Eine in Österreich noch immer ziemlich selten abgeschlossene, jedoch sich auf dem Vormarsch befindliche Versicherung ist die Berufsunfähigkeitsversicherung, welche ob des langen Namens sehr oft auch kurz "BU-Versicherung" genannt wird.
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung handelt es sich um eine Variante der Invaliditätsversicherung, welche aber im Gegensatz zur Unfallversicherung oder Krankenversicherung auch bei Krankheit eine bis zum vereinbarten Laufzeitende Monatsrente an berufsunfähige Versicherungsnehmer ausbezahlt.
Ist die Berufsunfähigkeit in diesem Zeitraum nicht mehr gegeben (durch ausreichende Genesung), wird die monatliche Auszahlung eingestellt und der Vertrag läuft dann weiter.
Die BU-Versicherung wird demnach primär zur Absicherung des Verdienstentganges in einem definierten Zeitraum (=Vertragslaufzeit) abgeschlossen.
Das Feststellen der Berufsunfähigkeit erfolgt durch ärztlichen Nachweis - im Zweifelsfall kann die Versicherung natürlich ein Gegenattest einfordern.
In vielen Lebens- oder Pensionsversicherungen mit laufender Zahlung gibt es die Möglichkeit, eine BU-Zusatzversicherung abzuschließen. Hier handelt es sich allerdings nur um ein Nebenprodukt der klassischen BU-Versicherung, welches im Falle einer eingetretenen Berufsunfähigkeit zumeist nur die Prämienzahlung dieses Vertrages übernimmt.
Eine "richtige" Berufsunfähigkeitsversicherung (also einen eigenen Vertrag) kann eigentlich jede berufstätige Person abschließen - aber auch Hausfrauen (und Hausmänner natürlich auch) können versichert werden. Nicht nur unselbständig tätige Menschen können sich mittels BU-Versicherung gegen Verdienstentgang bei Invalidität oder schwerer Krankheit absichern - besonders für Selbständige und Freiberufler ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung oft interessant (SBU-Versicherung).
Die Versicherungsumme kann (im Rahmen der Höchstsummen) frei gewählt werden und entspricht im Regelfall einer monatlichen Rente.
Man ermittelt demnach mit dem Versicherungsberater (Fachleute sind hier gefragt!) die ungefährte Finanzlücke bei Eintritt der Berufsunfähigkeit - die ungefähre Differenz (eine Punktlandung schafft hier niemand) von zu erwartender Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension gilt es hier zu versichern.
Das Vorhandensein von anderen Versicherungen (Dread-Disease-Versicherung, Unfallversicherung, Krankenversicherung, Betriebsunterbrechungsversicherung etc.) ist hier natürlich in die Risikoanalyse einzubeziehen.
Die gewählte Höhe der Versicherungssumme hängt natürlich auch von den persönlichen Umständen des Versicherten ab: Sind Angehörige zu versorgen, ist das Vorhandensein einer BU-Versicherung umso wichtiger.
Gerade für junge Menschen (welche noch wenig Anspruch auf Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension haben) ist dieses Produkt durchaus zu empfehlen: Die Einstiegsprämien für jüngere Versicherte sind deutlich geringer als für ältere Menschen (ähnlich wie bei der Krankenversicherung) - schon um ein paar Euro monatlich sind jüngere Versicherungsnehmer dabei.
Die Prämien richten sich primär nach der gewünschten Versicherungssumme, der aktuellen Tätigkeit (bei Berufswechsel diesen unbedingt melden!), der Laufzeit des Vertrages und natürlich nach dem Alter der versicherten Person.
Achten Sie bei Berufsunfähigkeitsversicherungen unbedingt auf die Versicherungsbedingungen - und nicht nur auf die (scheinbar) günstige Prämie!
Einerseits sollten Sie unbedingt erfragen, ab welchen Prozentsatz die Berufsunfähigkeit gegeben ist (= der Versicherungsfall eintritt), andererseits sollten Sie auch jedenfalls prüfen, wieweit die sogenannte "abstrakte Verweisbarkeit" ("abstrakte Verweisung") in Ihrem Angebot geregelt ist.
Die "abstrakte Verweisbarkeit" regelt die Möglichkeit, den Versicherungsnehmer im Versicherungsfall zuzumuten, trotz einer Berufsunfähigkeit im ausgeübten Beruf auf einen anderen Beruf verwiesen zu werden. Verträge, in welchen auf die abstrakte Verweisbarkeit nicht verzichtet wird, sind zwar zumeist deutlich günstiger, könnten aber im Leistungsfall zu viel Ärger führen. Daher eher die Finger weg von solchen Varianten - auch wenn diese sehr günstig erscheinen...
Neben der abstrakten Verweisbarkeit sollten Sie auch unbedingt erfragen, wann diese BU-Versicherung leistet: Bei Ausschluss von (immer häufiger werdenden) psychischen Erkrankungen ist der Vertrag zwar billiger - aber nicht unbedingt besser. Auch das Freizeit- und Sportrisiko kann man oft aus- oder einschließen - sparen Sie hier aber nicht am falschen Platz bzw. vergleichen Sie jedenfalls die Bedingungen.
Wie schon oben erwähnt: Eine BU-Versicherung ist für alle Menschen mit Erwerbseinkommen eine hochinteressante Option. Noch viel zu sehr verlässt man sich im Sozialstaat Österreich auf die (oft mangelhafte) gesetzliche Absicherung.
Gerade junge Arbeitnehmer und Angestellte sowie Selbständige und Freiberufler bzw. Personen mit provisionsabhängigen Einkommen sollten sich einmal ein Angebot ausrechnen lassen - eine BU-Versicherung ist in jungen Jahren oft erstaunlich günstig.
Bei der Laufzeit kann man (je nach persönlichen Umständen) ab und an pokern: Hat man niemanden zu versorgen bzw. sind schon Rücklagen vorhanden, könnte man ja z.B. auch Laufzeiten nur bis 50 oder 55 Jahre wählen. Im Normalfall hat man dann schon halbwegs guten Anspruch aus der gesetzlichen Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitsrente und kann damit einen großen Einkommensausfall leichter wegstecken.
Achtung: Schon rund 20% der Menschen werden in unseren Breiten im Laufe eines Arbeitslebens berufsunfähig - Tendenz steigend!
Gute Beratung ist hier unbedingt gefragt!
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