatkäufe vorherrschen) 2021 sogar um 3,6% zulegte. Man fährt eben derzeit ein wenig länger mit den PKWs - auch kein Fehler...
Während die LKW-Flotten weiter fröhlich mit Diesel unterwegs sind, spielt es sich am PKW-Neuwagenmarkt derzeit bezüglich Antriebsarten ziemlich ab:
Benzinmotoren sind mit 91.478 Stück 2021 wieder die Nummer 1 (38,1% Anteil), müssen aber ein Minus von 15,1% gegenüber 2020 hinnehmen. Noch dramatischer eingebrochen ist der Verkauf von Diesel-PKW: 58.263 Stück sind ein Minus von 35,9% und nur noch ein Anteil von 24,3%.
Alternative Antriebe sind in ihrer Gesamtheit schon sehr knapp hinter den Benzinern und werden diese 2022 wohl sogar überflügeln: 90.062 Stück entsprechen einem Anteil von 37,6% und einem Zuwachs von satten 79,9%.
Benzin-Hybrid-Antrieb (43.051 Stück) liegt hier vor dem "reinen" Elektroauto (33.366 Stück, 13,9% Gesamtanteil, Zuwachs 108,9%) und dem Diesel-Hybrid, welcher auf 13.545 Stück kommt. Mit 14 Stück "Testfahrzeugen" ist der Wasserstoff noch lange nicht in der Breite angekommen - ist auch fraglich, ob er dies bei PKW je wird...
Sieger bei den Elektro-PKW wurde übrigens 2021 VW - Tesla und Renault konnten auf die Plätze verwiesen werden.
Auch bei den PKW-Automarken (unabhängig vom Antrieb) siegte (wie üblich) VW und kam auf einen Marktanteil von 15%. Dahinter die VW-Marke Skoda mit 9,1%, BMW mit 6,5%, Seat (auch VW) mit 6,3% und Mercedes mit 5,2%. Der PKW-Markt in Österreich ist somit weiterhin klar in deutscher Hand.
Überraschungssieger bei den Typen wurde hingegen Fiat: 6.477 Stück des Fiat 500 wurden verkauft, damit wurden der Skoda Ocativa und auch der VW Golf geschlagen.
Mit 7,21 Mio. zugelassenen Kraftfahrzeugen waren Ende 2021 um 1,6% mehr KFZ zugelassen als noch ein Jahr davor. Und wer glaubt, die PKW-Flotte würde sich ob schlechter Neuwagenverkaufszahlen reduzieren, der irrt: Mit 5,13 Mio. PKW waren um 0,8% mehr PKW zugelassen als noch im Vorjahr.
Bei den Lastkraftwägen (LKW) gab es mit Plus 7% auf insgesamt 548.033 Stück sogar einen Riesenzuwachs, der Motorradbestand stieg um 3,8% auf 592.688 Stück und der Mofabestand legte um 0,7% auf 276.440 Stück zu.
2022 wird sich der Zuwachs bei den LKW wohl etwas einbremsen, die PKW-Neuzulassungen sollten sich auch ein wenig erholen (2021 litt dieser Markt auch deutlich an Lieferverzögerungen aufgrund Chip-Engpässen) und Hybrid- bzw. Elektroautos werden wohl weiterhin Marktanteile zulegen, im Gesamtbestand aber noch eher bescheiden aufscheinen.
76.539 per Jahresstart 2022 zugelassene "reine" Elektroautos sind gerade einmal ein Anteil von 1,5% - im Sommer 2022 sind hier aber wohl erstmals über 100.000 "Stromer" unterwegs. Bis der Anteil der Elektroautos am Gesamtbestand zweistellig wird, werden aber wohl noch einige Jahre vergehen.
Erst wenn Elektroautos ähnliche Reichweiten aufweisen wie Benziner oder Dieselfahrzeuge und nur ein paar Tausender mehr kosten, werden diese auch im breiten Privatsegment ankommen. Die "Mobilitätswende" wird jedenfalls noch lange dauern - so positiv die Signale und Zahlen dieser Tage auch scheinen.
Die Entwicklung im KFZ-Neuwagenhandel der letzten Jahre können Sie hier nachlesen: Autobestand - KFZ bzw. PKW in Österreich, Statistiken zu Alternativantrieben finden Sie hier: Elektroautos Österreich Statistik
Ad hoc-Meldung - Jänner 2022