Die anfängliche Begeisterung der (Online-)Welt für Onlineauktionen hat sich mittlerweile einigermaßen auf ein vernünftiges Maß reduziert. Aber es ist immer noch sehr reizvoll, weltweit neuwertige und gebrauchte Waren zu Schnäppchenpreisen erstehen zu können.
Doch gerade im Onlinesegment ist nicht alles Gold, was glänzt. Sehr viele enttäuschte und betrogene Käufer haben sich bereits wieder vom Onlinemarkt zurückgezogen und kaufen wieder klassisch im Geschäft ein.
Viele davon haben einfach einige Grundsätze nicht beachtet und sind den Verlockungen und Bedrohungen des Onlinekaufs erlegen.
Finden Sie hier einige Praxistipps von der Geldmarie, die schon mehr als 3.000 mehr oder minder brauchbare Artikel via Ebay und anderen Auktionshäusern ge- und verkauft hat:
Das fällt in Österreich zumeist nicht schwer - Ebay ist hier ziemlich eindeutiger Marktführer. Onetwosold (und folglich Ricardo) haben sich schon längere Zeit vom Markt zurückgezogen, zuletzt wandern ob der hohen Gebühren viele Leute zu willhaben.at ab.
Auch wenn der weltweite Einkauf verlockend erscheint: Relativ sicher ist es eher in Österreich bzw. im EU-Ausland mit gleicher Sprache. Sollten Sie eine Rechtsschutzversicherung mit Vertragsrechtsschutz haben, ist es wohl auch kein Nachteil, wenn dieser eine europaweite Deckung hat (was selten vorkommt). Auch wenn Betrug bzw. Nicht- oder Falschlieferung nur selten vorkommen - sehen Sie sich immer sehr gut an, bei wem Sie kaufen (mehr dazu weiter unten).
Österreich hat zwar einen eher kleineren Markt (und damit nicht so ein weites Angebot wie z.B. Deutschland), aber dafür ist die Rechtssicherheit besser bzw. halten sich auch die Versandkosten in Grenzen.
Bevor Sie etwas kaufen, machen Sie sich zuerst mit dem Auktionsportal vertraut und surfen ein wenig herum bzw. lesen Sie sich die Usancen aufmerksam durch.
Eine solide Onlineauktion sollte schon das eine oder andere Foto des Artikels bieten können - kaufen Sie aber erst, wenn Sie sich sicher sind, daß die Ware auch wirklich Ihren Wünschen entspricht. Ein Umtausch oder eine Rückgabe ist bei einem Privatkauf nicht so einfach möglich, wie dies im Geschäft der Fall ist. Fotos können aber auch täuschen - und Gerüche sind via Internet wohl kaum darstellbar...
Auktionsportale haben alle eine Suchfunktion. Wenn Sie Zeit haben, können Sie sich ja über die Startseite in die Unterkategorien vorkämpfen. Wenn Sie es eiliger haben, dann geben Sie einen passenden Suchbegriff ein bzw. probieren Sie es mit einer Kombination von Suchbegriffen. Wer z.B. einen bestimmten Laptop sucht, der wird nicht "Laptop" eingeben sondern einschränken: "Acer Laptop".
Die Trefferquote wird dadurch wesentlich genauer. Allerdings kann es auch sein, daß man bei einer Suche mit den falschen Suchbegriffen zielgenau an den idealen Produkten vorbeischrammt. Wer einen eher teuren Artikel kaufen möchte, sollte sich eher langsam in die richtige Kategorie vorarbeiten und dort dann selektieren.
Die Portale bieten hier auch praktische Zusatzfunktionen an: Suchmöglichkeiten nach Produktstandort, Beschreibungstext, Preis (niedrig oder hoch), Auktionsende, Artikelzustand (neu oder gebraucht), Sofortkauf (keine Versteigerung) uvm. ermöglichen eine bedarfsorientierte Suche.
