Eine für Sparer und Anleger durchaus angenehme Erscheinung ist der Zinseszinseffekt. Dabei handelt es sich um Zinsen, die Zinsen abwerfen. Klingt kompliziert, ist es aber nicht:
Wenn man auf eine Anlageform (zumeist beim Sparbuch sehr transparent nachvollziehbar) Zinsen gutgeschrieben (kapitalisiert) erhält, werden auf diese Zinsen ab Gutschriftdatum gleichfalls Zinsgutschriften geleistet. Diese bezeichnet man als Zinseszins oder Zinseszinsen.
Eine Vorlage des Sparbuchs ist zur Geltendmachung der Zinseszinsen nicht erforderlich - diese werden automatisch berücksichtigt und verzinst. Sie müssen sich also nicht in die lange Schlange der "Zinsengeier" (die die Zinsen beheben, damit diese nicht gebunden sind) im Jänner eines Jahres einreihen.
Sie veranlagen am 1.1. eines Jahres 1.000 Euro mit einem vereinbarten Zinssatz von 10% pro Jahr auf einem Sparbuch. Damit dieses Beispiel transparent bleibt, gehen wir davon aus, dass am 1.1. eine Bank offen hat, die Zinsen über die gesamte Laufzeit gleichbleibend sind (10%), dass das eingesetzte Kapital (die 1000 Euro) nicht verändert wird und dass den jährlichen Erträgen keine KESt. abgezogen wird.
Am 1.1. des Folgejahres erhalten Sie dann auf Ihr Kapital eine Gutschrift von 100 Euro. Sie haben damit einen Guthabensstand von 1.100 Euro. Noch sind keine Zinseszinsen angelaufen - doch nun geht es los. Denn auch die Zinsen werden nun auch bei der Zinsberechnung mitberechnet!
Am 1.1. des Folgejahres werden Ihren 1.100 Euro wieder 10% gutgeschrieben - 110 Euro. 100 Euro für das ursprüngliche Kapital, 10 Euro für die Zinsen. Sie haben also ein neues Guthaben von 1.210 Euro.
Wieder ein Jahr später werden aus 1.210 Euro schon 1.331 Euro (also plus 121 Euro), noch ein Jahr später sind es schon 1.464,10 Euro (plus 133,10 Euro), dann schon 1.610,51 Euro (plus 146,41 Euro) und so weiter.
Sie sehen schon: Nicht nur das eingesetzte Kapital vermehrt sich, auch die Zinssumme wird (durch den Zinseszinseffekt) immer höher. Ein sehr angenehmer Effekt, dieser Zinseszinseffekt.
Doch Achtung: Nicht bei jeder Sparform fallen Zinsenszinsen an. Kapitalisiert werden Sparbuchzinsen zumeist am 1.1. eines Jahres - bei Sparformen, die diese Jahresfrist nicht berühren (kürzere Sparformen innerhalb des Jahres) kann es somit zu keinen Zinseszinsen kommen.
Auch berechnen Banken oft die Zinseszinsen schon in die Sparprodukte ein: Nach z.B. 4 Jahren werden dann aus 1000 Euro eben nur 1.400 Euro (anstatt von 1.464,10 Euro im Beispiel oben).
Das kann so oder in ähnlicher Form häufig bei den sehr populären Kapitalsparbüchern passieren: Hier greifen die Zinseszinsen schon deshalb nur sehr schlecht, weil bei längeren Laufzeiten in den ersten Jahren eine nur ganz schwache Verzinsung gegeben wird und erst knapp vor Ablauf hohe Zinsen berechnet werden. Dies bezeichnet man auch als Staffelzinssatz oder Staffelzinsen.
Klären Sie jedenfalls vor einer höheren und längeren Veranlagung, ob hier noch zusätzlich Zinseszinsen zu Ihren Gunsten anfallen. Das kann (insbesondere bei höheren Laufzeiten) durchaus einen relevanten Unterschied machen.
Etwas weniger transparent profitieren auch andere Sparformen und Vorsorgeprodukte vom exponentiellen Wachstum der Zinseszinsen. Z.B. werfen Wertpapiersparpläne oder Fonds ohne laufende Ausschüttung bzw. Kapitalversicherungen (Lebensversicherungen, Rentenversicherungen etc.) im Laufe ihrer Laufzeit immer höhere Erträge ab, da auch die laufenden Erträge der zugrundeliegenden Produkte positiv in die Veranlagung einfließen.
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