Schon seit vielen Jahren bieten Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister mit wechselndem Erfolg Garantieprodukte an.
Mit "100%ige Garantie auf das eingesetzte Kapital und hohe Ertragschancen" oder "110% Kapitalgarantie und hohe Gewinnmöglichkeiten" als mögliche Werbeslogans finden derartige Produkte immer wieder Käufer. "KESt-frei" oder "Einkommensteuerfrei" überzeugt gleichfalls viele Anleger.
Die Namen von derartigen Produkten wechseln von Bank zu Bank, von Versicherung zu Versicherung und von Tranche zu Tranche. Die Produkte basieren aber zumeist auf dem selben Anlageprinzip:
Man nehme: Einen hohen Anteil an sicheren Wertpapieren (z.B. festverzinsliche Anleihen, Deckungsstock bei Versicherungen etc.) und einen zumeist geringeren Anteil an spekulativen Wertpapieren (Aktien, Derivate & Co.).
Der sichere Anteil sorgt über die Laufzeit dieser Garantieprodukte dafür, dass der Garantiebetrag auch tatsächlich erreicht wird - mit dem verbleibenden Geld wird mit riskanteren Wertpapieren eine Ertragsoptimierung versucht (aber nicht immer erreicht).
Sie kaufen sich um 10.000 Euro das Garantieprodukt "XYZ". Die Laufzeit beträgt 15 Jahre, eine garantierte Auszahlung von 11.000 Euro wird Ihnen versprochen.
Eine mögliche Strategie könnte nun sein: 7.500 Euro werden in ganz sichere Wertpapiere veranlagt. Auch nur mit einer schwachen Verzinsung von 2% p.A. kommt man nach 15 Jahren auf weit mehr als 10.000 Euro.
Selbst wenn man die verbleibenden 2.500 Euro (die nun in riskantere Papiere investiert werden) halbiert ("verzockt"), wären nach 15 Jahren (noch vor Abzug der Spesen) weit mehr als die 11.000 Euro vorhanden.
Sie sehen schon: Eine Garantie von 110% ist hier keine große Kunst. Aber diese Garantie ist mit hohen Kosten verbunden!
Abgesehen von Komponenten wie Versicherungssteuer (4% der einbezahlten Prämie), Managementgebühren, Abschlusskosten etc. - auch die Garantien kosten Geld.
Würden Sie die 7.500 Euro aus dem obigem Beispiel selbst in sichere Anleihen investieren und auf ein kostengünstiges Depot legen, würden Sie vielleicht sogar mehr Ertrag erwirtschaften als bei einem Garantieprodukt.
Hinzu kommt, dass sehr häufig auch Versicherungen (z.B. eine Risikoversicherung) im Garantieprodukt eingebaut ist - und genau diese Versicherung kostet natürlich auch Risikoprämie (und Ihnen Ertrag).
Die Spekulationskomponente ("Gewinne nach oben nicht begrenzt") reizt jedoch viele konservative Anleger, welche sich in Sachen Aktien & Co. nicht gut auskennen, aber sehr wohl etwas mitnaschen möchten.
Probieren Sie es einfach einmal aus (wenn Sie sich nicht sicher sind, dann mit fiktivem Kapital) und mischen Sie sich Ihr eigenes Garantieprodukt selbst zusammen. Varianten in Sachen Gewichtung und Produktauswahl gibt es genug:
Sie können nämlich nicht nur Anleihen und Aktien mischen (im ausgewogenem Verhältnis - Ihr Bank- oder Finanzberater kann hier sicher weiterhelfen) - es gibt auch gemischte Fonds! Bei vielen dieser Fonds wird ein gewisser Spektulationsanteil nicht überschritten - auch hier sollte (wenn auch keine Kapitalgarantie gegeben wird) der Ertrag über längere Laufzeiten weit über 100 oder 110% liegen!
Allerdings zahlen Sie bei Fonds auch schon wieder Fondsmanagementgebühren und haben einige Nebenkosten zu tragen. Auch hier empfiehlt sich ein eingehendes Beratungsgespräch mit Ihrem Finanzfachmann.
Eine weitere Variante: Mit sicheren Wertpapieren das Ausgangskapital absichern - mit dem Rest auf "Teufel-komm-raus" spekulieren. Das Spekulationskapital könnte hier natürlich schon unerfreulich früh weg sein - also eher eine Variante für Leute mit viel Reservepolster...
Ob 90:10, 85:15, 80:20, 70:30 etc. - je nach Ihrer Riskobereitschaft (und der aktuellen Grundverzinsung) mit dem geschulten Berater auf Einkaufstour gehen.
Durch die Laufzeiten von Garantieprodukten (zumeist zwischen 10 und 15 Jahren) resultieren aber sehr wohl steuerliche Vorteile: KESt oder Einkommensteuer fallen oft weg bzw. geringer an und auch der Zinseszinseffekt kommt häufig positiv zum Tragen.
Darüber hinaus müssen Sie sich um nichts kümmern: Kauf und Verkauf von Wertpapieren werden durch das Management durchgeführt. Und Garantie ist immerhin Garantie. Die kann Ihnen die Geldmarie bei "Eigenkompositionen" natürlich nicht geben.
Haben Sie ein Produkt mit Versicherungskomponente gewählt und der Versicherungsfall tritt ein (z.B. Todesfall), so hat dies natürlich auch einen Vorteil - der dann aber nur für die Bezugsberechtigten gilt...
Neben den (genannten) hohen Kosten für die Garantieprodukte gibt es häufig noch weitere Nachteile.
Wollen Sie ein solches Produkt vorzeitig auflösen, könnte es ein böses Erwachen geben. Ähnlich wie beim vorzeitigen Rückkauf von Versicherungen kommt da nämlich zumeist weniger raus, als man einbezahlt hat.
Darüber hinaus gibt es Garantieprodukte, welche nur Scheinsicherheit bieten: 80% Garantie sind eben keine 100%. Achten Sie hier auf die Bedingungen. Auch die oft gegebenen "Höchststandsgarantien" sollten Sie genau hinterfragen. Das Kleingedruckte auf den Prospekten unbedingt lesen!
Ein weiterer Nachteil: Garantieprodukte haben zumeist eine sehr lange Laufzeit (10 bis 20 Jahre) und sind in der Gestaltung unflexibel (da es sich um Produkte handelt, die nur kurz am Markt angeboten werden). Teilauszahlungen sind zumeist nicht möglich (außer sie sind im Produkt vorgesehen), Zuzahlungen sind fast immer unmöglich.
Bei manchen Garantieprodukten sollte man sich auch den Garantiegeber näher ansehen - dieser ist nämlich oft gar nicht ident mit dem Verkäufer. Solche Produkte dann nur abschließen, wenn Sie von der Bonität des Garantiegebers überzeugt sind.
Für den halbwegs interessierten Wertpapieranleger sind solche Produkte zu kostenintensiv - firdrt stellt sich also sein sicheres Portfolio selbst zusammen.
Konservative Anleger könnten einen kleinen Teil des Gesamtvermögens zum "Schnuppern" durchaus auch in Garantieprodukte veranlagen. Vielleicht hat man ja wirklich Glück und erwischt das richtige Produkt zur richtigen Zeit. Die Alternative "Fonds" sollte man diesbezüglich aber immer im Auge behalten.