Nach vielen Jahren gab es 2023 wieder einen Weltspartag mit Zinsen, die diesen Namen auch verdienen. Wiewohl sämtliche klassische Sparprodukte (mit Einlagensicherung) nach wie vor einen Realwertverlust (Zinsen minus KESt. minus Inflation) ergeben, hat sich diese in den letzten Monaten zumindest deutlich reduziert. Aktuelle Inflationsrae in Österreich: 5,4% - da kommen die Zinsen der Sparprodukte nicht hin und werden wohl auch nicht hinkommen.
Es riecht an der Zinslandschaft der Eurozone sowie auch der USA zumindest nach einem Ende der Zinserhöhungen - die letzten Sitzungen von EZB und FED haben die Leitzinsen zumindest nicht angetastet. Aktuell ist dies wohl auch für den Rest des Jahres zu erwarten - immerhin möchte man die ohnehin ziemlich schwächelnde Wirtschaft nicht weiter abwürgen.
Die vielen Leitzinssatzerhöhungen der EZB werden den Sparern "naturgemäß" immer etwas später weitergegeben als den Kreditnehmern - da darf es dann nicht verwundern, dass fast alle Banken Österreichs 2023 ziemlich fette Ergebnisse einfahren werden.
Auch für die Sparprodukte Festgeld (gebundene Einlagen) und Tagesgeld (täglich fällige Gelder ohne Bindung) gab es im letzten Monat noch Platz für Erhöhungen. Diese fallen zuletzt aber schon etwas bescheidener aus und dienen eher der guten Positionierung im "Best-of-Sparzinsen-Rankings".
Beim Tagesgeld gibt es derzeit weiterhin sehr viele Neukundenaktionen, welche mit 3 bis 3,30% fix locken. Diese sind aber allesamt zeitlich begrenzt (oft 3 bis 6 Monate, dann Normalzinssatz). Wer da kein "Tagesgeldhopping" (=laufendes Umbuchen zum Bestbieter) betreiben will, der ist z.B. bei der Renault Bank direkt (3,30% Neukunden, 2,60% Normalzinssatz), Santander (3,10% Neukunden, 2,30% Normalzinssatz) oder bei der DADAT (3% Neukunden, 2,25% Normalzinssatz) gut bedient. Denn genannte Banken haben auch (höchtwahrscheinlich) nach dem Aktionszeitraum faire Zinssätze und man fällt nicht auf 0,05% (oder ähnliche Sätze) runter...
Beim Festgeld mit einem Jahr Bindungsdauer scheinen sich die Direktbanken derzeit ziemlich fix auf 3,50% positioniert zu haben. Gleich 5 Banken zahlen diesen Satz derzeit: Kommunalkredit Invest, VakifBank, Hypo Niederösterreich, Austrian Anadi Bank und Santander.
Bei Weltsparen (deutscher Spareinlagenvermittler mit europäischen Banken im Angebot) sind es derzeit auf 1 Jahr Bindung gar 4,50%. Diese 4,50% ziehen sich auch über fast alle anderen dort angebotenen (längeren) Laufzeiten.
So die Inflation im nächsten Jahr dann doch irgendwo bei rund 4% landen sollte, so wäre diese mit den aktuellen Sätzen sogar fast zu kompensieren. Sinkt die Inflation weiter und die Wirtschaft stagniert in der Eurozone weiterhin, ist aber seitens EZB für 2024 durchaus mit Zinssenkungen zu rechnen. Zinssenkungen, die die Banken wohl schon im Vorfeld solcher Entscheidungen vornehmen - schließlich will sich keine Bank auf längere Sicht mit hohen Fixzinsen belasten, während das Zinsniveau schon wieder deutlich niedriger ist...
Wer weiterhin größere Summen in Sparprodukten anlegt, sollte demnach die nächsten Wochen und Monate die Zinsentwicklung gut beobachten. Ist eine Tendenz zu sinkenden Zinsen sichtbar und geht man davon aus, dass das Zinsniveau tiefer bleibt, kann man ja dann noch rasch einige Gelder länger binden. Hat man größere Beträge zur Verfügung, idealerweise auf mehrere Banken im Rahmen der Einlagensicherung (100.000 Euro) verteilt...
Auch das Sparbuch hat 2023 ein kleines Comeback gefeiert. Gaben in den Vorjahren manche Banken gar keine neuen Sparbücher mehr aus, so gibt es aktuell schon wieder Sparbuchvarianten mit durchaus brauchbaren Zinsen: Insbesondere die VakifBank sticht hier mit netten Prozenten heraus.
Auf 6 Monate Bindung gibt es bei der VakifBank immerhin 2,45%, auf 1 Jahr Bindung gar 3,50% und zwischen 24 Monaten Laufzeiten und 5 Jahren Laufzeit gibt es 3,60 bis 3,75 Prozent. Einzig bei 18 Monaten Bindung hat die WSK Bank ein Kapitalsparbuch mit 3,70% und liegt damit marginal besser als die VakifBank.
Auch Ihre Hausbank hat sicher mittlerweile wieder etwas höhere Zinsen im Angebot - wenn Sie also nicht zu Tagesgeld oder Festgeld wechseln wollen, so checken Sie zumindest ihr Sparbuch (bzw. Konto) auf der Hausbank und sekkieren die Bankmitarbeiter ein wenig in Sachen höhere Sparzinsen;-)
Prognose Tagesgeld und Festgeld: Stabilisierung auf dem derzeitigen Niveau. Nur noch leichte Erhöhungen möglich.
Die aktuellen Bestzinsen von Direktbanken finden Sie übrigens monatlich bei unserem "Sparzinsen-Ableger" - siehe Linktipp.
Die besten heimischen Anbieter beim Tagesgeld finden Sie unter: Tagesgeldvergleich gelistet. Die Bestbieter beim Festgeld finden sich unter: Festgeldvergleich
Laufend aktualisierte Bestzinsen von diversen Sparformen in Österreich sind hier abzurufen: Zinsen vergleichen
Informationen über WeltSparen (Tagesgeld und Festgeld aus Europa mit hohen Zinsen) sind hier zu finden: WeltSparen
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - November 2023