Sie ist fast schon ein Relikt aus der Vergangenheit: Eine Schalterpolizze wird nur noch ganz selten ausgestellt. Zumeist haben Frau und Herr Österreicher noch einen klassischen Versicherungsbetreuer. Aber auch Versicherungsmakler, Versicherungsagenten und sonstige Vermittler (z.B. Autohäuser) sind ein Fixposten in Sachen Versicherungsabschluss.
Die Schalterpolizze kennt man auch unter anderen Namen: Direktpolizze, Direktionspolizze, Internetpolizze usw.
Die Grundeigenschaften dieser Polizzen sind folgende: Es findet keine (bzw. nur eine eingeschränkte) Beratung durch einen Versicherungsbetreuer statt und es gibt einen kleinen Preisnachlass auf die Grundprämie der entsprechenden Versicherung.
Da die Versicherungsanstalt nun an niemanden Abschlussprovisionen bzw. Folgeprovisionen zahlen muss, sind die Kosten für solche Polizzen geringer. Dieser Kostenvorteil wird an den Versicherungsnehmer weitergegeben. Besteht aber nicht immer:
Denn Schalterpolizzen im klassischen Sinn sind gewaltig aus der Mode gekommen:
Früher ging man aus den o.g. Kostenvorteilen selbst zur Niederlassung der Versicherung (daher auch der Name "Direktionspolizze") und schloss dort vor Ort die begünstigte Versicherung ab. 5-10% Rabatt waren bei den meisten Versicherungssparten das höchste der Gefühle. Trotzdem ein oft lohnender Weg - den die Rabattsituation war damals noch sehr monopolartig: Es gab nahezu keine Rabatte...
Das hat sich bis heute massiv geändert: Fast jede Versicherung bietet Neukunden tolle Einstiegsrabatte auf fast jede Versicherungsspare (wo eben möglich) an. Da lohnt sich der Weg zur Versicherungsniederlassung nur noch selten.
Im Gegenteil: Man hat mit einer Schalterpolizze jeden Weg (von der Autoanmeldung bis hin zur Schadenserledigung) selbst zu tun und spricht nur mit der Hotline (die vielleicht erst nach 20 Minuten erreichbar ist) oder mit einem Kurzzeitmitarbeiter der Assekuranz. Da bietet das Vorhandensein eines persönlichen Betreuers (insbesondere bei strittigen Schadensfällen) schon einige Vorteile und Annehmlichkeiten.
Kurz gesagt: Man kann sich in den meisten Fällen eine Schalterpolizze (und den Weg zur Versicherung) sparen: Betreute Polizzen sind zumeist billiger und qualifizierter als ein "unberatenes" Produkt.
In ganz wenigen Ausnahmefällen macht eine Schalterpolizze aber durchaus Sinn: Wenn Sie z.B. eine Kapitalversicherung ohne Beratung abschließen wollen (z.B. weil Sie die Lektüre der Geldmarie ausgiebig studiert haben;-)), könnte eine Direktpolizze günstiger sein als eine vergleichbare Polizze beim Versicherungsberater oder Versicherungsmakler.
Erfragen Sie diese Möglichkeit - seien Sie aber dann nicht verwundert, dass Ihnen niemand kompetent hilft, wenn es bezüglich dieser Versicherung Betreuungsbedarf (Zahlungsprobleme, Änderungswünsche, Fragen etc.) gibt. Wenn man sich nicht wirklich ausgezeichnet auskennt, sollte man von Polizzen ohne Betreuer Abstand nehmen.
Sollte Ihre Polizze unbetreut sein, wird Ihnen Ihre Versicherung mit einiger Sicherheit kostenlos einen Betreuer zur Verfügung stellen können. Damit dieser Betreuer auch seinen Lohn für die Betreuungsarbeit erhält, muss er Ihren Vertrag zuerst einmal erneuern ("konvertieren"). Dies kann bei älteren Verträgen durchaus mit Kosten- oder Leistungsvorteilen für Sie verbunden sein - einfach einmal die Polizze unverbindlich prüfen lassen.
Gute Versicherungen haben aber auch für Direktpolizzen (z.B. Abschluss über das Internet, was immer häufiger vorkommt) Ansprechpartner und Berater, die eben für diese Tätigkeit gesondert honoriert werden.
Fazit: Die Schalterpolizze ergibt wirklich nur ganz selten Sinn und ist häufig sogar teurer als eine "Betreuerpolizze".