Die Löhne in Österreich steigen zwar jedes Jahr um das eine oder andere Prozentpünktchen - und doch kommt es so manchen Menschen vor, daß "seltsamerweise" am Ende des Geldes noch verdammt viel Monat übrigbleibt.
"Es geht uns gut" so der Titel eines gar nicht so unrealistischen und wenig fröhlichen Buches des Vorarlbergers Arno Geiger.
Ob es uns finanziell dieser Tage gut geht (volkswirtschaftlich gesehen - natürlich nicht in der Einzelbetrachtung), bestimmt ein Begriff recht gut: Die Nettolohnentwicklung - oft auch Reallohnentwicklung genannt.
Dieser Betrag ist ein durchschnittlicher Netto-Monatsverdienst pro ArbeitnehmerIn in Österreich, der (und das ist ganz wesentlich) um Inflation, Steuern und Abgaben bereinigt wird.
Diese vom WIFO berechneten Zahlen geben eigentlich mehr und mehr Anlass zur Sorge: Denn die Entwicklung der Nettolöhne in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten ist keinesfalls erfreulich:
Betrug der durchschnittliche Nettolohn anno 1992 noch 1.521 Euro (auch wenn es damals noch Schilling waren), konnte dieser Betrag in den letzten Jahren nicht mehr übertroffen werden. Tiefpunkt war kurzzeitig das Jahr 1997 (mit 1.420 Euro), dann ging wieder ein wenig bergauf um 2006 mit 1.516 Euro zu gipfeln. 2008 lag dieser Betrag bei 1.505 Euro, also noch immer unter dem Nettoeinkommensniveau von 1992!
2009 und 2010 reduzierten sich (im Sog der Finanzkrise) die Nettolöhne weiter.
Auch ein Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2013 über die Entwicklung von Bruttolöhnen zwischen 1998 und 2013 bestätigt diesen Trend: So stiegen die Bruttolöhne (also noch vor Abgaben) von Angestellten und Vertragsbediensteten in diesen 15 Jahren inflationsbereinigt gerade einmal 1% - die höheren Steuern fressen dieses Prozent aber ruckzuck auf...
Daten der Statistik Austria: Von 2006 bis 2015 fiel das durchschnittliche Einkommen nach Steuern und Transfers in Österreich um 1,3%. Auch ein klares Zeichen, der Ausdünnung des Mittelstands...
Arbeiter verloren zwischen 1998 und 2013 (lt. Rechnungshof) gar inflationsbereinigt 14% - Teilzeit und Leiharbeit sind hier schon klar zu erkennen. Insgesamt lagen unselbständige Erwerbstätige lt. Rechnungshof mit 4% im Minus, während Beamte um satte 23% zulegen konnten. Das ist aber primär der Tatsache geschuldet, dass von unten kaum mehr Beamte nachkommen (fast nur noch Vertragsbedienstete) und die Beamten im Alter kräftig zulegen (und dazwischen natürlich sehr selten gekündigt werden oder abgehen...).
Auch wenn dann einige Jahre ob eines Wirtschaftsbooms in Sachen Lohnerhöhungen wieder halbwegs brauchbare Abschlüsse erzielt wurden, die Inflation hat das fast alles aufgefressen. Laut WSI (Wirtschafts- uns Sozialwissenschaftliches Institut) sind die Reallöhne zwischen 2010 und 2017 um 0,1% gesunken.
Neuere Zahlen haben wir bisweilen (Stand 2024) leider nicht gefunden - man kann aber davon ausgehen, dass so ziemlich jede Lohnerhöhung der letzten Jahre von der Inflation aufgefressen wurde. 2022 wurde dies ob der Megainflation wohl besonders heftig, 2024 geht sich ob sehr hoher Lohnabschlüsse im Bereich der hohen Inflation 22/23 wieder ein nettes Plus in Sachen Reallohnentwicklung ausgehen...
Es gilt wohl sich auch noch kurz überlegen, wie sich die Fixkosten der Durchschnittshaushalte in den letzten Jahren entwickelt haben: Steuerprogression, Inflation, Abgabenerhöhungen, Selbstbehalte, Mieten, Handykosten, Internetkosten, Streamingportale, TV-Abos etc. - da darf es nicht erstaunen, dass bei den nächsten Wahlen einmal mehr die Populisten die Gewinner sind (so nicht gerade wieder ein Ibiza-Video auftaucht und sich die Polit-Populisten wieder selber halbieren...).
Höchste Zeit für eine Steuerreform, die den Mittelstand massiv entlastet bzw. auch die Vermögensbesteuerung stärker einbindet (die ist in Österreich lächerlich gering), werte Politiker! Andernfalls ist der Mittelstand nämlich bald ziemlich ausgedünnt und das riecht dann nach absolut freier Bahn für die nächsten Populisten - die ja in Österreich fast immer Saison haben...
An höheren Vermögenssteuern wird man dabei wohl über kurz oder lang nicht vorbeikommen - so weh das auch tut. Und wenn man dazu die hohen Kosten für die Verwaltung, das Sozial- und auch das Gesundheitssystem endlich wirklich angehen würde, könnte die geringere Steuerlast auch die Reallöhne wieder etwas wachsen lassen. Der Wunsch scheint hier aber eher nur Vater des Gedanken zu sein...
Geldmarie-Linktipp: