Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends stand keinesfalls im Zeichen der klassischen Lebensversicherung (welche im Versicherungsjargon zumeist und zurecht als Er- und Ablebensversicherung tituliert wird).
Eine Vielzahl von Anlageberatern (auch seitens Banken und Versicherungen) jubilierten primär über 2 andere Produkte und stellten diese in die Auslage: Die fondsgebundene Lebensversicherung sowie die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge stellten klassische Produkte wie Lebensversicherung und Pensionsversicherung in den Schatten.
So wurde schon sehr bald dem naiven Häuslbauer ein endfälliges Darlehen (womöglich noch mit Fremdwährungskredit) empfohlen - die Tilgung sollte dann mit dem Tilgungsträger "Fondsversicherung" gespeist werden. Ein Experiment, welches sehr häufig ein böses Ende nahm bzw. auch noch nehmen könnte.
Ab 2003 boomte dann die neue Zukunftsvorsorge (in vielen Varianten) - und reduzierte zusätzlich den Verkauf von Lebensversicherungen.
Beide Produkte sind jedoch mit der klassischen Er- und Ablebensversicherung (Lebensversicherung) nicht zu vergleichen! Der Ablebensschutz bei den Fondsversicherungen ist in den meisten Verträgen nur minimal höher als die bisweilen einbezahlten Prämien, bei der Zukunftsvorsorge reduziert sich dieser überhaupt nur auf das vorhandene Kapital. Ist eine Fondsversicherung mit höherem Ablebensschutz ausgestattet, zehrt dieser ebenso an den zumeist recht unklaren (weil spekulativen) Erträgen.
Bei einer Ablebensversicherung hingegen erhält die bezugsberechtigte Person (bzw. die Erben) einen schon beim Abschluß feststehenden Betrag (plus etwaige Gewinnanteile aus der Polizze) in oft beträchtlicher Höhe. Stirbt also der Vertragsinhaber schon bald nach dem Abschluß der Polizze, trägt die Versicherung auch ein hohes Risiko - welches natürlich auch Geld kostet (und damit die Erträge verringert).
Neben den beiden genannten Anlagevarianten (welche sich zur Todesfallabsicherung nicht bzw. kaum eignen) drückten auch die zuletzt sehr geringen Garantiewerte auf die Angebote der Versicherungen: Kriegt ein älterer Mann nach 10 Jahren Ansparen weniger raus als er einbezahlt hat, wird die Abschlusschance des Beraters oft stark sinken.
Derzeit werden Angebote mit einem Garantiezins von 2,25% (vorher: 2,75%) gerechnet - da kann es schon vorkommen, dass obiger Fall eintritt. Vergessen sollte man in solchen Fällen aber nie, dass sofort nach Annahme der Lebensversicherung durch die Versicherung Versicherungschutz besteht. Und genau darauf wird sehr gerne vergessen - Renditedenken kann Vorsorgedenken oft rasch ausschalten.
Schon seit geraumer Zeit prügeln Konsumentenschützer gerne auf die klassische Lebensversicherung hin. Tatsächlich - die Renditen sind derzeit wirklich im Keller und werden vielleicht auch noch ein paar Jahre dort verweilen.
Und doch ist es ziemlich wahrscheinlich, dass auch in Hinkunft die Versicherungen höhere Erträge erwirtschaften als nur den Garantiezins.
Versicherungen veranlagen die Gelder von Er- und Ablebensversicherungen im Deckungsstock - Sicherheit sogar im Konkursfall ist hier für die Sparer und Anleger gegeben.
Auch die steuerliche Absetzbarkeit von solchen Verträgen bleibt oft unerwähnt - hier gilt es jedoch zu beachten, dass neu abgeschlossene Verträge dann auch als lebenslange Rente ausbezahlt werden (und nicht als Einmalbetrag). Sonst droht nämlich die Nachversteuerung.
Auch die Möglichkeit, eine Lebensversicherung später einmal der Bank als Kreditsicherheit zu überlassen sollte man nicht unterschätzen.
Tatsächlich extrem hoch sind bei Lebensversicherungen (wie aber auch bei anderen Kapitalversicherungen) nach wie vor die Abschlusskosten: Versicherungen und Zubringer kassieren hier oft Prämien, welche über eine Jahresprämie hinausgehen. Dass das dann beim (nicht empfehlenswerten) vorzeitigen Rückkauf zu hohen Verlusten führen kann, soll nicht unerwähnt bleiben.
Auch wenn man diese Kosten nunmehr schon auf einige Jahre verteilt - eine Verteilung der Kosten über den gesamten Vertragszeitraum bzw. einen längeren Zeitraum als derzeit würde Gegnern der Lebensversicherung sicher Wind aus den Segeln nehmen.
Prinzipiell ist aber der Abschluss einer Lebensversicherung für jüngere Menschen mit Familiensinn durchaus eine Überlegung wert. Eine Alternative: Eine reine Risikoversicherung (deckt nur das Ableben ab - spart aber nicht an) abschließen und die Veranlagung selbst in die Hände nehmen. Das sei aber eher nur Profis geraten.
Ad hoc-Meldung - August 2010