Ein noch eher neueres Produkt auf dem Sektor der Kapitalversicherungen ist die Dread-Disease-Versicherung. Dies ist die Bezeichnung von Lebensversicherungen, die nicht erst nach Ableben der versicherten Person leisten, sondern schon bereits bei Feststehen von schweren Krankheiten, die vorab in den Vertragsbedingungen genau definiert werden.
Dread-Disease-Versicherungen wurden nach Aufkommen der privaten Vorsorgeversicherungen in Österreich erst in den 1990ern salonfähig. Dabei ist deren Existenz durchaus gerechtfertigt: Denn viele Versicherungsnehmer haben zwar einen Ablebensschutz aber keinen ausreichenden Versicherungsschutz gegen schwere Krankheiten.
Wird nun der Versicherungsnehmer einer Er- und Ablebensversicherung schwer krank, verliert er zumeist auch seinen Job bzw. benötigt Betreuung. Da hilft die Er- und Ablebensversicherung wenig - in den meisten Fällen wird man diese sogar nicht weiterzahlen können. Die Dread-Disease-Versicherung hingegen wird sofort nach Eintritt der schweren Krankheit fällig und hilft existenzielle Sorgen zu lindern.
Eine Dread-Disease-Versicherung eignet sich vor allem für jüngere Menschen, die gerade eine Existenz aufbauen bzw. diese nicht in Gefahr bringen wollen.
Ideale Eignung für ist wohl die Familienabsicherung. Aber auch zur Pensionsvorsorge, zum Ansparen (Zielsparen), als Tilgungsträger für Kredite oder zur Kreditabsicherung kann eine Dread-Disease-Versicherung dienlich sein.
Die Prämie setzt sich aus 3 Komponenten zusammen: 1) Ansparteil, 2) Ablebensschutz, 3) Risikoprämie für schwere Krankheit.
Demnach gibt es auch 3 klassische Versicherungsfälle: Das Erleben, das Ableben und der Eintritt einer schweren Krankheit.
Erlebt man die Versicherungslaufzeit, erhält man die garantierte Versicherungssumme plus die bis dahin angelaufenen Gewinnanteile. Diese Gewinnanteile werden (sobald welche vorhanden sind) seitens Versicherer jährlich mitgeteilt. Bei Erleben ist das Umwandeln in eine lebenslange oder temporäre Rente möglich.
Stirbt die versicherte Person vor Ablauf der Versicherungsdauer, werden die vertraglich garantierte Versicherungssumme sowie die bis dahin angefallenen Gewinnanteile an den oder die Begünstigten lt. festgelegtem Bezugsrecht ausbezahlt.
Selbiges gilt auch bei Feststehen einer schweren Krankheit - auch hier erhält man die Versicherungssumme sowie die bisher seitens Versicherung erwirtschafteten Gewinnanteile. Eine Umwandlung dieses Betrages in eine temporäre oder lebenslange Rentenzahlung ist gleichfalls möglich.
Folgend finden Sie eine Auflistung von möglichen Krankheiten, für die bei den meisten Dread-Disease-Versicherungen in Österreich Versicherungsschutz besteht. Beachten Sie aber, dass die Liste der versicherten Krankheiten von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich ist!
Bei einer Dread-Disease-Versicherung sollte man zuerst über die gewünschte Versicherungssumme agieren. Erst nachdem man diese bestimmt hat, erhält man einen Prämienvorschlag. Sollte dieser zu hoch ausfallen, kann man immer noch über die Prämie rechnen. Sollte die Prämie niedriger als erwartet sein, könnte man den Rest ja in eine klassische Er- und Ablebensversicherung, eine Pensionsversicherung oder andere Kapitalversicherungen stecken.
Auch die Laufzeit bestimmen Sie selbst - 10 Jahre lang sollte die Versicherung aber mindestens laufen. Wählt man längere Laufzeiten, ist der Risikoanteil innerhalb der Prämie relativ groß (da ja auch die späteren Jahre mitberechnet werden). Viele jüngere Menschen nehmen z.B. genau den Zeitraum, in welchen ihre Kinder noch zu erhalten sind. Aber auch später kann man eine Dread-Disease-Versicherung noch abschließen - viele Versicherer versichern bis 65,70 oder 75 Jahre Endalter. Die Erträge werden aufgrund des hohen Risikos dann aber eher bescheiden sein - oft sogar unter den eingezahlten Prämien.
Zumeist erfolgt die Prämienzahlung monatlich (aber auch vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich möglich). Bei manchen Produkten entfällt die Prämienzahlung bei schwerer Krankheit - die Versicherungssumme für schwere Krankheit wird ausbezahlt und eine Er- und Ablebensversicherung mit gleichen Leistungen bleibt erhalten. Die Prämienzahlung übernimmt ab dem Zeitpunkt der schweren Krankheit dann die Versicherung. Auch eine durchaus interessante Variante.
Wenn Sie sich für längere Laufzeiten (ab 15 Jahre +) entscheiden, sollten Sie auch Indexanpassung vereinbaren: Dies entschärft die Inflationsrate. Indexanpassungen sind normalerweise ohnehin vorgesehen - wenn Sie diese aber nicht mehr möchten, können Sie diese jederzeit aus dem Vertrag entfernen.
Ein Abschluss in jungen Jahren kommt wesentlich günstiger - und man ist meistens auch noch gesund. Beachten Sie auch, dass bei den meisten Kapitalversicherungen mit Risikoschutz das Abschlussjahr (nicht der Geburtstag) relevant ist: Wenn Sie also im alten Jahr abschließen (vor dem 31.12) haben Sie bessere Konditionen wie im Jänner des Folgejahres.
Beachten Sie auch, dass sämliche Gesundheitsfragen genau und richtig beantwortet werden - gerade bei Dread-Disease-Versicherungen sollte man hier keine falschen Angaben machen bzw. Vorerkrankungen und Risken verschweigen. Andernfalls könnte es zu Steitereien im Versicherungsfall kommen bzw. wäre die Versicherung leistungsfrei. Bei höheren Versicherungssummen bzw. zweifelhaftem Gesundheitszustand müssen ohnehin ärztliche Atteste beigebracht werden.
Die meisten Varianten der Dread-Disease-Versicherung veranlagen vorsichtig: Im Deckungsstock der Versicherung werden festverzinsliche und sichere Wertpapiere veranlagt. Die Ertragsentwicklung ist zwar nicht spektakulär - bei längeren Laufzeiten und bei jüngeren Versicherungsnehmern ergeben sich aber durchaus nette Gewinnanteile.
Da die Kunden von solchen Versicherungen oft auch sehr sicherheitsorientiert sind, ist das wohl auch die geeignete Anlageform. Sehr wohl gibt es aber auch einige Anbieter, die Dread-Disease-Varianten auf Basis von Fondsveranlagung anbieten. Die Nachfrage nach solchen Produkten hält sich aber (logischerweise) in Grenzen - was aber nicht bedeutet, dass diese Varianten nicht sehr ertragreich sein können.
Bei Abschluss der Versicherung wird eine vertraglich garantierte Versicherungssumme angegeben. Diese wird dann im Laufe der Zeit mit Gewinnen aus der Veranlagung angereichert. Sobald Gewinne für Ihren Vertrag erwirtschaftet worden sind, erhalten Sie über diese Gewinne eine jährliche Mitteilung Ihres Versicherers.
Nachdem alle Anbieter auf dem Markt (bei gleichen Produkten) ähnlich veranlagen, ist ein Vergleich schwer: Orientieren Sie sich hier aber primär nach den Garantiesummen und nicht nach den (geschätzten) Gewinnbeteiligungen. Diese Angaben (Gewinnanteile) sind nämlich immer nur Prognosen, deren Einhaltung in den Sternen steht.
Wie bei fast allen Kapitalversicherungen bezahlen Sie mit der Prämie 4% Versicherungssteuer. Wenn Sie die Dread-Disease-Versicherung später als lebenslange Rente beziehen wollen, konnten Sie bis 2020 die laufenden Prämien im Rahmen des Jahresausgleichs bzw. bei der Einkommensteuererklärung geltend machen.
Für ab 2016 abgeschlossenen Verträge fiel die Absetzbarkeit dann weg, letzmalig 2020 waren auch die Prämien von älteren Verträgen noch absetzbar, seit den Prämien für 2021 ist keine steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge mehr möglich!
Eine Dread-Disease-Versicherung sollte gründlich überlegt und langfristig geplant sein. Sehr wohl kann es aber natürlich im Laufe der Jahre zu Zahlungsschwierigkeiten beim Versicherungsnehmer kommen. Hier gibt es dann 4 Alternativen:
Beachten Sie, dass sich bei Prämienfreistellungen die Versicherungssummen massiv reduzieren. Eine Wiederaufnahme der Zahlung ist (wie auch bei einer Erhöhung nach Prämienreduktion) oft an einen soliden Gesundheitszustand gebunden, der sich im Laufe der Zeit ja verschlechtern kann...
Wenn Sie vorsorgen möchten, sollte man eine Dread-Disease-Versicherung unbedingt mit ins Kalkül ziehen. Diese Versicherungen zählen mit der Er- und Ablebensversicherung sowie der Pensionsversicherung oder der Ablebensversicherung zu den Versicherungen, die man am Anfang der Zukunftsplanung betrachten sollte.
Erst wenn die Grundabsicherung erledigt ist, sollte man sich mit Produkten wie Fondsversicherungen, Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung oder Zukunftsvorsorge näher auseinandersetzen. Eine Dread-Disease-Versicherung ist zwar keine Rundabsicherung (die sich ohnehin fast niemand leisten kann) - aber ein guter Schritt in die richtige Richtung.
So man sich keine Dread-Disease-Variante leisten kann oder mag und auch keine Krankenversicherung zu teuer scheint, ist übrigens auch die relativ neue Krebsversicherung eine Variante, zumindest das Krebsrisiko wegzuversichern.
Versicherungsberater "vergessen" in Sachen Dread-Disease-Versicherung übrigens gerne, dass sie auch dieses attraktive Produkt im Portfolio haben...warum auch immer...