Der Frühling in Österreich ist in Sachen Stromproduktion schon in normalen Zeiten (also außerhalb der "neuen Corona-Normalität") ziemlich grün: Schmelzwasser kommt von den Bergen, die Flüsse sind normalerweise ziemlich prall gefüllt (derzeit eher weniger), die Speicherkraftwerke gut gefüllt, der Wind bläst auch noch oft recht heftig (wie dieser Tage), die Pumpspeicherkraftwerke können wunderbar und billig mit Überschussstrom dotiert werden und sogar die Photovoltaik kommt in Österreich langsam -aber sicher- ins Laufen...
Über die Stromproduktion in Österreich im Sommer, die Stromproduktion in Österreich im Herbst sowie die Stromproduktion in Österreich im Winter haben wir schon berichtet, fehlt nur noch ein Artikel über die heimische Stromerzeugung im Frühling, für welche wir nunmehr den ziemlich normalen (leicht frischen) Frühlingstag Dienstag, den 12.5.2020 heranziehen und anhand der Daten der APG (siehe Link unten) wie folgt analysieren:
Auch wenn der Winter 2019/2020 recht wenig Schnee in die Alpen verfrachtet hat und daher die Pegelstände in Österreichs Flüssen aktuell eher gering sind: Das Lauf- und Schwellwasser (Laufkraftwerke) ist nach wie vor die klare Nummer 1 in der heimischen Stromerzeugung!
Stromspitzen (also hoher Verbrauch) werden in Österreich normalerweise mit Pumpspeicherkraftwerken, Speicherkraftwerken und Gaskraftwerken ausgeglichen - dieser Tage ist das sonst sehr wichtige Gas sogar ein wenig in den Hintergrund gerückt und Gaskraftwerke kommen deutlich seltener in den Einsatz, als zu Nicht-Corona-Zeiten. Ob weniger Verbrauch durch die Industrie und im Tourismus (bzw. der Gastronomie und auch in den spärlich besetzten Büros) ist auch der Einsatz von Gaskraftwerken aktuell deutlich weniger gefragt: Insbesondere wenn es viel Windstrom aus Österreich bzw. auch viel Wind und Sonne in Deutschland gibt.
Die Wind- und Photovoltaikstromproduktion in Deutschland hat auch sehr relevante Auswirkungen auf die heimische Stromproduktion: Geht dort viel Wind und scheint die Sonne, importiert man gerne diesen billigen Überschussstrom und kann diesen auch dazu verwenden, die Pumpspeicherkraftwerke wieder billig mit Wasser zu dotieren.
Am 12.5.2020 gab es in Deutschland relativ viel Sonne und durchschnittlich viel Wind - mangels Windstromüberschuss in Germany war Österreich in Summe gesehen sogar die meiste Zeit des Tages Stromexporteur.
Die Gesamtproduktion heimischer Stromkraftwerke lag am 12.5. zwischen 5.000 und 9.500 MW Leistung.
Zwischen 0h und 5h lag die Stromerzeugung bei ca. 7.000 MW um dann in den Morgenstunden auf bis zu 9.500 MW anzusteigen. Bis ca. 11h vormittags und dann wieder ab ca. 19h bis 24h war Österreich am besagten Tag Stromexporteur, dazwischen überwogen die Importe. In Summe ergab der Tag aber einen klaren Exportüberschuss - in den letzten Jahren wurden solche Tage immer seltener...
Nach der Morgen-Produktionspitze ging die Erzeugung dann bis 16h laufend zurück (auf bis zu 5.000 MW), um dann wieder bis auf 7.500 MW anzusteigen.
Klare Nummer 1 in der Erzeugung waren (wie fast immer) die Laufkraftwerke, welche ganztägig von 3.200 bis 4.200 MW Leistung zur Verfügung stellten. Grob gesagt, waren Lauf- und Schwellkraftwerke für rund 50% der Tageserzeugung in Österreich verantwortlich.
Einen sehr sehr guten Tag hatte die Windkraft, welche durchgehend bis fast 11h mehr als 2.000 MW produzierte (Spitze: rund 2.800 MW, viel mehr geht derzeit gar nicht), dann aber über den Nachmittag laufend abflaute und am frühen Abend fast gar nichts mehr zum Strommix beitrug. Erst in den späteren Abendstunden kam dann wieder Wind auf. In Summe aber mit ein wichtiger Grund, warum Österreich am 12.5. Stromexporteur war und nahezu kein Gas zur Stromproduktion verwenden musste.
Ganz wichtig -wie immer- die Pumpspeicherkraftwerke: Mit diesen kann man erhöhten Strombedarf sehr rasch ausgleichen (bzw. diese dann auch wieder rasch zurückfahren, wenn genug Strom im Netz ist) - was mann morgens mit bis zu 2.300 MW auch tat. Dann war der Strombedarf (auch durch Deutschland- und Tschechien-Importe) wieder ausreichend gedeckt und die Pumpspeicher hatten ein paar Stunden Ruhe, ehe es dann abends wieder Bedarf gab und bis zu 2.500 MW Strom produziert wurde. An Tagen mit viel Überschussstrom (z.B. Wind und Solar in Deutschland) werden Österreichs Pumpspeicher gerne mit billigem Strom befüllt - das war am 12.5. aber nur sehr wenig der Fall.
Eine ebenfalls sehr wichtige Komponente in der heimischen Stromproduktion sind die "normalen" Speicherkraftwerke, die am 12.5. auch ganztätig zwischend 200 und 1.000 MW (je nach Spitzenbedarf) produzierten und den Strommix Österreichs ziemlich grün halten.
Das Prädikat "Grün" verdient natürlich auch die Solarenergie/Photovoltaik, welche mittags bis zu 800 MW schaffte (heuer wurden erstmals auch schon 1.000 MW geschafft) - im Gegensatz zur Windkraft (deren Aufkommen sehr unregelmäßig ist) ist die Sonne eben ziemlich verlässlich untertags da und sorgt dann für Strom, wenn dieser auch sicher benötigt wird. Eine Säule in der Stromproduktion, die nur langsam wächst (derzeit rund 2% der Jahresproduktion), die aber in Österreich noch Zukunft hat!
Konstante 190 MW kommen auch von 0-24h aus der Stromerzeugung durch Biomasse - ob der hohen Förderkosten für diese Art, Strom zu erzeugen, wird sich hier wohl auch in den nächsten Jahren kaum ein Boom ergeben.
Konstate 100 MW auch seitens Stromgewinnung aus Müllverbrennung.
Normalerweise ein Größe im heimischen Strommix sind Gaskraftwerke, welche am 12.5. aber bestenfalls am "köcheln" waren: Viel Wind, ausreichend Wasser, gut gefüllte Speicher, deutlich geringer Verbrauch und auch ein wenig Überschussstromimport ließen die Stromerzeugung aus Gas mit dauerhaften 100-120 MW absolut minimal ausfallen. Gas bleibt aber weiterhin eine wichtige (und rasch aktivierbare) Reserve, die uns wohl noch viele Jahrzehnte in der Stromerzeugung begleiten wird - insbesondere, da Erneuerbare ja oft große Erzeugungsschwankungen aufweisen und die Entwicklung von Stromspeicher noch nicht sehr weit gediegen ist.
Auch erfreulich: Mit dem Aus für die Kohlekraftwerke Dürnrohr und Mellach ist der Frühling 2020 in Sachen Stromerzeugung erstmals 100% kohlefrei!
Infos zum Stromverbrauch bzw. zum Stromimport/Stromexport Österreichs im Frühling 2020 finden Sie hier: Stromverbrauch, Stromimport/Stromexport Österreich im Frühling 2020
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2020