Nach wie vor sollte man auf das Produkt Er- und Ablebensversicherung ("klassische Lebensversicherung") nicht vergessen: Sichere Erträge, steuerliche Vorteile und ein Ablebensschutz, welchen man z.b. für die Familienabsicherung oder zur Kreditbesicherung dringend benötigt.
Und doch gibt es immer wieder Kritik von Versicherungskunden: Die Erträge der klassischen Lebensversicherung sind zu gering, die Kosten viel zu hoch, das Produkt zu wenig flexibel.
So Sie auch zu dieser Gruppe der Kritiker gehören, hätten Sie die Möglichkeit, das Heft selbst in die Hand zu nehmen: Managen Sie Ihre Lebensversicherung doch einfach selbst. Das ist gar nicht so kompliziert:
Die Basis einer Lebensversicherung ist der Ablebensschutz. Diesen Schutz müssen Sie jedenfalls bei einer Versicherung erwerben - er entspricht aber zumeist (insbesondere bei jungen Menschen) nur einem kleinen Teil der Gesamtprämie einer klassischen Er- und Ablebensversicherung.
Versicherungen bieten hier als Alternative die Ablebensversicherung an. Bei einer Ablebensversicherung gibt es nur eine vereinbarte Versicherungssumme - aber keine Sparleistung. Stirbt der Versicherungsnehmer während der Laufzeit, so erhalten dessen Begünstigte (in der Polizze geregelt) die Versicherungssumme ausbezahlt. Stirbt man nicht, "darf" man nur für die Risikoabdeckung (den Ablebensschutz) bezahlen.
In jeder klassischen Lebensversicherung ist aber eigentlich auch eine Ablebensversicherung eingebaut. Mit dem Rest der Prämie veranlagt die Versicherung dann konservativ und versucht halbwegs solide Erträge zu erwirtschaften.
Die Veranlagung des Sparanteiles können Sie aber auch selbst vornehmen - mit damit verbundenen Vor- und Nachteilen (siehe weiter unten).
Sichern Sie also zuerst die für Sie passende Ablebenssumme via Ablebensversicherung ab (unbedingt realistische Laufzeiten wählen!) und machen sich dann Gedanken über die Veranlagung der Sparleistung.
Will man eine klassische Er- und Ablebensversicherung nachbilden, wird man wohl zumeist in sichere und festverzinsliche Anleihen gehen. Auch ein kleiner Immobilienanteil (Immobilienfonds) sollte möglich sein. Mit Bundesanleihen, Bundesschätze oder auch mit fundamental soliden Unternehmensanleihen sollte hier nichts falsch laufen.
Veranlagen Sie ausgeschüttete Erträge (Zinszahlungen und Dividenden) immer gleich weiter - viele Banken bieten hier passende Sparpläne für alle Beträge an. Achten Sie hier aber unbedingt auf günstige Konditionen in Sachen Spesen und Kontoführung des Wertpapierdepots!
Der wesentliche Vorteil: Sie ersparen sich die hohen Abschlusskosten und Verwaltungskosten der Versicherung.
Darüber hinaus haben Sie (soweit Sie hier den Veranlagungsexperten bei Banken und Versicherungen nicht trauen) auch die Möglichkeit, die Geldanlage gänzlich selbst zu managen und sind dabei auch noch sehr flexibel. Ob Sie nun Fonds, Zertifikate oder Aktien kaufen oder gleichfalls (wie auch Versicherungen) in konservative Wertpapiere (wie Anleihen) gehen: Sie haben die freie Wahl - aber auch die volle Verantwortung.
Ein Wechsel der Strategie ist jederzeit möglich, eine Prämienfreistellung muss nicht erst "erbettelt" werden und sogar ein gänzlicher Verkauf der Veranlagung ist ohne grobe Kosten möglich (im Gegensatz zum Rückkauf von Versicherungen). Hier ist aber auch ein kleiner Nachteil dabei: Im Notfall löst man seine Vorsorge dann vielleicht leichter auf als wenn man eine Versicherung rückkaufen muss - das Sparprojekt ist plötzlich nichtig...
Achten Sie aber auch unbedingt darauf, dass rechtzeitig vor dem Laufzeitende erzielte Gewinne ins Trockene gebracht werden - einen hohen Aktienanteil in den letzten Jahren sollte man aus Sicherheitsgründen eher vermeiden (es sei denn, es handelt sich um "Spielgeld").
Eine Lebensversicherung "nachzubilden" und in Sachen Ertrag zu schlagen gelingt nur konsequenten und finanzaffinen Menschen. Während man bei Versicherungen immer regelmäßig den Betrag vorgeschrieben kriegt, könnte das bei Eigenkonstruktionen von Lebensversicherungen anders sein.
Hat man nämlich keinen automatischen Sparplan, sollte man die regelmäßige Dotation der Ansparform nicht vergessen. Veranlagt man z.B. 1x pro Jahr, sollte man auch unter dem Jahr auf günstige Einstiegsmöglichkeiten (z.B. hohe Zinsen bei Anleihen) achten und somit den Markt laufend beobachten.
Auch auf die bei Lebensversicherungen üblichen Indexanpassungen (Wertanpassungen) sollte man bei längeren Sparprojekten nicht vergessen. Erhöhen Sie hier alle paar Jahre den Dauerauftrag (je nach aktueller Inflationsrate) bzw. sparen Sie einfach höhere Beträge.
Während man bei Versicherungsprodukten hohe Abschlusskosten tragen muss, ist man bei der Selbstveranlagung oft mit hohen Depotkosten, Ausgabezuschlägen und Kaufspesen konfrontiert. Versicherungen haben hier ob der größeren Veranlagungsvolumina absolute Kostenvorteile.
Der größte Nachteil bei der Eigenkonstruktion von Lebensversicherungen ist aber die mangelnde steuerliche Bevorzugung: Lebensversicherungen ab einer Laufzeit von 10 Jahren müssen nämlich für die Erträge keine KESt. abliefern - der Wertpapieranleger außerhalb der Lebensversicherung zahlt die KESt. aber schon!
Nimmt man sich eine Lebensversicherung zur Pensionsvorsorge (als lebenslange Rente), so kann man diese auch im Rahmen des Steuerausgleichs (Arbeitnehmerveranlagung, Einkommensteuerausgleich) absetzen - bei der selbstverwalteten Variante ist das natürlich nicht möglich.
Es ist wohl schon einiges an Finanzwissen und -können erforderlich, um über lange Jahre (die klassischen Lebensversicherungen werden erst in den letzten Jahren ihrer Laufzeit so richtig attraktiv) besser zu arbeiten als eine Versicherung dies tut.
Die steuerlichen Vorteile (insbesondere der Wegfall der KESt.) sind auf Dauer (mit konservativer Veranlagung) schwer mit guter Veranlagung zu kompensieren.
Doch gerade bei sehr kurzen Laufzeiten (unter 10 Jahren sowieso) ist die flexible Eigengestaltung einer Er- und Ablebensversicherung für Finanzprofis zu überlegen.
Wer über ausreichend Kaptial verfügt, könnte ja mit seinem Versicherungspartner eine kleine Privatwette machen: 15 Jahre Laufzeit, 100 Euro Monatsprämie (oder auch 1000 Euro im Jahr) - wer veranlagt besser?
Ist das Zinsniveau in dieser Zeit relativ niedrig, könnten Sie die Versicherungsvariante (trotz Steuernachteil) durchaus schlagen. Vergessen Sie aber hier keinesfalls auf den Ablebensschutz!