Was unterscheidet historische Wertpapiere von Wertpapieren, die via Girosammelverwahrung auf Ihrem Wertpapierdepot liegen?
Historische Wertpapiere haben ihre Chance bereits gehabt - und zumeist nicht genützt: Denn vielfach sind diese Papiere von Aktiengesellschaften bzw. Anlegerpapiere (Schuldverschreibungen, Anleihen etc.) vor (zumeist) langer Zeit wertlos geworden. Was blieb, ist nur noch ein Stück Papier.
Dies unterscheidet jedoch die historischen Wertpapiere von heutigen Wertpapieren, die aufgrund von Firmenpleiten plötzlich keinen Wert mehr repräsentieren: Früher haben sich viele Anleger die Wertpapiere nach dem Kauf ausfolgen lassen und in einem Privatdepot aufbewahrt. Erst beim Verkauf wurden die Aktien wieder an den neuen Besitzer (oft via Bank) weitergegeben.
Natürlich gab es im Laufe der Zeit auch schwere Wirtschaftskrisen und Finanzmarktcrashes (Börsencrashes) - und so blieben eine Menge Wertpapiere in Papierform bei den enttäuschten Anlegern liegen.
Wer solche Wertpapiere nicht sofort dem Feuer preisgegeben hat, machte seinen Erben oft noch große Freude: Denn für derartige Papiere entwickelte sich plötzlich ein Sammlermarkt:
Besonders selten vorhandene Stücke waren plötzlich sehr gefragt und sind heute weit mehr wert, als der damalige Nominalwert oder Börsenkurs der zugrundeliegenden Aktie oder Anleihe.
So wurden z.B. für eine Aktie der "Komischen Oper Wien" (4x eigenhändig signiert von Johann Strauß Sohn) vor wenigen Jahren weit über 50.000 Euro bezahlt. Und das ist keine Ausnahme: Das Sammeln von historischen Wertpapieren (Fachbegriff: Scripophilie) hat in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden.
Historische Aktien gibt es von Österreichischen Unternehmen bzw. heimischen Emittenten gar nicht mehr so viele zu kriegen - im Gegensatz z.B. zu amerikanischen Aktien, die auf Ebay & Co. den Markt überschwemmen. Derartige Billigpapiere erhalten Sie schon um einen Euro. Für Sammler sind diese allerdings weniger interessant. Heimische Wertpapiere, die aus der Gründerzeit (19. Jahrhundert) stammen und von denen nur wenig Stücke im Umlauf gerieten bzw. sind erfreuen sich der größten Nachfrage am Sammlermarkt.
Solche seltenen Stücke werden auf Ebay & Co. selten bis nie angeboten werden und kommen fast nur bei Spezialauktionen (die ab und an auch in Österreich durchgeführt werden) zum Verkauf. Beachten Sie diesbezüglich die Links ganz unten.
Eine Ausfolgung von Aktien, Anleihen etc. ist heute zumeist gar nicht mehr möglich: Denn seit vielen Jahren werden diese gar nicht mehr gedruckt - man besitzt sozusagen nur noch einen virtuellen Anteil, dessen physische Ausfolgung aus dem Depot gar nicht möglich ist.
Die Rapid-Aktie ziert mit Sicherheit auch noch heute so manche Wand bei begeisterten Rapid-Fans - auch wenn die 1991 mit Wertpapierkennnummer 090335 von der Rapid Wien Finanzberatungs-, Werbe- und Veranstaltungs-AG ausgegebene Aktien ein totaler Flop waren und das Unternehmen schon nach kurzer Zeit in Konkurs endete.
Viele Fans bzw. schlaue Sammler ließen sich das ohnehin schon ziemlich wertlose Papier (mit Kupons, welche nie beansprucht wurden) ausfolgen. Der Rapid-Fan hängte sich das Stück Papier (mit Nominale 1000 Schilling) an die Wand - andere versteigerten die Aktien um einige Euro bei Ebay & Co.
Echte (und schöne) Rapid-Aktien bekommt man dieser Tage auch schon eher selten zu Gesicht - hüten Sie sich hier aber unbedingt vor Kopien.
Eine ebenfalls sehr begehrte und oft ausgefolgte Aktie war auch die Wolford-Aktie - hier stand allerdings eher das attraktive Motiv der Aktie im Vordergrund.
Ein Sammler von historischen Wertpapieren wird sich allerdings seine Stücke bestenfalls in Farbkopie an die Wand hängen: Denn Licht bzw. gar direkte Sonneneinstrahlung ist der Feind von Papier. Und ein guter Erhaltungszustand der historischen Wertpapiere ist (ähnlich wie bei Briefmarken oder Münzen) wesentlich für den Preis bei Auktionen.
Fachleute empfehlen Packpapier oder Folie - jedenfalls darauf achten, daß die Hülle nicht schwitzt und somit die Farbqualität des historischen Wertpapiers beeinträchtigt bzw. Flecken macht.
Das vielleicht netteste Detail an den historischen Wertpapieren ist wohl die Tatsache, daß es sich hier meistens um Papiere handelt, die einst ihren gesamten Wert verloren haben - und plötzlich wieder an Wert gewonnen haben. Soviel zum Thema: "They'll never come back";-)
Ein naher Verwandter der historischen Wertpapiere ist übrigens der nicht mehr gültige Geldschein - die Notaphilie ist gleichfalls ein hochinteressantes Hobby, welches auch einiges Geld kosten und bringen kann. Basisinformationen dazu gibt es unter Papiergeld sammeln.
Geldmarie-Linktipp: