...und zwar: Für Zocker der allerersten Güteklasse sowie Unternehmer, die etwas absichern wollen bzw. ein wenig dazuverdienen möchten.
Bevor ich Sie in die "böse" Welt des Turbokapitalismus ein wenig eintauchen lasse (ich verspreche: es bleibt hier an der Oberfläche und beim Wesentlichen), ein kleiner Blick zurück an die Wiener Börse des Jahres 1985:
Soweit der Blick der Geldmarie nicht über die Jahre getrübt wurde, notierten im Jahre 1985 an der Wiener Börse ca. 4 Optionsscheine auf Aktien (wer's besser weiß möge mich informieren). Es war gerade Goldgräberstimmung (ein US-Finanzguru hatte die Wiener Börse entdeckt und aus dem Dornröschenschlaf erweckt) und an manchen Tagen stiegen sämliche Kurse der gelisteten Aktien um das damalige Tagesmaximum. So auch alle 4 Optionsscheine.
Dabei waren die 4 Optionsscheine doch eine ganz unterschiedliche Gattung: 2 waren eine Option auf steigende Kurse ("Call-Option"), die anderen 2 auf fallende Kurse (Put-Option). Und zwar auf die gleichen Wertpapiere und zu gleichen Ausübungspreisen.
Warum also alle 4 Optionsscheine gleichzeitig in die Höhe flogen, kann wohl heute kaum mehr jemand nachvollziehen. Ein völlig verrückter Markt, wo sich halbwegs versierte Börseninteressierte eine Goldene Nase verdienten, weil völlig ahnungslose Menschen auf jedes Wertpapier (also auch auf Optionsscheine) Bestensorders gaben. Dass da einige auch kräftig draufzahlten, wird wohl in Kürze verständlich:
Denn eine Call-Option kann man vereinfacht so erklären: Mit diesem Optionsschein haben Sie die Möglichkeit (Option), ein Wertpapier (oder ein Produkt, eine Ware etc.) zu einem fixierten späteren Zeitpunkt zu einem vorher fixierten Preis (=Ausübungspreis) zu kaufen.
Bei der Put-Option ist es ähnlich: Nur können Sie hier zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorher fixierten Preis ein Wertpapier (Produkt, Ware, etc.) verkaufen.
Diese sogenannten Derivate wurden im ursprünglichen Sinn als Absicherung oder kleine Spekulation verwendet:
Einen Call kauft sich zum Beispiel jemand, der erwartet, daß das zugrundeliegende Wertpapier in der nächsten Zeit (also spätensten bis zum Ausübungstag der Option) massiv steigt.
Denn wenn es fällt, gleichbleibt oder nur gering steigt (also unter dem Ausübungspreis), wird dieses Wertpapier wohl wertlos aus dem Depot ausgebucht. Wenn es aber massiv steigt, steigt der Optionsschein oder die Option um ein Vielfaches. Ein Beispiel folgt weiter unten.
Einen Call wird zum Beispiel jemand verkaufen, der sowieso schon nett mit seinen der Option zugrundliegenden Wertpapieren im Plus ist und noch ein wenig Zusatzgewinn machen möchte. Dieser "verschreibt" dann seine Aktien im Zuge einer Option an den Käufer (zu gewissen Bedingungen). Dem Verkäufer der Option kann also nur passieren, daß die Aktie und infolgedessen auch die Option / der Optionsschein massiv steigen und er sich dann zum Ausübungstag unter Wert von seinen Wertpapieren trennen muss. Gewinner sollte er trotzdem sein - wenn auch nicht so viel, wie vielleicht möglich gewesen wäre.
Beim Put könnte es sich zum Beispiel so verhalten: Der Käufer eines Puts hofft auf fallende Kurse. Fällt das dem Put-Optionsschein zugrundeliegende Wertpapier unter den Ausübungspreis, wird er wahrscheinlich dick im Plus sein. Der Verkäufer dieses Rechtes (der Option) wiederrum hofft, daß er mit dem Verkauf seiner Rechte auf die zugrundeliegenden Werte (Aktien, Produkte etc.) ein wenig Zusatzgeld erhält - und daß die Kurse gleichbleiben oder natürlich auch steigen. Dann ist er Sieger der Wette.
