Das Crowdinvesting ist seit 2013 fixer Bestandteil in Sachen alternative Finanzierungen für Start-Ups bzw. KMU. Nach den ersten erfolgreichen Finanzierungen und einer Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen wurden immer häufiger Finanzierungen als (anleiheähnliche) Nachrangdarlehen durchgeführt und ob des niedrigen Zinsniveaus war es auch naheliegen, damit auch Finanzierungen für Immobilienprojekte anzugehen.
2014/2015 konnte das Portal 1000x1000.at (als "Immocrowd") für das Almressort Nassfeld 557.121 Euro einsammeln und somit die erste erfolgreiche Immobilienfinanzierung im heimischen Crowdinvesting hinlegen.
Da konnte der Mitbewerb nicht untätig sein - 2015 gesellte sich zu GREEN ROCKET auch noch ein Portal namens "HOME ROCKET", welches auch gleich das erste Projekt (Donaufelderstraße in Wien) mit 324.500 Euro finanzieren konnte.
2016 startete mit "dagobertinvest" ein neues Portal, welches dieser Tage ausschließlich Immobilienfinanzierungen durchführt und fast zeitgleich (Testlauf schon ab Oktober 2015) legte Rendity los. Seit Juni 2016 war dann Immofunding ein weiteres "reines" Immobiliencrowdfundingportal online, im März 2017 gesellte sich dann auch noch REVAL hinzu, 2020 starteten RECrowd und Zinsquartier durch. 2021 kam mit der Rendite Boutique ein weiteres Immo-Crowdinvestingportal hinzu, 2022 startete Investnest. Einige dieser Portale haben sich aber mittlerweile auch schon wieder verabschiedet.
Zu einem richtigen Boom im Immobiliencrowdfunding kam es anfangs noch nicht - die meisten Projekte in Österreich brauchten viele Monate, um über die Schwelle zu kommen - vielleicht war für die Anleger das Risiko (auch hier sind hundertprozentige Ausfälle natürlich möglich, so ein Projekt doch scheitert, sind die Banken mit erstrangigen Hypotheken zuerst dran, die Crowdinvestoren bleiben wohl zu 100% über...) im Verhältnis zu den Erträgen noch zu hoch bzw. schwer einzuschätzen.
2016 änderte sich das aber deutlich und 2017 kam das klassische Immobilien-Crowdinvesting hierzulande schon auf fast 15 Millionen Euro - und somit fast auf die Hälfte des Gesamtvolumens. 2018 waren es schon 28,6 Mio., die mit Immobilien-Crowdinvesting aufgestellt wurden, das entsprach 73% der Gesamtsumme. 2019 wurde dies mit 54,4 Mio. bzw. 82% der Gesamtsumme übertroffen und auch im Coronajahr 2020 stieg die Summe beim Immobilien-Crowdinvesting auf 69,64 Mio. an, was schon über 87% des gesamten (transparenten) Crowdinvestingkuchens entsprach.
2021 kam man zwar "nur" auf 83,3% des Gesamtvolumens - da dieses aber massiv anstieg und auch das Unternehmenscrowdinvesting stark anzog, waren das schon tolle 102,52 Mio. Euro im Immobiliencrowdinvesting. 154 Immoprojekte wurden 2021 erfolgreich finanziert.
2022 stagnierte allerdings die Baubranche - 140 Projekte mit Immo-Finanzierungen mit einem Volumen von 92,9 Mio. Euro waren 70% des Gesamtvolumens. 2023 waren es dann angesichts einer deutlichen Immobilienkrise "nur" 105 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 68,3 Mio. Euro. 2024 wird wohl noch schwächer...
Wesentlich scheint hier (nebst ein wenig Wissen um den Immobiliensektor) die Seriösität und Liquidität des jeweiligen Projektpartners (Bauträger) zu sein - hat man hier wenig Informationen, sollte man die Brieftasche nicht zu rasch leeren und vielleicht einmal mit kleineren Beträgen testen. Hier ein wenig Risikostreuung (mehrere Projekte auf mehreren Portalen) zu betreiben, scheint sicherlich auch kein falscher Ansatz.
