Nicht nur das Crowdinvesting in Österreich ist seitens Geldmarie im Test bzw. auch in Beobachtung: Insbesondere im Baltikum hat sich vor einigen Jahren eine umtriebige Crowdinvesting-Szenerie entwickelt, die trotz einiger mittlerweile eingestellter Portale noch immer dick da ist. Die Geldmarie hat davon 5 Portale getestet - Mintos aus Lettland, Estate Guru aus Estland, Reinvest24 aus Estland, Lande aus Lettland und Bondora aus Estland. Bei Bondora haben wir ob der negativen Entwicklung des "Testtausenders" diesen aber schon auslaufen lassen - dort liegt die Performance in der "Abwicklung" (Gelder werden nach Ablauf nur noch abgehoben) schon bei negativen 1,07 Prozent.
Seit Mai 2017 testen wir beim P2P-Kreditvermittlungsportal Mintos. Jahr für Jahr pendelte die dort ausgewiesene Nettorendite zwischen tollen 10 und 11 Prozent - um Anfang 2022 einmal auf 9,88% zu fallen. Der Ukraine-Schock und dessen Folgen ging somit natürlich auch an einer Kreditvermittlungsplattform nicht gänzlich vorbei. Aktuell weist Mintos noch eine Rendite von 9,68% aus - dies ist (über nunmehr 6 Jahre Test) noch immer ein sehr feiner Wert. Für 2023 erwarte ich hier aber noch sinkende Tendenz.
Das vermittelte Volumen stieg 2022 auch deutlich langsamer als in den Boomjahren davor - mit 8,8 Mrd. Euro (8,0 Mio. ein Jahr zuvor) ist Mintos aber nach wie vor ein P2P-Portal-Riese.
Auch bei Estateguru (Immobilienkreditvermittlungsportal aus Estland) hat sich seit dem Vorjahr der vorherige Boom deutlich reduziert:
Meine Durchschnittsrendite seit Beginn (Oktober 2017) liegt aber immer noch bei feinen 10,34 Prozent - vor einem Jahr waren es noch 10,93% gewesen. Sehr relevant ist hier natürlich auch das Inkasso- bzw. Verwertungsmanagement - im Gegensatz zum heimischen Crowdinvesting in Immobilien tritt Estateguru hier zumeist als Erstranggläubiger auf. Bei uns erhalten etwaige Verwertungsreste bei Pleiten primär ja die Banken...
Das vermittele Volumen bei Estateguru stieg im Jahresvergleich von 550 Mio. auf 702 Mio. Euro - toll, aber auch hier ist durchaus ein Nachlassen des Immo-Booms zu bemerken.
Auch wenn 2023 (und vielleicht auch die nächsten Jahre) in Sachen Immobilien und Wirtschaft nicht so prächtig laufen: Die letzten Jahre liefen dort prächtig und das Geschäftsmodell der Portale hat bisweilen sehr gut funktioniert. Mittelfristig ist wohl mit mehr Ausfällen zu rechnen - Effektivrenditen über 10% sollte man sich aber seriöserweise auf lange Sicht weder beim Immobiliencrowdinvesting noch bei P2P-Krediten erwarten.
Sowohl Crowdinvesting als auch P2P-Kredite sind ja erst sehr neue Anlageklassen - wohl erst in 10 oder 20 Jahren sind hier erste und seriöse Langzeitvergleiche und Statistiken vorhanden. Primär muss man einmal auf das Funktionieren der Portale (und deren Sicherheitenmanagement bzw. deren Kreditprüfung) vertrauen.
Frischer im Test als die beiden oben genannten Portale sind Reinvest24 (seit 10/2020) und Lande (seit 11/2020). Reinvest24 ist ein Immobilienfinanzierungsportal aus Estland, welches z.B. auch in Spanien und Deutschland Projekte entiwckelt.
Lande (früher Lendsecured) aus Estland hat sich hingegen auf die Finanzierung der Agrarsparte spezialisiert und vermittelt landwirtschaftliche Kredite für Äcker, Wälder, Saatgut, Maschinen oder auch für den Tierankauf.
Bei Reinvest24 wurden aus 1.000 Euro seit Oktober 2020 schon einmal 1.364 Euro - hier gilt es aber auch zu bedenken, dass zuletzt einige Projekte in Schwierigkeiten gekommen sind. Auch wenn sich das Vermittlungsvolumen von April 2022 auf April 2023 fast verdoppelt hat (von 21,2 Mio. auf nunmehr 38,3 Mio.) - hier gilt es noch abzuwarten, wie eventuelle Ausfälle verwertet werden können. Bisweilen sehen die Zahlen gut aus - auch hier ist es für eine endgültige Beurteilung aber noch deutlich zu früh.
Durchaus spannend findet die Geldmarie Lande aus Lettland. Das Agrarfinanzierungsportal hat aus 1.000 Euro seit November 2020 1.270 Euro gemacht - die Erfolgsquote der Projekte (in die natürlich nur mit der Mindestsumme von 50 Euro investiert wurde) ist derzeit noch durchaus positiv.
2022 wurde das Vorläuferportal Lendsecured mit Lande zusammengelegt und zum Jahreswechsel konnte man auch Aktien von Lande zeichnen.
2022 gab es auch einen ziemlichen Zuwachs bei den Investoren sowie dem Vermittlungsvolumen: Aus 2,4 Mio. Euro Vermittlungsvolumen anno April 2022 wurden mittlerweile schon 9,4 Mio., die Investorenschar ist von 1.238 auf nunmehr 4.492 gestiegen.
Die Entwicklung von Lande (derzeit noch das "Baby" unter den genannten Portalen) ist demnach durchaus fein - auch mit den anderen 3 Portalen bin ich bisweilen sehr zufrieden.
Weitere Infos und Statistiken (zur eigenen Anlage) über die Portale hier:
Weitere Portale aus dem Baltikum in Sachen Crowdlending und Crowdinvesting finden Sie hier: Crowdinvesting und p2p-Kredite in Lettland, Estland und Litauen
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - April 2023