Der Begriff "Selbstbehalt" ist allgemein eher schlecht besetzt. Denn zumeist handelt es sich um Gebühren, die man trotz vorliegender Versicherung zahlen muss (z.B. Selbstbehalt bei Rezepten, Selbstbehalt bei Krankenhausaufenthalten etc.). Und doch kann das Vorhandensein eines Selbstbehaltes bei Versicherungspolizzen durchaus auch für den Kunden (Versicherungsnehmer) ein gutes Geschäft sein, man muss nur ein wenig rechnen können...
Versicherer streben danach, die Verwaltungskosten klein zu halten bzw. noch kleiner zu machen. Und gerade Kleinschäden machen proportional einen sehr hohen Anteil an den Kosten einer Versicherung aus.
Daher sind findige Produktentwickler auf die Idee gekommen, so manche Versicherung mit einem Selbstbehalt auszustatten. Solche Selbstbehalte haben nämlich noch einen weiteren Vorteil: Oft reichen Versicherungsnehmer Schäden gar nicht ein, die knapp über dem Selbstbehalt liegen.
Doch ein Selbstbehalt muss nicht nur Ihr Schaden sein...
Bei Produkten wie z.B. einer Vollkaskoversicherung ist es zwar kaum noch möglich, Versicherungen überhaupt ohne Selbstbehalt zu bekommen - doch auch hier können Sie stark sparen. Wer eine Vollkaskoversicherung mit hohem Selbstbehalt abschließt, wird sich zwar bei kleineren Schäden ärgern, weil diese selbst zu bezahlen sind - bei hohen Schadenssummen ist der Selbstbehalt aber dann weniger unangenehm. Und gegen die wirklich großen Schadensfälle versichert man sich ja eigentlich - oder nicht?
Es stimmt schon - viele Versicherungsnehmer möchten eine Volldeckung mit möglichst wenig Selbstbehalt. Aber das kostet. Sehen Sie sich bei der nächsten Vollkaskoversicherung (aber auch bei Teilkaskoversicherungen) einfach den jährlichen Preisunterschied zwischen dem niedrigsten Selbstbehaltsvarianten und den höheren Selbstbehaltsvarianten an. Und entscheiden Sie dann nach Ihren bereits gemachten Erfahrungen. Das Risiko könnte sich in vielen Fällen lohnen - insbesondere, wenn man schon bisher ganz wenige Schäden hatte oder das Fahrzeug fast ständig in der eigenen Garage steht...
Noch etwas interessanter sieht die Sache mit den Selbstbehalten dann z.B. bei Haushaltsversicherung oder Hausversicherungen aus: Gerade in diesen Bereichen kommt es eher selten zu Schäden. Wer bisweilen kaum Schäden hatte, kann sich mit einer Selbstbehaltsvariante (die fast jede Versicherung anbietet) durchaus einiges an Geld sparen.
Ein Selbstbehalt von 100 Euro pro Schadensfall (egal, wie hoch dieser ist), bringt Sie sicher nicht um. Wenn es dafür z.B. 25% jährlichen Rabatt auf die Prämie gibt, müssten Sie schon ein ziemlicher Pechvogel (oder ein kleiner Versicherungsbetrüger) sein, dass sich das über viele Jahre nicht zu Ihren Gunsten auszahlt.
Auch bestehende Verträge kann man in den meisten Fällen noch auf eine Selbstbehaltsvariante umstellen - und natürlich (sollte es wider Erwarten doch nichts bringen) auch wieder auf eine Variante ohne Selbstbehalt ändern.
In vielen Sparten gibt es übrigens ähnliche Steuerungselemente: In der Krankenversicherung gibt es beim Taggeld bei Krankheit z.B. die sogenannte Karenzzeit. Der Kunde kann nun wählen, ab wieviel Tagen er das vereinbarte Krankengeld ausbezahlt haben möchte. Z.B. nach 7, 14 oder 21 Tagen. Je länger die Karenzzeit, desto günstiger wird die Versicherungsprämie.
Gerade bei den für ältere Versicherungsnehmer oft sehr teuren Krankenversicherungen gibt es auch immer öfter die klassischen Selbstbehaltsvarianten. Somit können sich auch Menschen mit mittlerer Bonität gegen besonders riskante und lange Krankenhausaufenthalte einigermaßen gut absichern.
Überlegen Sie sich ihre historische Schadensfrequenz bei den einzelnen Versicherungspolizzen - und fragen Sie dann (wenn Sie selten bis nie Schäden haben) Ihren Versicherunsberater, ob es hier günstige Varianten mit Selbstbehalt gibt.
Sie werden es wohl schon ahnen: Die Geldmarie fährt gut und günstig - selbstverständlich mit Selbstbehalten.