So Sie dieser Tage einen Abend mit "komm doch noch mit rauf - ich zeige Dir noch meine Briefmarkensammlung" erfolgreich ausklingen lassen wollen, könnte dieser jahrzehntelang gepflegte (zumeist wohl aber nicht ganz ernsthaft gemeinte) Spruch mit Hintergrund doppelt nach hinten losgehen: Denn das Sammeln von Briefmarken ist (um eine modernere Sprache zu verwenden) "megaout" - der Spruch selbst deutet auf mittleres bis hohes Alter hin.
Während in den 1970ern und 1980ern noch fast jedes Kind zumindest ein Briefmarkenalbum hatte, so wissen dieser Tage viele Kinder gar nicht mehr, was eine Briefmarke ist.
Kein Wunder: Die meisten Poststücke werden heute schon vom Absender selbst freigemacht (von Firmen) oder eben dann bei der Post bar bezahlt. Eine Briefmarke klebt man in solchen Fällen aber schon lange nicht mehr auf den Brief oder die Postkarte.
Durch Email, SMS, Facebook & Co. reduziert sich überdies das Privatpostaufkommen massiv: Wer schreibt schon mühsam einen Brief, wenn ein Mail oder eine SMS binnen einer Sekunde weltweit zugestellt ist. Und via Facebook & Co. kann man ebenso wunderbar weltweit kommunizieren.
Briefmarken sind somit schon ziemlich selten geworden - und auch das Sammeln von Briefmarken wird bei jüngeren Menschen kaum noch als Hobby wahrgenommen.
Auch wenn diverse Briefmarkenvereine durchaus ambitionierte Jugendprojekte starten - nur selten gibt es neue jugendliche (oder zumindest jüngere) Mitglieder. Das Gros der Briefmarkensammler ist mittlerweile weit über 70 Jahre alt - manchen Vereinen sterben tatsächlich laufend die Mitglieder weg.
Briefmarkenhändler mit Geschäft sind auch nur noch sehr selten zu finden - und wenn doch, dann sind die meisten Briefmarkengeschäfte klein und wirken nicht sehr einladend. Aber kein Wunder: Wer möchte schon (auch wenn das Hobby zum Job gemacht wurde) viel Geld und Zeit in einen stark rückläufigen Markt investieren?
Auch wenn diese Überalterung der Sammler in den nächsten Jahrzehnten ziemlich auf die Preise der Massenware drücken wird - für besonders teure Briefmarken ist kaum ein Preisverfall zu befürchten.
Darüber hinaus ist zu erwarten, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten (und vielleicht auch in den nächsten Jahrhunderten) Briefmarken geben wird - wenn auch vielleicht deutlich weniger als heute. Auch die Briefmarken könnten andere Formen erhalten - diesbezüglich hat sich ja in den letzten Jahren schon sehr viel getan.
Heute schon teure Marken werden aber wohl auch in Zukunft ihre Anhänger finden: So gibt es ja z.B. auch noch einen (teilweise boomenden) Markt für historische Wertpapiere oder für Papiergeld. Und für römische Münzen werden auch heute noch Bestpreise gezahlt - auch wenn man sich darum schon lange nichts mehr kaufen kann...
Somit ist kaum zu erwarten, dass das Briefmarkensammeln ein ähnliches Schicksal erleidet wie das kurzzeitig populär Sammeln von Telefonwertkarten (Telefonkarten), welche dieser Tage (bis auf ein paar Ausnahmen) ziemlich wertlos geworden sind.
Das breite Feld der Philatelie (=Briefmarkenkunde) in wenigen Worten zu beschreiben ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Und es sei trotzdem ansatzweise versucht:
Generell unterscheidet man Briefmarken in 3 großen Gruppen: Gestempelte Briefmarken, ungestempelte (postfrische) Briefmarken und Briefmarken auf Briefen ("gelaufene" Poststücke).
Für die Bewertung von Briefmarken sind vor allem folgende Komponenten wichtig: Gute Farberhaltung, sauberer (manchmal lesbarer) Stempel, feiner Schnitt der Marke, passende Zentrierung des Motives, einwandfrei Zähnung (es sollten keine Zähne fehlen), keine Risse, keine sonstigen Verschutzungen, keine Ecken etc. - also primär ist eine gute Erhaltung relevant.
Oft (aber nicht immer) gilt auch: Je älter und seltener die gut erhaltene Briefmarke ist, desto teurer kommt das gute Stück.
Die meisten Briefmarkensammler spezialisieren sich (da man nicht alle Marken dieser Welt sammeln kann) auf Fachgebiete - folgend einige Beispiele von Spezialisierungen bei Briefmarken:
Man sieht schon: Das Feld der Briefmarke ist ein sehr weites - der Tausch von Marken bietet sich auch heute noch als sinnvolle Variante zur günstigen Sammlungserweiterung an.
Für normale Sammlungen sind gegenwärtig (aufgrund der Schwemme an Material) keine brauchbaren Preise zu erzielen. Möchte man eine Sammlung z.B. auf Ebay verkaufen, wird man kaum zufriedenstellende Preise erzielen - wirkliche Sammler sehen sich die Marken nämlich gerne einmal vor Ort an. Und gerade bei teureren Stücken möchte man die Ware genauer unter die Lupe nehmen...
Für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass sich das eine oder andere Kleinod in der Briemarkensammlung befindet, sollte man sich vorher (soweit es sich um eine Sammlung österreichischer Marken handelt) zumindest einen Austria-Netto-Katalog zur ungefähren Wertbestimmung zulegen.
Auch ein Besuch bei einem Briefmarkensammlerverein (siehe Link unten) könnte sich auszahlen - die meisten Vereine freuen sich über jedes neue Gesicht!
Die teuerste Briefmarke aus Österreich ist übrigens die Zeitungsmarke "Roter Merkur" aus dem Jahr 1856. Diese zinnoberrote Marke mit dem (nicht aufgedruckten) Gegenwert von 6 Kreuzer wird zwischen 20.000 und 70.000 Euro (je nach Zustand) gehandelt - im ANK (Austria-Netto-Katalog) steht bei in der Kategorie "gestempelt" sogar der Preis von 400.000 Euro. Beachten Sie aber, dass die ANK-Preise nur in seltensten Fällen und nur für beste Erhaltung gezahlt werden und vielfach Liebhaberpreise darstellen.
Der zinnoberrote Merkur ist übrigens (in Bezug auf die Auflage) auch die seltenste Briefmarke Europas.
Hier gelangen Sie zu den: wertvollsten Briefmarken der Welt und teure Briefmarken aus Österreich
Geldmarie-Linktipps: