So um 1990 begann in Österreichs Bankenlandschaft die große Fusionitis und das große Aufräumen:
Viele alte, etablierte und teilweise auch unvorsichtige Bankinstitute verschwanden aus der breiten Bankenlandschaft Österreichs (Länderbank, Z, CA-BV, Girokredit, Merkurbank etc.). Unrentable Filialen wurden geschlossen (die Filialdichte war in Österreich extrem hoch), Mitarbeiter vergrault, frühpensioniert oder entlassen, Kunden wurden zum Automaten gedrängt und bezüglich persönlicher Betreuung im Stich gelassen, Beratung in unpersönliche Center (die aussehen, wie eine Legebatterie für Hühner) verlegt, Dienste ins Internet zum "Do-it-yourself" verlagert, Callcenter errichtet usw. usf.
"Fairerweise" wurden dafür die Preise anständig erhöht (nachdem vorher kräftig mit "Gratis" gelockt wurde), an der Kassa ging es auch nicht schneller (weniger Personal, weniger Zweigstellen) und das Kleingeld durfte man sich dann auch noch selber zählen. Von freundlicher, persönlicher Begrüßung (welche nur noch am Lande teilweise funktioniert) gar nicht zu sprechen.
Kein Wunder also, dass da so mancher Bank so mancher Kunde abhanden kam und kommt - der Systemwandel in der österreichischen Bankenlandschaft ist
noch lange nicht abgeschlossen.
Auch wenn die Bilanzen der entsprechende Banken durch Rationalisierungsmaßnahmen, Übernahmen und Osterweiterungen in den
Folgejahren oft recht gut aussahen: Die Substanz für alteingesessene Banken ist deutlich geschrumpft.
Das freute natürlich persönliche Finanzdienstleister, individuell agierende Privatbanken und Versicherungsprofis sehr. Und überhaupt die Direktbanken:
Denn dazu kam in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends noch eine Niedrigzinsphase sowie die Entdeckung des Internets. Die ideale Basis für erfolgreiche Direktbanken.
Eine einfache Definition: Eine Bank ohne Filialnetz, welche aber den selben Auflagen verpflichtet ist wie eine Bank mit Filialnetz.
Der wesentliche Vorteil für die Direktbank: Weniger Personalkosten, da ausschließlich Abwicklung via Internet und/oder auf dem Postweg.
Der wesentliche Vorteil für die Kunden: Bessere Konditionen bei Konto, Sparen, Wertpapieren und Kredit. Wenn schon unpersönlich und alles selber erledigen, dann schon wenigstens mit günstigen Konditionen.
Vorreiter in Österreich in Sachen Direktbank/Internetbank war die easybank (e@sybank), ein Ableger der BAWAG, welche schon bald mit Topangeboten wie "Gratis Gehaltskonto", "Bankomatkarte gratis" oder einfach mit guten Habenzinsen am Girokonto den altehrwürdigen Geldinstituten einige Marktanteile wegschnappte.
Noch dicker kam es dann allerdings mit dem Markteintritt der holländischen ING-Gruppe (welche in Österreich via Deutschland agiert), die mit dem anfangs seltsam klingenden Markennamen ING DiBa viele von Minimalzinssätzen enttäuschten Sparer erfolgreich ködern konnte. Der Begriff Direktsparen ist seit 2004 in aller Munde, ab 2018 trat die ING DiBA nur noch unter "ING" auf. 2021 zog sich die ING dann aber -ziemlich überraschend- aus dem Privatkundengeschäft Österreichs zurück.
Auch Kredite, Kreditkarten, Firmenkundengeschäft und andere Bankdienstleistungen sind mittlerweile via Internet ganz einfach abzuwickeln.
Nunmehr setzen auch etablierte Geldinstitute auf einen Online-Ableger - eine Auflistung einiger Direktbanken in bzw. aus Österreich finden Sie ganz unten. Auch Banken aus dem Ausland bieten mittlerweile ihre Geschäfte auch für Österreicher an - aufpassend sollten Sie aber hier mit der KESt. - Infos zum Thema hier: Zinsen von Auslandsbanken richtig versteuern
Geldmarie-Tipp:
Wer es schafft, mehr oder minder ohne persönliche Betreuung (die ohnehin nicht oft in zufriedenstellender Qualität vorhanden ist) auszukommen, ist bei einer Direktbank sicher gut aufgehoben.
Ein Wechsel ist gar nicht so schwer, wie man denkt - belassen Sie einfach das alte Konto noch eine Weile (insbesondere bei Abbuchungsaufträgen oder laufenden Zahlungseingängen besser) und wagen Sie den Sprung ins neue Jahrtausend...
Viele Kunden lösen aber auch die alte Kontoverbindung gar nicht auf sondern überweisen wesentliche Guthaben einfach auf ein Sparkonto bei einer Direktbank. Die alten Konten werden weiterhin für den Zahlungsverkehr genutzt - den Überschuss überweist man auf die Direktbank. So einfach geht das;-)
Normalerweise erfolgt die Veranlagung von Sparguthaben bei Direktbanken mittels Tagesgeld oder Festgeld. Aktuelle Konditionen von Tagesgeld (täglich fällige Spareinlagen) und Festgeld (gebundene Spareinlagen) finden Sie in folgender Rubrik: Zinsen vergleichen. Eine Monatsübersicht der Bestbieter findet sich unter Festgeld vergleichen sowie Vergleich Tagesgeld
Geldmarie-Linktipps - Direktbanken (Auswahl):