Wenn Sie ein passendes Produkt zum passenden Preis gefunden haben und die Zeit bis zum Auktionsende noch nicht drängt (nur nicht selber stressen lassen - es gibt mit höchster Wahrscheinlichkeit noch ein gleichwertiges oder sogar billigeres Angebot!), speichern Sie sich diesen Artikel ab (eine derartige Funktion bieten alle Portale). Dann gleich weitersuchen und auch ein paar vergleichbare Artikel abspeichern.
Bei gewerblichen Verkäufern (die häufig auch einen Sofortkauf anbieten) sollte es oft kein Problem sein, den gleichen Artikel auch nach Ablauf einer Auktion später wieder zu erhalten - oft sind auch mehrere Stücke in einer Auktion käuflich. Bieten Sie erst, wenn Sie ausreichend verglichen haben. Wenn Sie es nicht eilig haben (die Zeit ist oft der Feind des Käufers), warten Sie erst einige vergleichbare Auktionsresultate (bei denen Sie nicht mitbieten und damit den Preis hochtreiben) ab. Bei marktengen Produkten kann es sein, daß sich nur 2 oder 3 Käufer gegenseitig das Leben schwer machen und die Preise in unvernünftige Höhen "hochbieten" - dabei wäre der Artikel im Geschäft oder als klassischer Onlinekauf sogar billiger...
Bevor Sie auf ein passendes Produkt bieten, lesen Sie sich das Angebot auch genau durch. Bei Unklarheiten können Sie den Verkäufer auch online kontaktieren. Aber fragen Sie nicht, was ohnehin in der Auktion steht - zuerst lesen. Kaufen oder bieten Sie nicht, wenn Sie sich nicht hundertprozentig sicher sind bzw. keine Antwort auf Ihre Fragen erhalten.
Wenn ein Artikel noch keine Gebote hat, während andere -vergleichbare- Artikel schon viele Gebote haben, könnte es einen Haken geben - lesen Sie genau und sehen Sie sich auch das Produkt und die Produktbeschreibung nocheinmal genau an. Vielleicht ist das gute Stück ja nur eine Kopie...
Wenn Sie ein sperriges Produkt der minderen Preisklasse erwerben wollen, ist ein Postversand wohl nicht rentabel. Hier sollte der Verkäufer in Ihrer Nähe wohnen. Klären Sie ab, welche Versandart und welche Versandkosten genau anfallen bzw. ob Abholung überhaupt angeboten wird. Es gibt jede Menge Verkäufer, die Abholung ablehnen bzw. auch welche, die aufgrund des Produkts nur Abholung anbieten.
Bei Niedrigpreisartikeln können die Versandkosten sehr häufig zu hohen Gesamtpreisen führen. Vielleicht ist da das Geschäft um die Ecke um einiges günstiger.
So mancher (unseriöse) Onlinehändler verdient sogar mehr an den Versandkosten als am verkauften Artikel. Vergleichen Sie - Sie werden hohe Unterschiede bei gleicher Ware ausmachen.
Eine Alternative dazu: Geld ins Kuvert stecken (bei kleinen Beträgen) und hoffen, dass es nicht abhandenkommt. Keine Münzen! Auch ein Wertbrief könnte günstiger sein als eine Auslandsüberweisung.
Ganz wesentlich bei Onlinekäufen ist das Prüfen des Verkäufers. Besonders wenn es sich um Waren handelt, die sehr teuer sind, sollte man sich den Verkäufer genau ansehen:
Die Verkäufer werden bei Onlineauktionen von den Käufern beurteilt. Diese Beurteilungen sind ein wichtiges Qualitätskriterium. Wenn der Verkäufer noch wenige bzw. viele negative Bewertungen hat, ist jedenfalls Vorsicht geboten.
Auch wenn der Käufer z.B. schon 50+ gute Bewertungen hat - diese könnten gefälscht sein: Wenn ein Betrüger seine Hausaufgaben gut macht, lässt er sich zuerst von einigen anderen Accounts (womöglich sogar den eigenen) einige Mal gut bewerten und verkauft dann teure Artikeln auf Vorkasse. Da die geleistete Zahlung vor der Lieferung bei Onlineauktionen üblich ist, sehen Sie Ihr Geld vielleicht nie wieder. Manche Auktionsportale bieten hier aber auch Treuhandfunktionen bzw. Liefergarantie bei Bezahlung mit dem hauseigenen Zahlungsdienst an.
Kaufen Sie also teure Artikeln nur von geprüften und verlässlichen bzw. langjährigen Verkäufern (lt. Bewertungen) bzw. von solchen, die auch in Österreich (oder der EU) gesetzlich greifbar sind. In China, Russland, Afrika (etc.) wird das wohl etwas schwierig...
Sollten Sie einen Lieferanten in der Ferne suchen, sind jedenfalls Testkäufe (kleinere Beträge) anzuraten - ganz sicher sind diese Transaktionen allerdings nie - was natürlich auch für Österreich oder Europa gilt.
Treiben Sie die Preise nicht unnötig in die Höhe! Bieten Sie erst knapp vor Ablauf der Auktion bzw. bieten Sie nur bis zu einem Preis, auf den Sie sich vorher festgelegt haben. Bei einer Auktion kann man leicht verführt werden, sich "reinzusteigern" - wenn Sie sich mit einem weiteren übereifrigen Käufer "matchen", kann das teuer werden.
Daher: Rechtzeitig aufhören und auf das nächste Angebot warten - das kommt bestimmt. In Abwandlung eines Küchenspruchs: Zu viele Käufer verderben den Preis. Ist auch an der Börse so;-)
Manche bieten lieber in kleinen Schritten (da sollten Sie aber noch Zeit bis zum Auktionsende haben), manche bieten gleich den Maximalpreis, auf welchen sie sich vorher festgelegt haben. Reine Philosophie- und Nervensache... Bieten Sie aber im Idealfall eher nicht zu früh!
Wem das Bieten zu aufwändig ist, der kann auch die -häufig angebotene- "Sofortkauf-Option" in Anspruch nehmen - wenn man gut vergleicht, ist dies bei manchen Artikeln oft sogar günsiger als eine klassische Auktion.
Zahlen Sie die ersteigerten Waren unverzüglich nach Auktion bzw. setzen Sie sich rasch mit dem Verkäufer in Verbindung sofern es Unklarheiten gibt.
Wenn nicht, geben Sie nicht vorschnell eine schlechte Bewertung ab oder drohen Sie nicht gleich mit dem Anwalt sondern versuchen Sie die Sache zuerst via Mail oder automatischen Auktionssystem abzuklären. Wenn sich der Verkäufer nicht an klare Vereinbarungen hält bzw. der Artikel nicht entspricht, versuchen Sie nochmalig eine Klärung. Wenn das auch nichts hilft: Ab zum Anwalt (insbesondere, wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung mit Vertragsrechtsschutz haben) bzw. den Streit über eine "Streitfallfunktion" des Portals klären.
Bevor Sie sich gar ein Haus, eine Auto oder ein teures Kunstwerk kaufen, sollten Sie zuerst Erfahrungen auf dem Auktionsportal Ihrer Wahl sammeln. "Learning by doing" ist gerade bei Onlineauktionen sehr gefragt. Kaufen Sie also am Anfang eher günstigere Gegenstände und sehen Sie sich eine Weile an, wie das "Werkl" funktioniert.
Viel Erfolg bei der Schnäppchenjagd!
Hier finden Sie die "Gegenseite": Tipps für Verkäufer
Und wer Ebay nicht oder nicht mehr leiden kann, kann sich ja auch einmal bei Edikten (gerichtlichen Versteigerungen) umsehen - auch hier gibt es ab und an ein tolles Schnäppchen!
Auch willhaben.at hat sich mit seinen Festpreisen (kostenlosen Kleinanzeigen) schon ziemlich gemausert.
Geldmarie-Linktipps: