In etwa ein Drittel aller Österreicher wird (zumeist im Alter) einmal pflegebedürftig. Ca. eine halbe Million Menschen sind in Österreich aktuell Bezieher des staatlichen Pflegegeldes - ob der hohen Lebenserwartung sowie der großen Anzahl an älter werdenden Menschen in unseren Breiten ist die Tendenz beim Pflegegeldbezug weiterhin stark steigend.
Glücklicherweise gibt es in Österreich ja das staatliche Pflegegeld, welches in 7 Stufen (je nach Ausmaß des Pflegebedarfs) eingeteilt ist - je höher der Pflegeaufwand (je höher die Pflegestufe), desto höher das Pflegegeld.
Ob auch für die aktuell jüngeren Generationen das gegenwärtige Niveau beim Pflegegeld gehalten werden kann, ist höchst umstritten und darf auch bezweifelt werden: Schon jetzt hat der Bund Probleme mit der Finanzierung und die geburtenstarken Jahrgänge (insbesondere die in den 1960ern geborenen Menschen) kommen erst ins kritische Alter. Reformen beim staatlichen Pflegegeld dürfen somit nicht überraschen.
Darüber hinaus kostet Pflege viel Geld - und schon heute ist qualitativ hochwertige Pflege mit dem staatlichen Pflegegeld in manchen Fällen nicht wirklich leistbar. Da muss man dann schon manchmal auf die Familiensubstanz (Ersparnisse, Verwandte etc.) zurückgreifen.
Angesichts des zu erwartenden Engpasses beim Pflegegeld (sowie auch beim qualifizierten Personal, welches natürlich ein wenig mehr kostet) kann es also durchaus Sinn machen, schon in jungen Jahren eine private Pflegeversicherung abzuschließen. Der Eintritt des Versicherungsfalles ist nämlich durchaus nicht unwahrscheinlich.
Bei einer Pflegeversicherung handelt es sich um eine private Vorsorgeversicherung (keine Pflichtversicherung), welche als Zusatz zum staatlichen Pflegegeld abgeschlossen wird.
Im Falle einer Pflegebedürftigkeit verfügt der Pflegebedürftige (oder dessen Angehörige) über zusätzliches Geld, welches frei verwendet werden darf. Ob dieses nun für Wohungsumbauten, Hilfsmittel (z.B. Rollstuhl), Pflegekräfte oder Seniorenheime verwendet wird, bleibt dem Versicherungsnehmer überlassen.
Tritt eine Pflegebedürftigkeit lt. Versicherungsvertrag ein, kommt es zum Versicherungsfall.
Bei privaten Pflegeversicherungen ist dieser Versicherungsfall unterschiedlich definiert - in der Regel orientieren sich aber die meisten Versicherungen an die gesetztliche Pflegeversicherung. Wird z.B. Pflegestufe 3 zuerkannt, kann man auch aus der Pflegeversicherung Leistungen beziehen.
Natürlich muss hier aber auch vereinbart sein, dass bei Pflegestufe 3 (oder höher) schon ausbezahlt wird - die günstigsten Versicherungen zahlen erst bei höheren Pflegestufen.
Natürlich kann man aber auch eine Variante wählen, die schon ab Pflegestufe 1 leistet - bei einer solchen sind die Prämien dann natürlich (da ja auch das Risiko für die Versicherung steigt) deutlich höher.
Die Dauer der Leistung richtet sich nach der Dauer der Pflegebedürftigkeit. Ist man nur temporär pflegebedürftig, wird auch nur für diese Zeit die vereinbarte Versicherungsleistung erbracht. Bei manchen Pflegeversicherungen unterbrechen Spitalsaufenthalte (ob der Vollversorgung) die Leistung - erfragen Sie dies jedenfalls bei der Versicherung Ihres Vertrauens.
Verschlechtert sich der Zustand des Versicherten und dieser erhält eine höhere Pflegestufe zugesprochen, erhöht sich im Normalfall auch die Leistung bei der privaten Pflegeversicherung.
Ob der in Österreich noch immer recht guten staatlichen Ansprüche in Sachen Pflegegeld sind private Pflegeversicherungen noch sehr gering verbreitet. Erst weit nach dem Jahr 2000 wurden diese Versicherungen von den größeren heimischen Anbietern auch ins Portfolio aufgenommen - vielfach nur von Versicherungen, welche auch Krankenversicherungen anbieten.
Rechnet man damit, dass in Zukunft die staatliche Pflegeversicherung wesentlich unattraktiver wird bzw. möchte einfach auf "Nummer Sicher" gehen oder seinen Angehörigen finanzielles Ungemach vermeiden, so kann ein Abschluß einer Pflegeversicherung schon in jungen Jahren sehr sinnvoll sein.
Die Prämien sind für jüngere Menschen (sogar für Kinder kann man eine private Pflegeversicherung machen) natürlich wesentlich günstiger als für ältere Semester. Ein mehr oder minder anstandslosen Gesundheitszustand ist hier natürlich relevant. Aber auch Pensionisten können hier noch (zu dann höheren Prämien für vergleichbare Leistungen) noch private Pflegeversicherungen abschließen - meistens ist das kritische Alter hier bei ca. 70 Jahren.
Neben dem Alter und dem Gesundheitszustand sind natürlich die gewählten Leistungen relevant - wer sich schon für niedrige Pflegebedürftigkeit versichert, zahlt natürlich mehr als bei höheren Pflegestufen bzw. bei höherer Pflegebedürftigkeit. Die jeweiligen Varianten sind aber im Normalfall frei wählbar.
Die Pflegebedürftigkeit wird im Normalfall primär durch die Zuerkennung des gesetzlichen Pflegegeldes bewiesen - im Zweifelsfall kann die Versicherung natürlich einen eigenen Sachverständigen heranziehen.
Erfragen Sie auch, wieweit das private Pflegegeld wertgesichert ist - ist man länger pflegebedürftig, macht eine Indexsicherung nämlich durchaus Sinn.
Oft werden auch Prämientarife mit Prämienbonus angeboten: Wird man ab einem vereinbarten Alter nicht pflegebedürftig, so erhält man einen Teil der Prämie zurück.
Ein kleines "pro" in Sachen private Pflegevorsorge war: Die Prämien waren im Rahmen der Sonderausgaben steuerlich absetzbar - das gilt aber nur noch für Verträge, die vor 2016 abgeschlossen wurden und leider letztmalig für die Prämien aus dem Jahr 2020.