Wer jetzt denkt, der Begriff "Rabatt" kommt aus dem Orient, der irrt gewaltig: "rabatto, rabattere" ist gleichbedeutend mit "niederschlagen, abschlagen" und kommt aus dem italienischen Sprachgebrauch. Umschrieben wird hier ein Preisnachlass auf ein Produkt bzw. eine Leistung.
Und wer sich ab den 1990ern in der Versicherungswirtschaft umgesehen hat, kann feststellen, dass die "Rabattitis" auch bei den Versicherern (wohl begünstigt durch die Angst vor dem freien Markt resultierend aus dem EU-Beitritt Österreichs anno 1995) voll im Gange ist.
Die Kunden soll es freuen - die Versicherungen und deren Angestellte wohl weniger. Denn hat man in den 90ern gerade für Top-Kunden bzw. befreundete Unternehmen ein paar Prozente locker gemacht, so erwarten die Kunden bei den meisten Versicherungen heute schon automatisch einen kräftig rabattierten Preis. Wie sich das auf die Einkommen von älteren Versicherungsberatern mit unrabattierten Verträgen ausgewirkt hat, sei hier nur angedeutet - nicht gut. Auch die Versicherungen mussten massiv auf die Kostenbremse steigen und kräftig rationalisieren (=weniger Personal, mehr Arbeit).
Doch das ist den Versicherungskunden eher komplett egal - die günstige Prämie geht heute in den meisten Fällen vor der guten Betreuung. Was bei manchen Prämienunterschieden (und auch bei so mancher Betreuerqualität) auch durchaus verständlich ist.
Wer heute eine neue Versicherung abschließt bzw. auf den neuesten Stand bringt, hat häufig günstigere Prämien als vor einigen Jahrzehnten - aufgrund der hohen Rabatte, welche aus Konkurrenzgründen einfach gewährt werden müssen.
Besonders krass ist diese Rabattsituation beim "Einstiegsgeschäft Nr. 1" der Versicherungen: Beim KFZ. Die wenigsten Kunden haben dies allerdings auch mitbekommen: Wurde doch die motorbezogene Versicherungssteuer (welche keine Versicherungsprämie ist) seitens Staat mehrmalig erhöht, was die günstigen Prämien etwas verschleierte.
War es früher fast komplett egal, wo man seine Versicherung abgeschlossen hat, so gibt es dieser Tage (gleiche Leistungen vorausgesetzt!) massive Prämienunterschiede - begründet durch einen harten Konkurrenzkampf der Versicherungswirtschaft.
Generell muss man sagen: Je besser es einer Versicherung wirtschaftlich geht, desto höher können die Rabatte auf die Basisprämie ausfallen. Aber auch zur Gewinnung von Marktanteilen in schwächeren Segmenten werden oft ziemlich unwirtschaftliche Rabatte gewährt. Hier ist es einfach eine Frage des guten Versicherungsvergleiches. Und ein wenig Glück gehört auch dazu - die Rabatte schwanken stark und können im nächsten Monat schon wieder in ganz anderen Höhen gewährt werden...
Passen Sie aber bei allen Nachlässen darauf auf, dass diese nicht an Bedingungen geknüpft sind bzw. wie diese Bedingungen genau aussehen. Das erspart so manche böse Überraschung...
Was Sie bezüglich Rabatte und Nachlässe bei den populärsten Versicherungssparten noch beachten sollten, erfahren Sie hier:
Bei vielen Versicherungssparten (z.B. Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung) gibt es Nachlässe, wenn die Zugehörigkeit zu einer Firma, einer Behörde etc. besteht. Diese "Gruppenversicherungen" sind zumeist günstiger als Einzelverträge. Angehörige spezieller Berufsgruppen (z.B. Ärzte, Lehrer etc.) erhalten oft günstige Angebote über ihre Interessensvertretung.
Auch die Mitgliedschaft bei Clubs und Vereinen (Autofahrerclubs, Oldtimerclubs, Motorbootvereine etc.) bringt oft speziell auf diese Risken zugeschnittene und günstige Versicherungen mit sich.
Wer mit Abbuchungsauftrag zahlt, spart sich zumeist unnötige Gebühren und bezahlt oft auch weniger. Einerseits fällt die lästige Zahlscheingebühr weg - andererseits verzichten Versicherungen oft auf den Unterjährigkeitszuschlag (bei monatlicher, vierteljährlicher oder halbjährlicher Zahlung). Auf den Zuschlag bei der motorbezogenen Versicherungssteuer kann aber die Versicherung nicht verzichten - diesen erhält die Finanz.
Wenn Sie trotzdem mit Zahlschein zahlen wollen, empfiehlt sich (bei finanzieller Möglichkeit) oft die jährliche Zahlung. Bei Kapitalversicherungen (Lebensversicherungen, Pensionsversicherungen, Fondsversicherungen u.a.) erhöht sich bei jährlicher Zahlung das angesammelte Kapital - denn die Versicherung kann ja den Jahresbetrag gleich gänzlich veranlagen.
Erfragen Sie unbedingt die diesbezüglichen Modalitäten Ihrer Versicherung(en)!
Bei vielen Versicherungsformen (ausgenommen Kapitalversicherungen) gibt es die Möglichkeit eines Selbstbehaltes: Man bezahlt im Schadensfall den vereinbarten Selbstbehalt selbst (den Rest des Schadens übernimmt die Versicherung) - und erhält dafür einen netten Preisnachlass. In der Regel zahlt sich das aus!!!
Bei KFZ-Kaskoversicherungen hat man z.B. die Möglichkeit, den vorgeschlagenen Selbstbehalt (der bei den meisten Vollkaskorisken ohnehin vorhanden ist) noch zu erhöhen bzw. einen Selbstbehalt für alle Risken (auch die Teilkaskorisken) zu wählen. Kann gleichfalls Sinn (und Geld) ergeben.
Da die Erledigung von kleinen Schäden für die Versicherungen sehr aufwändig ist, werden hier oft gute Nachlässe geboten. Wenn Sie also kein absoluter Unglücksrabe sind (die ohnehin zumeist bald gekündigt werden), sollten Sie über einen Selbstbehalt nachdenken.
Hier zahlt sich der Vergleich von mehreren Angeboten zumeist aus! Die Basispreise der Versicherungen sind nahezu gleich - doch die Rabatte unterscheiden sich nahezu täglich. Wenn Sie bei einer einzigen Versicherung das gleiche Offert bei 2 bis 3 verschiedenen Stellen anfragen, werden Sie wohl 2 bis 3 preislich unterschiedliche Angebote erhalten...
Achten Sie jedenfalls auf die Vergleichbarkeit der Leistungen (was bei einer normalen Haftpflichtversicherung nicht schwer ist) - und entscheiden Sie dann für das beste Offert. Das beste Offert muss aber nicht immer das Billigste sein: Die Service- bzw. Beraterqualität kann schon ein paar Euro im Jahr wert sein. Wieviel, bleibt Ihnen überlassen;-)
Da die KFZ-Versicherungen wohl am meisten umkämpft sind, sollten Sie erst gar nicht lange nach Rabatten fragen müssen - jeder routinierte Betreuer wird Ihnen einen guten Rabatt geben (soweit er kann oder darf). Wenn Sie aber unbedingt bei Ihrem Lieblingsbetreuer bleiben wollen, legen Sie diesem ein Konkurrenzoffert vor. Wenn er darf, wird er versuchen, dieses zumindest zu halten.
Lassen Sie sich in der KFZ-Versicherung nicht von "Stufengeschenken" täuschen - im Hintergrund läuft nämlich immer noch das Bonus-Malus-System mit. Wenn Sie diese Versicherung wieder verlassen (bzw. von dieser gekündigt werden), kommt die tatsächlich "erfahrene" Stufe wieder zur Anwendung.
Sehr oft gibt es auch Rabatte für gute Bonusstufen: Nach einem verursachten Schadensfall sind die dann aber oft schnell weg. Erfragen Sie beim KFZ unbedingt, woran die gewährten Nachlässe gebunden sind.
Für Nachlässe im Bereich Motorradversicherung haben wir ob der vielen Optionen gar eine eigene Rubrik: Rabatte Motorrad
Auch wenn im Bereich Sachversicherungen (Haushaltsversicherung, Hausversicherung, Haftpflichtversicherung, Betriebsversicherung etc.) die Preise oft nicht so hoch erscheinen wie bei der KFZ-Versicherung: Auch hier können Nachlässe zu großen Preisunterschieden führen.
Sehen Sie zuerst auf die Leistungen, dann auf den Preis. Ist dieser nicht zufriedenstellend, holen Sie Konkurrenzofferte ein. Vielleicht kann auch hier der Versicherungsberater noch "nachlegen". Bitte aber nicht wegen 5 Euro Unterschied (auf Jahresbasis) sekkant sein - das wäre kleinlich.
Bei einer Kapitalversicherung gibt es gewöhnlicherweise keine Rabatte oder Nachlässe. Sehr wohl ist es aber von Vorteil, wenn man Kapitalversicherungen jährlich zahlt: Dann fallen nämlich Unterjährigkeitszuschläge weg bzw. die Veranlagung erfolgt früher.
Wenn Sie aber besonders hohe Summen veranlagen, könnte die Möglichkeit bestehen, dass Ihnen die Versicherung Sonderkonditionen zukommen lässt: Einerseits kann der Grundzinssatz etwas verbessert werden - andererseits könnte der Betreuer auf Teile seiner Provision verzichten.
Da der Betreuer aber von der Provision lebt, wird dies wohl nur in Ausnahmefällen (besonders hohe Verträge) möglich sein. Bei 20 oder 50 Euro Monatsprämie wird Ihr Ansinnen wohl zurecht und eher verärgert im Rundordner abgelegt.
Wenn es Ihnen gelungen ist, Rabatte bzw. Nachlässe herauszuholen (was auch oft ohne Verhandeln gelingt), sollten Sie folgenden Umstand beachten: Durch Indexanpassungen und laufende Prämienerhöhungen (welche zumeist auf die Prämie nach Rabatt erfolgen) reduzieren sich Ihre Rabatte wieder von Jahr zu Jahr. Es schadet also nicht, sich nach 5-10 Jahren wieder einmal um die Versicherungsverträge zu kümmern.
Abgesehen davon besteht ohnehin oft ein Anpassungsbedarf in Sachen Versicherungsumfang.
Indirekte Rabatte gibt es oft auch in Sachen Gesundheitszustand: Nichtrauchernachlässe sind bei Lebensversicherungen oder Krankenversicherungen oft vorhanden - bzw. gibt es Zuschläge für Raucher.
Auch das Lebensalter kann Ihnen so manche höhere Prämie ersparen: Bei den meisten Personenversicherungen rechnet die Versicherung das Alter nach dem Kalenderjahr. Wenn Sie also eine solche Risikoversicherung abschliessen wollen, sollten Sie dies günstigerweise noch im alten Jahr machen...
Sehr häufig kursiert auch noch das Gerücht, dass Schalterpolizzen billiger wären als betreute Polizzen: Dem ist in den meisten Fällen nicht mehr der Fall - zumeist haben versierte Außendienstmitarbeiter von Versicherungen bessere Konditionen zu Bieten als die Betreuer für "Laufkundschaft". Warum das so ist? Auf Stammkunden wird Wert gelegt.
A propos "Stammkunden": Viele Versicherungen bieten auch Nachlässe für den Abschluss von mehreren Versicherungen an. Machen Sie solche Versicherungen nur, wenn Sie diese auch wirklich brauchen könnten. Besser ist da schon die Vorgangsweise, gute Stammkunden auch generell mit höheren Rabatten zu honorieren.
Sollten sich einige Schäden ereignen und ein Kunde plötzlich nicht mehr wirtschaftlich sein, ist das Streichen von Rabatten ein sinnvoller und fairer Schritt zur Sanierung dieses Vertrages oder der ganzen Kundenbeziehung.
Überhaupt keine Rabatte werden übrigens auch bei einer Vielzahl an Versicherungsarten gewährt: Krankenversicherungen, Reiseversicherungen, Sondertarife, Kurzzeitversicherungen & Co. sind eng kalkuliert bzw. haben einen engen Markt, der Rabatte (noch) nicht notwendig macht bzw. erlaubt.