Nach vielen Jahren des Booms ist das Crowdinvesting/Crowdlending auch im Baltikum (wo es besonders viele Crowdinvestingportale gibt) etwas unter Druck gekommen. Das zeigt auch ein aktuelle Streifzug durch einige Portale, in welche die Geldmarie einen "Testtausender" investiert hat. Insbesondere die Probleme am Immobilienmarkt bleiben beim Crowdinvesting nicht ohne Wirkung.
Estateguru ist ein Portal aus Estland, welches Immobilienkredite an die Crowd vermittelt. Seit Oktober 2017 wird hier getestet und aus 1.000 Euro sind bisweilen immerhin 1.231 Euro geworden. 551 davon werden allerdings als "in Einholung" bezeichnet - ein deutliches Indiz dafür, dass hier die Raten aktuell nicht bedient werden und einiges an Ausfällen droht. Nachdem das Portal hier aber erstrangig investiert ist, sollte eine etwaige Verwertung der Immobilien aber doch für die Rückzahlung eines Großteils des Kapitals sorgen.
Aktuell weist mir Estateguru eine Jahresrendite von 10,2% aus - diese ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Die Gesamtinvestments bei Estateguru liegen immerhin nunmehr bei 751 Mio. Euro - das Wachstum hat sich aber 2023 (verständlicherweise) eingebremst.
Auch bei Reinvest24 (ebenso Immobiliencrowdfunding, ebenso aus Estland) war die Stimmung schon besser. Seit Oktober 2020 wurden dort aus 1.000 Euro 1.398 Euro - von diesem Gesamtbetrag der aktuellen Investments sind aber auch seit 2023 sehr viele Projekte in Rückstand geraten bzw. stehen auch vor der Abwicklung.
Bei beiden Portalen wird sich wohl erst 2024 (oder später) zeigen, wieweit hier Investments eine Immobilienkrise (in welcher wir europaweit wohl eindeutig sind) halbwegs brauchbar übersehen. Aktuell ist jedenfalls noch einiges an "Vorsprung" (aus den guten Jahren) da.
Wie auch bei Estateguru hat sich bei Reinvest24 das Investitionsvolumen deutlich eingebremst und hält derzeit bei 40,95 Mio. Euro.
Während die Immo-Crowdinvestingportale derzeit schwächeln, sieht es beim P2P-Kreditportal Mintos (aus Lettland) noch sehr gut aus.
Seit Mai 2017 wird dort ein Echtgeldtest (auch 1.000 Euro) durchgeführt und die Nettorendite liegt bei Mintos (über die Jahre betrachtet) immer noch bei 9,65%, ist daher in den letzten Jahren nur geringfügig gefallen.
Das Konzept (Kreditvermittlung in alle Richtungen) dürfte damit gut aufgehen und es ist auch nicht verwunderlich, dass Mintos bereits Kredite in der Höhe von 9,4 Mrd. Euro vermittelt hat. Rund 530.000 Nutzer sprechen auch eine klare Sprache.
Auch wenn sich hier die Rendite noch etwas nach unten bewegen wird und etwaige Wirtschaftskrisen Spuren hinterlassen werden - der Test über mehr als 6 Jahre spricht derzeit für sich...
Sehr erfolgreich unterwegs auch ein weiteres Portal, welches die Geldmarie erst seit November 2020 testet: Lande.
Aus 1.000 Euro wurden bisweilen 1.338 Euro - Lande weist mir eine Netto-Jahresrendite von 11% aus.
Die Plattform aus Lettland vergibt Kredite primär an die Landwirtschaft: Ankauf von Samen, Äckern, Maschinen, Vieh etc. steht hier im Mittelpunkt der Finanzierungen, an denen immer mehr Anleger Gefallen finden:
5.900 Investoren sind nunmehr schon registriert und haben fast 15 Mio. finanziert - das ist zwar im Vergleich zu anderen Portalen noch wenig, die Dynamik bezüglich Projekte und Investoren hält bei Lande weiter an.
53 Projekte wurden beim "Testaccount" der Geldmarie schon zurückbezahlt, aktuell gibt es bei 28 laufenden Projekten 8 verspätete Kredite. Ausfall gab es bisweilen noch keinen - aber auch hier sind natürlich noch Ausfälle zu erwarten.
Wenn irgendwo mit Renditen von 10% oder gar mehr geworben bzw. angegeben wird, sollte man als Anleger immer skeptisch sein. So hat die Geldmarie von 2016 bis 2019 auch in Bondora (Estland, P2P-Kredite) investiert, dort glitt die Veranlagung aber mittlerweile (seit 2019 war das absehbar) ins Minus. Bondora hat mittlerweile seine Anlagestrategie deutlich umgestellt und dürfte dieser Tage schon wieder deutlich besser unterwegs sein...
Mit Verlusten muss beim Crowdinvesting oder beim Crowdlending sowieso immer gerechnet werden - wie stark es die Immobilienportale a la longue wirklich trifft und wie gut diese mit notleidenden Projekten umgehen können, weiß man aber wohl erst 2024 oder 2025 besser...
Weitere Infos und Statistiken (zur eigenen Anlage) über die Portale hier:
Weitere Portale aus dem Baltikum in Sachen Crowdlending und Crowdinvesting finden Sie hier: Crowdinvesting und p2p-Kredite in Lettland, Estland und Litauen
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2023