Seit starken 10 Jahren ist das Crowdinvesting auch in Österreich zugegen. Insbesondere seitdem auch Immobilienprojekte immer häufiger via Crowd co-finanziert wurden, zogen die Gesamtsummen bei der Schwarmfinanzierung kräftig an und erreichten im Vorjahr mit mehr als 133 Mio. Euro (und das nur bei den Portalen, die die Summen auch transparent veröffentlichen) einen neuen Rekordwert.
Dass dieser steile Anstieg dereinst einmal gebremst wird, war ob der Abhängigkeit vom Immobiliensektor klar: Schon 2021 waren 83% des Gesamtvolumens von 123 Mio. Euro der Immobilienfinanzierung zuzurechnen, 2022 waren es noch immer 70 Prozent.
Dass 2023 für die Immobilienbranche ein Seuchenjahr war, scheint spätestens seit der Signa-Pleite (die die Medien wohl auch noch 2024 lange beschäftigen wird) klar - schon 2022 waren aber hier erste Anzeichen einer folgenden Krise zu merken: So zogen die Zinsen kräftig an, Kreditzinsen wurden dadurch teurer, Kreditvergaben wurden stärker beschränkt und die Nachfrage nach Immobilien ging deutlich zurück.
Höhere Zinsen, höhere Baumaterialpreise sowie auch gestiegene Lohnkosten gingen gerade an der Baubranche nicht vorbei - und auch die deutlich gesunkene Nachfrage nach Immobilien ließen Unternehmensschwächen auch im Crowdinvesting erkennen: Erste Ausfälle und viele Rückzahlungsverzögerungen waren die Folge.
Dass dies auch Spuren bei der Investmentfreudigkeit hinterlässt, war logisch: 92,9 Mio. Euro wurden 2022 noch via Immobilien-Crowdinvesting gesammelt, 2023 sollten es "nur" noch 68,3 Mio. Euro werden. Von 70% des Gesamtvolumens im Jahr 2022 fiel nun der Anteil der Immobilienprojekte im Crowdinvesting Österreichs auf 64%.
Hier gilt es aber noch zu bemerken, das dies noch immer ein sehr hoher Anteil ist: Immerhin sammelte die FMTG Invest (für die Falkeinsteiner-Hotel- und Freizeitgruppe) via 2 Rekordfundings im Jahr 2023 mehr als 20 Mio. Euro ein - die ja sehr "immobiliennah" verwendet werden, hier aber nicht bei den Immobiliencrowdinvestings einfloss.
Der deutliche Interessentenrückgang beim Immo-Crowdinvesting ist aber schon seit 2022 sichtbar: Waren davor Projekte oft in einer Stunde ausverkauft, schaffen dieser Tage viele Fundings gerade einmal die Mindestsummen bzw. kommen nicht mehr auf die maximal gesetzten Fundingziele.
Waren es im Jahr 2022 noch 180 Projekte mit einer Rekordgesamtsumme von 133 Mio. Euro, die man auf den diversen heimischen Crowdinvestingportalen beobachten konnte (2021 übrigens noch 203 Projekte mit 123 Mio. Euro), so muss sich die transparente Crowdinvestingbranche 2023 mit rund 108 Mio. gesammelten Euronen zufriedengeben (*1).
Die Projektanzahl fiel von besagten 180 Projekten im Vorjahr auf nunmehr 156 erfolgreiche Fundings, 63% davon sind dem Immobiliencrowdinvesting zuzurechnen, welches rund 68 Mio. Euro verzeichnen konnte.
Der Rückgang fällt zwar auch in Österreich deutlich aus - ist aber im Vergleich zu manchen anderen europäischen Portalen (z.B. im Baltikum "scheppert" es deutlich mehr...) durchaus im Rahmen.
Schossen vor 2-4 Jahren noch viele neue Portale aus dem Boden, so wurden 2022 und 2023 schon wieder so manche Crowdinvestingportale geschlossen - auch das verringert natürlich ein wenig die Summen.
