Das Positive über Hedgefonds gleich vorneweg: Sie erwirtschaften ab und an hervorragende Gewinne. Und zwar in Höhen, mit denen Aktien oder "normale" Fonds absolut nicht mithalten können. Und genau diese Möglichkeit von hohen Erträgen hat Hedgefonds in den letzten Jahren bei Anlegern und Spekulanten sehr beliebt gemacht. Durch die hochspekulative Anlagestrategie so mancher Hedgefonds sind diese aber auch gewaltig in Verruf geraten. Wohl nicht ganz zu Unrecht.
Hedgefonds verwalten die Fondseinlagen (oft auch in Form eines geschlossenen Fonds) ihrer Anleger nämlich fast ausschließlich mit hochspekulativen Transaktionen bzw. in ebensolchen Wertpapieren. Derivate und Leerverkäufe (siehe Rubriken) sind häufig verwendete Anlageinstrumente.
Wenn auch der Begriff "Hedging" im eigentlichen Sinn ein (Ab-)Sicherungsgeschäft beschreibt - hier steht die Gewinnmaximierung im Vordergrund.
Durch die erfolgreiche Entwicklung von vielen Hedgefonds kam es in den 1990ern und den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zu einem gewaltigen Boom bei den sogenannten Hedgefonds.
Die Anlagepolitik der Fonds in diesem Segment ist äußerst unterschiedlich. Ganz unten finden Sie einen diesbezüglichen Link für fachlich Interessierte. Die Geldmarie hat hier 2 sehr populäre Strategien hervorgehoben.
Sehr häufig geht es (vereinfacht gesagt) um Kurswetten. Bewegt sich ein Kurs (auf den man wettet) stark in die eine oder andere Richtung, und hat der Hedgefonds auf das zugrundeliegende (Basis-) Papier gewettet, profitiert er überproportional durch die Wette, als er durch den Kauf oder Verkauf des Papiers (kann auch auf Schweinebäuche, Kaffeebohnen, Zinsen, Milch etc. gewettet werden) verdient hätte.
Der Hedgefonds kauft oder verkauft also praktisch keine effektiven Stücke - sondern wettet nur auf den Kursverlauf an der Börse. Es ist also durchaus möglich, dass er Rechte (Optionen) auf steigende und fallende Kurse gleichzeitig kauft. Hauptsache, der Kurs bewegt sich ordentlich - erst dann kommt diese Strategie in fette schwarze Zahlen.
Bei gleichbleibenden Kursen über längere Zeiträume sind die Manager von Hedgefonds zumeist eher unglücklich - denn dann bleibt der Gewinn aus den Kurswetten aus und oft verfallen diese erworbenen Rechte wertlos bzw. das der Wette zugrundeliegende Geschäft muss effektiv erfüllt werden (was dann Geld kostet).
Diese häufige Strategie wird oft durch individuelle und geheime EDV-Programme (je nach Fondstyp und Fondsgesellschaft unterschiedlich) unterstützt. Je mehr sich an den Märkten nach oben oder unten bewegt, desto besser für diese Hedgefonds.
Sie ziehen über das Land und lassen oft nur komplett vernichtete Felder zurück: Heuschreckenschwärme. Auch bei den Hedgefonds gibt es einige Fonds, deren Anlagestategie man mit Heuschrecken vergleicht.
Diese Hedgefonds kaufen sanierungbedürftige oder kapitalschwache Unternehmen mittels viel Fremdkapital (eine typische Eigenschaft von solchen Fonds) auf und filetieren dann diese Betriebe. Gewinnbringende Sparten werden teuer weiterverkauft und schlechtere Sparten werden umgehend aufgelöst. Ein netter Gewinn verbleibt dem Hedgefonds - viele Unternehmen werden zerschlagen bzw. strukturell zerstört.
Dass diese Strategie vielen sozial engagierten Menschen bzw. Politikern nicht gefällt, liegt auf der Hand. Denn hier steht Gewinnmaximierung an oberster Stelle - Arbeitsplätze bzw. Soziales werden hier oft vernachlässigt bzw. ignoriert.
Prinzipiell läuft diese Vorgangsweise in guten Jahren sehr prächtig - im Falle einer Wirtschaftsflaute (oder Finanzkrise) sieht das Modell dann schon ein wenig schlechter aus: Die Fremdkapitalfinanzierung dieser Fonds kann dann häufig existenzbedrohend sein.
Es muss sich aber nicht bei jedem Einstieg eines Hedgefonds in ein sanierungsbedürftiges Unternehmen gleich um eine "Heuschrecke" handeln - manche Hedgefonds sind tatsächlich an einer Sanierung (und nicht nur an einer Filetierung) eines Unternehmens interessiert. Gelingt die, wären Eigentümer und Arbeitnehmer wohl in der Gewinnzone...
Aus steuerlichen Gründen bzw. aufgrund der fehlenden bzw. leichteren Kapitalmarktauflagen lassen sich Hedgefonds gerne in sogenannten Offshore-Ländern (Steueroasen - oft auch Inseln mit lockerer Finanzgesetzgebung) nieder.
Schon viele Jahre vor der Finanzkrise 2008/2009 gab es seitens Politik immer wieder heftige Kritik am Wirken der bzw. an der Kontrollmöglichkeit von Hedgefonds.
Zaghaft wurden in den letzten Jahren erste Regulierungen und Kontrollen beschlossen (und kaum noch umgesetzt) - auch die Steuerschlupflöcher werden erst schön langsam geflickt.
Die Geldmarie ist der Ansicht, dass derartige Fonds durchaus eine Existenzberechtigung haben. Für Zocker, Spekulanten etc. wird es immer wieder Möglichkeiten geben (müssen), hochriskante Investments zu tätigen.
Nachdem aber die Einlagenhöhe von Hedgefonds schön langsam in unkontrollierbare Höhen ausufert, welche in unkontrollierbare Märkte (Börsen) führen können, gilt es hier, wachsam zu sein.
Gefragt ist hier wirklich eine internationale Politik, welche faire und einheitliche Rahmenbedingungen für Hedgefonds vorgibt. Spekulationen auf Nahrungsmitteln oder Öl sollten z.B. komplett verboten werden. Transparenz nach außen müsste global möglich sein. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg.
Sie möchten Hedgefonds kaufen? Kein Problem - jede größere Bank wird Ihnen ein paar Hedgefonds anbieten können. In Österreich ist z.B. "Superfund" mit interessanten Strategien (geheim!) die meisten Jahre seines Bestehens sehr erfolgreich gewesen. Es gibt aber natürlich auch Superfund-Kunden, die selbst bei langfristiger Veranlagung über eine negative Performance berichten.
Aber lassen Sie sich gesagt sein: In Hedgefonds investiertes Kapital ist Risikokapital. Sie sollten also auch den Extremfall (Totalausfall) verschmerzen können.
Mangels Anlagetransparenz und oft unguter Nebeneffekte (Stichwort "Heuschrecken") lässt die "konservative" Geldmarie die Hände von Hedgefonds.
Geldmarie-Linktipps: