Es hat sich schon abgezeichnet, dass 2022 für den Autohandel in Österreich ein trauriges Jahr wird: Lieferprobleme bei vielen Fahrzeugen, große finanzielle Verunsicherung bei Privat und Unternehmen sowie stark gestiegene Energiepreise schlugen 2022 voll zu. So resultiert (nach vorläufigen Zahlen der Statistik Austria) für den PKW-Neuwagenhandel 2022 die Zahl von 215.050 neu zugelassenen PKW. Der niedrigste Wert seit 1979!
Nachdem 2021 zumindest für Klein-LKW (oft Transporter) noch ein gutes Jahr war (auch ob Vorziehkäufen wegen der NoVA-Erhöhung), brach 2022 auch die Gesamtsumme der neu zugelassenen KFZ deutlich ein: 305.332 im Jahr 2022 erstmals zugelassene KFZ sind ein sattes Minus von 17,8% gegenüber 2021.
Bei den PKW-Zulassungen setzte sich auch 2022 der Trend zu alternativen Antriebsarten (primär Elektro oder Hybrid) fort. Benzin und Diesel kommen zwar noch immer auf einen Anteil von 58,9% (Benzin: 78.567 Fahrzeuge, Anteil 36,5%, Diesel: 48.155 Fahrzeuge, Anteil 22,4%), lassen aber Jahr für Jahr gehörig Federn.
Während Dieselmotoren im Vergleich zu 2021 17,4% an Neuzulassungen eingebüßt haben und Benzinantrieb 14,1% verlor, konnten sich Hybridfahrzeugen (54.126 Stück) immerhin schon einen Anteil von 25,1% an den Neuzulassungen sichern und reine Elektroautos wurden 34.165 Stück (15,9% der Gesamtzulassungen) neu angemeldet.
Alternativantriebe kamen damit 2022 schon auf 41,1% vom Gesamtkuchen - und werden wohl ca. 2024 bei den Antriebsarten schon die Mehrheit innehaben.
Wie wichtig das aktuelle wirtschaftliche Umfeld für den KFZ-Handel ist, zeigt auch die Tatsache, dass Autoanmeldungen von Firmen/Behörden/juristische Personen mit 66% nach wie vor die Mehrheit der PKW-Zulassungen ausmachen.
Nach wie vor kommen die in Österreich beliebtesten PKW`s aus Deutschland (bzw. gehören zu VW): VW hatte an den PKW-Neuzulassungen einen Anteil von 14,9%, Skoda (gehört zu VW) kam auf 8,7%, BMW auf 7,6%, Audi auf 5,7% und Mercedes holte sich 5,4% vom Kuchen.
Ganz schwach verlief (wegen der schon erwähnten NoVA-Vorziehkäufen und ob leichtem Rückgang bei Lieferdiensten) 2022 in Sachen LKW N1: Mit 22.069 Stück neu zugelassener LKW N1 verlor diese Klasse 62,5%. Daher war der gesamte LKW-Bereich mit 25.200 Stück mit 59,7% massiv im Minus.
Während auch Motorfahrräder (Mofas) 13,5% (10.722 Stück) verloren, konnten Motorräder hingegen um 1,8% zulegen. 32.929 Motorräder wurden 2022 neu zugelassen - gut möglich, dass hier auch das Parkpickerl in Wien eine Rolle gespielt hat, die Zulassungen von Motorrädern auch 2022 positiv zu entwickeln.
Man möchte ja meinen, dass ob der deutlich gesunkenen PKW-Neuzulassungen der Gebrauchtwagenmarkt boomt. Das war aber auch nicht der Fall: Wiewohl sich die Preise von Neuwagen und Gebrauchtwagen 2022 deutlich verteuerten (Rabatte werden kaum mehr angeboten), sank die Zulassungszahl bei Gebrauchten um 13,8% auf 120.054 Stück. Man fährt somit wohl -sicherheitshalber- auch länger mit der alten Kraxn...
Wenn man ob der schwachen Zahlen am Neu- und Gebrauchtwagenmarkt annimmt, dass sich das negativ auf den Gesamtbestand von PKW bzw. KFZ in Österreich auswirken würde, so irrt man: Auch 2022 hat sich der Gesamtbestand wieder erhöht!
7,27 Mio. in Österreich zugelassene KFZ sind ein Plus von 0,8% gegenüber dem Vorjahr.
Den Werkstätten wird also auch 2023 nicht langweiliger: 5,15 Mio. per Jahresende 2022 zugelassene PKW sind auch in diesem Hauptsegment der Kraftfahrzeuge ein Plus, welches mit 0,3% Zuwachs allerdings kleiner ausfällt als in den Jahren davor.
Ein (wohl notwendiger) Rückgang bei den KFZ- und PKW-Gesamtzulassungen scheint allerdings in Sicht: Das Auto wird immer teurer und damit immer mehr zum Luxus für eine schrumpfende Mittelschicht, viele junge Menschen verzichten mittlerweile auf einen eigenen PKW und die Gesellschaft in Österreich ist relativ alt und damit fallen auch laufend ältere Personen (die das KFZ abmelden) weg, die mit dem Statussymbol Auto aufgewachsen sind.
Der Gesamtbestand an PKW ist jedenfalls noch immer ausgesprochen fossilabhängig: 51,5% der PKW haben Dieselantrieb, 42,6% fahren mit Benzin, 3,7% der 5,15 Mio. PKW haben schon Hybridtechnik im Motorraum und 2,1% sind rein elektrisch unterwegs.
Es dauert somit wohl noch das eine oder andere Jahrzehnt, bis hier die Fossilen in der Minderheit sind. 110.225 derzeit zugelassene Elektro-Autos und 189.686 Hybridfahrzeuge sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung - aber noch ein sehr kleiner Schritt.
Elektromobilität ist leider immer noch zu teuer (und hat für viele Nutzerprofile Hürden bzw. Nachteile) - und Wasserstoffantrieb (62 Stück im Bestand!) ist nach wie vor noch ein sehr großes Fragezeichen in der PKW-Anwendung.
2023 darf man im KFZ-Handel wohl schön langsam (so sich der Komponentenmangel legt) mit einer Erholung rechnen - die wirklich goldenen Jahre scheinen aber vorerst einmal vorbei...
Die Entwicklung im KFZ-Neuwagenhandel der letzten Jahre können Sie hier nachlesen: Autobestand - KFZ bzw. PKW in Österreich, Statistiken zu Alternativantrieben finden Sie hier: Elektroautos Österreich Statistik
Ad hoc-Meldung - Jänner 2023