Gerade die Entwicklung beim Immobiliencrowdinvesting gilt es weiter zu beobachten: Erfängt sich die Branche schon 2024 wieder etwas, könnte es auch beim Crowdinvesting für Immobilien wieder etwas aufwärts gehen. Aktuell scheint allerdings der Tiefpunkt noch nicht erreicht - und für eine seriöse Beurteilung, ob das Immo-Crowdinvesting tatsächlich das hält, was es verspricht, ist es noch viel zu früh. Da weiß man wohl erst in einigen Jahren mehr - und manche Portale müssen wohl oft auch erst Erfahrungen mit den Projekteinreichungen sammeln, um hier weniger Ausfälle zu haben.
Aktuell hat man wohl einmal die "Zinsengeier" (die nur gierig auf die hohen Zinsen geschielt haben, sich das Risiko eines Nachrangdarlehens aber nicht bewusst waren) vertrieben - wohl erst 2025 oder gar später wird man wissen, ob die Rückzahlungsverzögerungen Ausfälle werden. Hat man als Investor schon viele "Non-performing-loans", wird man wohl gänzlich aufhören zu investieren oder die Beträge deutlich reduzieren - und genau das hat sich 2023 schon gezeigt.
Für 2024 geht die Geldmarie jedenfalls derzeit von einem nur leicht rückgängigen Gesamtvolumen beim Crowdinvesting aus (Schätzung: Ca. 100 Mio. Euro für rund 150 Projekte). Auch wenn die Start-Up-Crowdinvestings und die Immobilien-Crowdinvestings eher stagnieren werden - erfreulicherweise gibt es immer häufiger Crowdinvestings für "Grüne-Start-Ups" (von Photovoltaik über Wasserkraft bis hin zu "Green-Tech"), welche zumeist (so die Idee nicht zu abstrus ist) auch sehr gut laufen.
War 2022 noch das ausschließlich im Immobiliencrowdinvesting tätige Rendity noch Branchenprimus im heimischen Crowdinvesting, so holte sich 2023 das "doppelt aufgestellte" (Immo- und Start-Up-Fundings) Portal Rockets die höchste Gesamtsumme in Österreich: 35,3 Mio. sammelten die Rockets aus Graz via 62 Projekten(*1). Damit lagen sie sogar leicht über den Vorjahreswert von 34,2 Mio. Euro.
Platz 2 geht somit 2023 an Rendity, die sich in Sachen Immobilien-Crowdinvesting aber weiterhin als "Nr.1" bezeichnen dürfen. Nette 29 Mio. Euro wurden von Rendity 2023 gesammelt (davon ausgehend, dass die 2 knapp vor dem Finish stehenden Projekte 2023 noch ausfinanziert sind (*1), 2022 waren es deren noch 36,3 Mio. Euro.
Platz 3 holte sich hier FMTG Invest mit 2 Riesenfundings in eigener Sache - das Portal dient der Finanzierung via Crowdinvesting der Falkensteiner Michaeler Tourism Group und stellte mit Conda-Technik im Hintergrund nette 20,5 Mio. Euro auf.
Platz 3 als "klassisches Crowdinvestingportal" geht wiederum an dagobertinvest, welches mit einem Fundingvolumen von 12,6 Mio. Euro auch deutlich den Rückgang beim Immobilien-Crowdinvesting verspürte. Ein Jahr davor waren es noch 25 Mio. Euro...
Platz 4 bei den Portalen geht an Conda, wo man 7,4 Mio. sammeln konnte (*1), Platz 5 holte sich Crowd4Climate mit immerhin 2,4 Mio. Euro.
Nicht über die Millionengrenze aber immerhin mit erfolgreich finalisierten Fundings: Rendite Boutique, Crowdfunding für Gemeinwohl, Investnest und Recrowd.
*1: Stand per 30.12.2023 - sollten laufende und hier schon für 2023 berücksichtigte Projekte doch noch vollfinanziert werden bzw. ins neue Jahr verlängert werden oder die geschätzten Summen mehr oder weniger als geschätzt sein, werden diese dann 2024 entsprechend addiert oder subtrahiert.
Finden Sie hier das Geldmarie-Crowdinvesting-Ranking Österreich und hier die Übersicht zum Crowdinvesting in Österreich - alle aktuelle Projekte
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Und wer die "Performanceentwicklung" der Geldmarie im Crowdinvesting beobachten möchte (war von Anfang an dabei und musste auch schon Lehrgeld zahlen, 2023 ging es deutlich abwärts), wird hier fündig: Crowdinvesting-Praxistest