Ein Beispiel
Ich habe 1 Aktie der Geldmarie-AG. Die Aktie ist zur Zeit 100 Euro wert. Sie erwarten, daß der Kurs der Aktie bis 31.12. des Jahres auf 130 Euro steigt. Nachdem die Geldmarie mit 120 Euro schon zufrieden ist, verkaufe ich Ihnen das Recht, diese Aktie am 31.12 um 120 Euro zu erwerben. Dafür will ich aber 3 Euro haben (als Trostpflaster, falls die Aktie doch höher steigt). Und die zahlen Sie mir gerne. Das Geschäft wäre somit perfekt - Sie haben eine Call-Option gekauft. Wer "gewinnt", wird die Wertentwicklung der Geldmarie-Aktie an der Börse bis 31.12. zeigen. Wenn diese z.B. zwischenzeitlich bei 140 Euro liegt, wird Ihnen sicher jemand wesentlich mehr als 20 Euro (120 wäre der Ausübungspreis zum 31.12.) bieten - und Sie zocken ab.
Umgekehr läuft es bei der Put-Option. Sie verkaufen mir das Recht, am 31.12. die Geldmarie-Aktie um 100 Euro zu verkaufen. Da ich mich absichern möchte, bin ich bereit, für dieses Recht 5 Euro zu zahlen. Notiert die Geldmarie-Aktie am 31.12 (oder auch davor) bei 80 Euro, werde ich mich über diesen Deal freuen - und Sie müssten wohl oder übel um 100 Euro teuer einkaufen.
Gut und Böse
Sie erkennen vielleicht schon Züge aus dem Wirtschaftsalltag: Das alles geht natürlich auch (bei entsprechender Bonität oder ordentlichen Referenzen von Bankbossen oder ehemaligen BAWAG-Chefs, wie sich erwiesen hat), ohne das man die entsprechenden Papiere/Waren/Produkte tatsächlich besitzen muss oder kaufen muss. Die meisten Transaktionen an den Börsen sind reine Spektulationsgeschäfte (oder auch Leergeschäfte genannt). Es geht also meistens rein um die Gewinnmaximierung aufgrund des guten Hebels (die Option steigt überproportional zum Kursverlauf des zugrundeliegenden Basisgeschäfts).
Wenn also der kleine Maxi Durchschnittsösterreicher (der sowieso fast immer draufzahlt) ein wenig Lottokapital in einen Optionsschein oder eine Option steckt oder der AUA-Chef sich mittels Hedging vor eklatanten Ölpreisanstiegen schützen will (er kauft Call-Optionen für die benötigte Menge Kerosin und hat bei extremen Ölpreisanstiegen ruhige Nächte), dann macht das sicher Spass (Maxi) oder Sinn (Aua-Chef).
Auch wenn der USA-Exporteur sich gegen die fallende US-Währung absichert, ist das nichts anderes als eine teure Versicherung und manchmal eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Auch sinnvolles Hedging genannt.
Wenn aber Abzocker mit Computerprogrammen die Weltmärkte in Sachen Nahrungsmittel, Energie u.a. durcheinanderbringen und damit so manche Hungersnot oder folgende Kriege in Entwicklungsländern auslösen, dann hat die Geldmarie schon ein bisserl weniger Verständnis und meint: Voll besteuern bzw. ganz verbieten (bzw. auf Realgeschäfte beschränken). Das ist übrigens keine Utopie - das ist gängige Praxis.
Wer sich mit den Thema Optionen schon näher beschäftigt hat und einen günstigen Broker sucht, der könnte jedenfalls bei unseren Linktipps fündig werden. Ganz oben gleich ein sehr breiter Vergleich von Optionen-Broker in bzw. aus Deutschland.
Im Zockerbereich haben einige Zeit insbesondere "binäre Optionen" (digitale Optionen) etabliert.
Bei dieser Form der "exotischen Optionen" gab es nur "hopp oder drop": Entweder das der Option zugrundeliegende Ereignis tritt ein oder die Option wird wertlos.
Auch bei binären Optionen konnte auf Aktienkurse, Indizes, Währungen oder auch Rohstoffe gewettet werden - egal ob auf fallende oder steigende Kurse.
Hier unterscheidet man zwischen "Knock-In-" und "Knock-Out-" Varianten - mit Juli 2018 ist aber die Vermarktung, Vertrieb und der Verkauf binärer Optionen an Privatkunden gemäß ESMA (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) in der EU verboten.
Geldmarie-Linktipps: