Crowdinvesting als Finanzierungsform für Unternehmen bzw. Immobilienprojekte ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Auch 2022 wird der Branche wieder ein Rekordjahr bescheren - auch wenn da und dort wohl ein (vorläufiger) Höhepunkt erreicht scheint und kleinere Brötchen gebacken werden müssen.
Die Rekordfundingsumme bei den heimischen und transparenten Crowdinvestingportalen von 123 Mio. Euro aus dem Jahr 2021 wurde auch 2022 übertroffen: 133,3 Mio. Euro konnten mit 180 erfolgreichen Crowdinvesting-Projekten auf 9 beobachteten Portalen eingeworben werden.
Die Projektanzahl (180) war aber 2022 jedenfalls rückläufig - 2021 wurden noch 203 Projekte gezählt. Dafür waren die eingeworbenen Summen 2022 höher als noch 2021 - und insbesondere Conda sorgte mit einem starken Jahresfinish noch dafür, dass so mancher Rekord purzelte.
Hier gilt es aber jedenfalls hinzuzufügen, dass Conda -insbesondere bei großen Fundings- nur die Technik zur Verfügung stellte: Millionenfundings wie seitens oekostrom AG, Falkensteiner oder Biogena wurden aber auch via Conda-Homepage angeboten, werden somit der Gesamtsumme hinzugezählt. Dass Conda hier natürlich nicht so viel verdient wie bei einem "Eigenfunding", sei hiermit erwähnt.
Diese "Rekordfundings" führten dazu, dass Conda im letzten Quartal fette 16,3 Mio. Euro einsammeln konnte und damit ein ziemlich furioses Comeback feierte und erstmals seit Jahren wieder eine Quartalsbestmarke aufstellen konnte.
Auch wenn 2022 die Immobilienprojekte weiter gut nach gefragt wurden, scheint hier vorerst einmal ein Zenit erreicht: Nach 154 Projekten, die 2021 dem Immobilien-Crowdinvesting zuzuordnen waren, sank diese Anzahl 2022 leicht auf 140 Projekte. Auch so mancher kleinere Anbieter von Immobiliencrowdinvestings war 2022 untätig. Mit Investnest startete 2022 aber auch ein neues Immo-Crowdinvesting-Portal.
Die 92,9 Mio. für Immobilien-Crowdinvesting sind 2022 ziemlich genau 70% des Gesamtvolumens, 2021 waren es noch 102,5 Mio. Euro und rund 83 Prozent vom Kuchen. So manche Rückzahlungsverspätungen bzw. auch absehbare Ausfälle haben wohl den Goldrausch beim Betongold deutlich gemindert.
Auffällig beim Immo-Crowdinvesting anno 2022: Neben den höheren Zinsen (2022 um 1-2% angezogen) sind auch kurze Laufzeiten (z.B. 1 Jahr) sehr stark gefragt.
Die 3 zuletzt führenden Portale mussten 2022 ein wenig Federn lassen:
Auch wenn Rendity mit 36,26 Mio. Euro (45 Projekte) 2022 erstmals die höchste Summe an abgeschlossenen Projekten verzeichnet, war man 2021 mit 39,5 Mio. (49 Projekte) etwas erfolgreicher.
Platz 2 ging an den Crowdinvesting-Kaiser von 2017 bis 2021: Rockets. Rockets legten 2022 die 3 Portale Green Rocket, Home Rocket und Lion Rocket auf "ROCKETS" zusammen und konnten mit 55 Projekten 33,24 Mio. einsammeln. 2021 haben wir noch 42,6 Mio. in 69 Projekten gezählt.
Platz 3 mit 31,5 Mio., die sich auf 22 erfolgreiche Fundings (die auch in Österreich in Szene gingen) verteilen, geht 2022 an Conda. Der Jahressieger 2015 und 2016 machte einige harte Jahre (inklusive Eigentümerwechsel und 2022 wieder erfolgten Gründer-Rückkauf) durch und hat derzeit besonders viele Start-Up-Fundings am Start. Platz 3 konnte aber primär dadurch erreicht werden, dass Conda für sehr große Unternehmen auch die Technik für Eigenfundings zur Verfügung stellt. Ins Jahr 2023 startet Conda gleich mit 11 Projekten, die gerade online sind - alle haben die Mindestfundingschwelle schon überschritten!
Würde man diese "Technik-Fundings" rausrechnen, ginge Platz 3 wiederum an den Immo-Crowdinvesting-Anbieter Dagobertinvest, welcher 2022 25 Mio. Euro via 44 Projekten finalisieren konnte. 2021 waren es noch 45 Projekte mit einem Volumen von 27,38 Mio. Euro.
Nach Rendity, Rockets, Dagobertinvest und Conda kommt dann (sieht man sich die Summen an) lange nichts. Crowd4Climate und Recrowd haben immerhin 2022 die Millionengrenze überschritten, die Rendite Boutique, Investnest und Zinsquartier haben immerhin jeweils 1 Funding erfolgreich finalisiert.
2023 wird es für Crowdinvesting wohl nicht so leicht: Höhere Zinsen und sinkende Kreditvergaben ob strengerer Kreditkriterien haben sich schon 2022 auf den jahrelang boomenden Immobilienmarkt ausgewirkt. Das wird sich mit einiger Sicherheit auch 2023 fortsetzen und es ist damit zu rechnen, dass sich die eine oder andere fertiggestellte Immobilie deutlich schwerer verkauft als dies noch 2020 oder 2021 der Fall war.
Investoren ist daher noch mehr zu raten, nicht alles auf ein Pferd zu setzen: Kleinere Summen auf mehrere Projekte setzen - wenn dann das eine oder andere Projekt ausfällt, wiegt das nicht so schwer. Projekte gibt es ja laufend!
Die höheren Zinsen sind auch 2022 schon im Immo-Crowdinvesting angekommen - 9 oder gar 10% (plus Bonuszinsen bei Aktionen) sind da gar keine Seltenheit mehr. Das ist natürlich verlockend - Garantien gibt es aber beim Crowdinvesting keine! Auch wenn es nun schon einige Jahre das Crowdinvesting in Immobilien gibt: Ob man hier Geld verdienen kann bzw. wie hoch die Renditen über einen längeren Zeitraum sind, kann wohl erst in 5-10 Jahren wirklich seriös beurteilt werden. So es in Europa keine echte Immobilienkrise gibt, kann sich die Rechnung aber allemal ausgehen...
Nachdem aber der Zinsanstieg 2023 sich (mit der Inflation) wahrscheinlich wieder einbremsen wird (dafür sorgen schon die Staatsschulden...), sind die hohen Zinsangebote beim Immo-Crowdinvesting aber wohl weiterhin eine interessante Möglichkeit, ein wenig in Risikokapital zu veranlagen.
Schon 2022 hat sich gezeigt, dass insbesondere Projekte mit Erneuerbaren sehr gut laufen und zumeist rasch ausverkauft sind. Ökologische Aspekte werden auch in den nächsten Jahren bei Start-Ups immer wichtiger sein - und 2023 wird wohl auch das eine oder andere große Öko-Crowdinvesting an den Start kommen.
Im Immobiliencrowdinvesting erwarte ich demnach 2023 einen leichten Rückgang bzw. (im günstigeren Fall) eine stabile Entwicklung, das Start-Up- und Ökocrowdinvesting sollte hingegen (auch ob der konservativen, regulierter und ängstlicher werdenden Bankenlandschaft) auch 2023 wieder deutlich nach oben zeigen.
So da wieder einige Großprojekte sich an die Crowd wenden, darf man sogar für 2023 wieder mit einem (kleinen) Plus beim Crowdinvesting rechnen.
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