Zwecks Zukunftsorientierung ist es auch für den Staat Österreich relevant, die Gesamteinnahmen und Ausgaben eines Jahres zu planen und zu kontrollieren. Dieser Haushaltssaldo eines Staates wird dann Budget genannt und in der Regel in den letzten Monaten des alten Jahres für das nächste Jahr geplant. Ab und an werden aber auch Doppelbudgets (für die nächsten beiden Jahre) erstellt.
In Österreich ist der Saldo (also Einnahmen abzüglich Ausgaben) des Budgets (in welchen auch Gemeinden und Bundesländer einfließen) in der Regel seit vielen Jahren schwer negativ - in solchen Fällen spricht man dann vom Budgetdefizit, negativem Budgtetsaldo oder auch von Haushaltsdefizit.
Laut den Konvergenzkriterien der EU (Maastricht-Kriterien zur Berechtigung der Teilnahme an der europäischen Währungs- und Wirtschaftsunion) darf dieses Budgetdefizit 3% des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) nicht übersteigen. Zusätzlich darf der öffentliche Schuldenstand maximal 60% des BIP erreichen - die Staatsschulden Österreichs liegen aber schon seit vielen Jahren deutlich über dieser Markte (mehr Details dazu in der entsprechenden Rubrik).
Trotz hoher Abgabenquoten ist es der österreichischen Politik viele Jahren nicht gelungen, zumindest ein ausgeglichenes Budget hinzulegen - die Schuldenlast wurde somit Jahr für Jahr ausgebaut und auf die kommenden Generationen übergewälzt.
2018 gelang es unter Finanzminister Löger erstmals seit Jahrzehnten, wieder einen positiven Budgetsaldo zu erzielen - geschuldet war dies aber eher der guten Konjunktur denn klarer Reformen im Staate Österreich...
Ob der angestrebte ausgeglichene Haushalt die nächsten Jahre (ob Coronavirus-Krise, Ukraine-Russland-Krieg) erreicht werden kann, ist derzeit stark in Zweifel zu ziehen - ab 2023 (wurde auf die nächste Regierung verschoben...) gälte es wohl, wieder einmal kräftig zu sanieren...
Folgend finden Sie eine Tabelle mit den Budgetdefiziten der letzten Jahre - bitte beachten Sie, dass sich die Zahlen nachträglich noch leicht ändern können.
Jahr | Defizit/Plus Mio. Euro | Neue Schulden in % des BIP |
---|---|---|
2025*1 | -4,1*1 | |
2024*1 | -3,9*1 | |
2023 | 12.398 | -2,6 |
2022 | 14.295 | -3,2 |
2021 | 23.459 | -5,8 |
2020 | 30.437 | -8,0 |
2019 | +2.254 | +0,6 |
2018 | +656 | +0,2 |
2017 | 3.014 | -0,8 |
2016 | 5.488 | -1,5 |
2015 | 3.477 | -1,0 |
2014 | 9.092 | -2,7 |
2013 | 6.316 | -2,0 |
2012 | 6.976 | -2,2 |
2011 | 7.919 | -2,6 |
2010 | 13.142 | -4,4 |
2009 | 15.352 | -5,3 |
Daten (auch der Vorjahre) ändern sich durch Nach- bzw. Neuberechnung zumeist noch leicht, *1= Prognosen Fiskalrat 11/2024, +=Überschuss
Jahr | Defizit Mio. Euro | Neue Schulden in % des BIP |
---|---|---|
1990 | 3.548 | -2,6 |
1991 | 4.404 | -3,0 |
1992 | 3.189 | -2,1 |
1993 | 7.143 | -4,5 |
1994 | 8.325 | -5,0 |
1995 | 10.109 | -5,8 |
1996 | 7.187 | -4,0 |
1997 | 3.327 | -1,8 |
1998 | 4.515 | -2,4 |
1999 | 4.577 | -2,3 |
2000 | 3.499 | -1,7 |
2001 | 105 | +/- 0 |
2002 | 1.565 | -0.7 |
2003 | 3.390 | -1,5 |
2004 | 10.440 | -4,4 |
2005 | 4.162 | -1,7 |
2006 | 4.006 | -1,5 |
2007 | 2.372 | -0,9 |
2008 | 2.635 | -0,9 |
2009 | 11.330 | -4,1 |
2010 | 12.866 | -4,5 |
2011 | 7.347 | -2,5 |
2012 | 7.866 | -2,6 |
2013 | 4.795 | -1,5 |
Man sieht schon: Auch Mitte der 1990er lag das jährliche Budgetdefizit schon klar über der (damals noch relativ unverbindlichen) 3-Prozent-Grenze. Dann folgten einige halbwegs akzeptable Jahre (Ausnahme: 2004). Mit der Finanzkrise 2008/2009 wurden die Geldschleusen aber wieder weit geöffnet und der Staat lebt regelmäßig klar über seine Verhältnisse.
Privatschuldner hätte man wahrscheinlich schon gepfändet - der Staat Österreich genießt noch immer gute Bonität. Was angesichts der Gesamtverschuldung und der Budgetdisziplin in Österreich für viele andere Länder wohl kein Ruhmesblatt darstellt.
Um Österreich langfristig auf der "safer side" der Finanzplätze zu halten, wären aber wohl ein paar Jahre mit einem ausgeglichenen (oder in schlechteren Zeiten leicht negativem) Haushaltsdefizit vonnöten - einen im Regelfall positiven Haushaltssaldo sollte man aber dringendst anstreben.
Hoffnungsschimmer 2018/2019: Die gute Konjunktur sowie die erfolgreiche Abwicklung der Hypo-Alpe-Adria-Krot (via HETA) sorgten schon 2018 und 2019 für ein (wenn auch eher kleines) Haushaltsplus.
Die Coronakrise 2020 bis 2022 sorgt aber leider dafür, dass das Budgetdefizit massiv anwächst, 2020 resultierte ein Rekorddefizit. Auch in den Folgejahren sind derzeit eher Defizite denn Überschüsse zu erwarten - der Herr Putin und seine Freunde machen uns das Leben ja auch nicht gerade leichter...
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