In Deutschland lief das Immobiliencrowdfunding nach verhaltenem Start ebenfalls gut an - auch Österreicher können in Germany anlegen, wobei auch schon viele Projekte erfolgreich finanziert wurden. Unter Rechner Crowdinvesting in Immobilien finden Sie diesbezüglich einen deutschen Rechner (ohne die meisten Portale aus Österreich), der einige Immobilienfundings listet und vergleicht.
Mit einiger Sicherheit ist aber zu erwarten, dass Immobiliencrowdfunding ob sehr attraktiver Zinsangebote weiterhin ein Bestandteil des Crowdinvestings bleiben wird - die an und für sich eher konservativen Immobilienanleger werden sich auf Dauer wohl noch durch den einen oder anderen Ausfall abschrecken lassen. Mittlerweile hat sich die Anzahl der Ausfälle beim Immobilien-Crowdinvesting schon massiv erhöht - die Immokrise hat auch beim Crowdinvesting starke Spuren hinterlassen...
Fazit: Hohe Zinsen = hohes Risko. Für Sparbuchsparer ist Crowdinvesting in Immobilien nur sehr bedingt geeignet. Wichtige Reserven sollte man hier keinesfalls in Einzelprojekte stecken! Ob der noch sehr geringen Erfahrungen (langfristige Statistiken fehlen noch gänzlich) mit dieser Anlageklasse ist es wohl ideal, sich erst langsam und mit Kleinbeträgen (auf vielen Portalen und in viele unterschiedliche Projekte) "einzuarbeiten".
Ob der hohen Zinsen für überschaubare Laufzeiten ist das Thema aber natürlich für etwas risikoaffine Anleger evident - investieren Sie aber immer nur einen Teil der Anlagegelder ins "Betongold".
Eine noch eher neuere Variante des Immobilien-Crowdinvestings ist das -etwas risikoärmere- Crowdinvesting in Bestandsimmobilien.
Auch Anleihen bzw. Kommanditbeteiligungen von bzw. an Immobilienunternehmen hat das Immobiliencrowdinvesting schon hervorgebracht - hier ist mehr Augenmerk auf das begebende Unternehmen zu legen, da derartige Anlageformen in der Regel projektunabhängig sind.
Noch ein Tipp: Gerade beim Crowdinvesting für Immobilien gibt es zum Start neuer Projekte oft "Early-Bird-Bonuszinsen" von 0,5 bis 1% p.a. - da ist es kein Fehler, gleich zu Beginn des Crowdinvestings zu investieren. Wer immer alle neuen Crowdfundings in Österreich (natürlich auch mit den Immo-Fundings) auf einen Blick sehen möchte, sollte sich die Seite Crowdinvesting Österreich - frisch gestartet in die Lesezeichen/Bookmarks werfen.
Und zum obigen Tipp gleich noch einer: So die Lage am Immobilienmarkt gerade nicht so rosig ist und die Fundings sich eher bescheiden entwickeln, gibt es für solche Immo-Crowdinvestings oft auch später einen (wie auch immer benannten) "Aktionsbonus". 2023 und 2024 wurden da z.B. schon ab und an 2 bis 5% (einmaliger) Bonus gesehen - bei kurzen Laufzeiten gar nicht zu verachten...
Seit 2021 kann man übrigens bei Brickwise (siehe Link unten) mit der Crowd auch in bestehende Immobilien investieren und ist dann (auch mit kleinen Beträgen) direkt an dieser Immobilie beteiligt. Im Pleitefall hat man dann zumindest den Resterlös aus dem Immoverkauf...
Immobiliencrowdinvesting Österreich, Deutschland, Baltikum etc. - Linktipps: