Vom 30.6.2020 bis 21.4.2024 pausierte die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) den Vertrieb der Bundesschätze - zu niedrig waren die Zinsen davor gewesen. Nach wieder deutlich gestiegenen Zinsen feierten diese dann -nach einiger Vorlaufzeit- am 22.4.2024 ein Comeback in etwas abgeänderter Form.
Nein - der Staat Österreich hat kaum nennenswerte Schätze im Tresor, an welchen man sich beteiligen könnte. Vielmehr überwiegt der Schuldenstand der Republik Österreich deutlich - und daher benötigt diese Geld, welches zur Schuldentilgung verwendet wird.
Geld, dass man sich z.B. via Anleihen & Co. besorgt. Der Kauf von Staatsanleihen wurde aber für die Anleger in Zeiten von Fonds, Tagesgeld, Festgeld, Kapitalsparbuch & Co. schon allein ob der damit verbundenen Spesen und Depotgebühren im Inland immer unattraktiver - der Bund platzierte einen hohen Anteil seiner Schulden im Ausland (das nach wie vor gerne die relativ stabilen heimischen Wertpapiere kauft).
Bundesschatzscheine gab es schon lange - sie waren allerdings nicht für das breite Publikum bestimmt. 2002 gelang der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur aber dann ein großer Wurf: Die Bundesschätze (auch häufig "Kassenobligationen" genannt) wurden ab sofort öffentlich und via Internet vertrieben und die Nachfrage war äußerst stark. Ein Erfolg auf allen Linien - der nur durch extreme Niedrigzinsen von 2020 bis 2024 unterbrochen wurde.
Sichere Wertpapiere der Republik Österreich, die man direkt bei der Bundesfinanzierungsagentur bzw. via Internet erwerben kann. Garantiegeber ist die Republik Österreich selbst. Die Wertpapiere werden nicht körperlich ausgefolgt - es gibt ein Direktdepot bei der Bundesfinanzierungsagentur.
Ab 100 Euro Veranlagung ist man dabei - und kann zwischen Laufzeiten von 1 Monat bis 10 Jahre wählen. Die aktuelle ersehen Sie auf der Homepage (Link unten), die Laufzeiten beim Neustart 2024 sind: 1,6 oder 12 Monate sowie 4 oder 10 Jahre.
Neu ab 2024 sind die "Grüne Bundesschätze" genannten Varianten, welche suggerieren, in grüne Projekte des Staates zu veranlagen... Diese beziehen sich zum Restart auf die Laufzeiten 6 Monate bzw. 4 Jahre. Wie "grün" diese Veranlagungen nun wirklich sind, bleibt Ihrer Fantasie überlassen - die Geldmarie meint hier eher: Staatsschulden sind Staatsschulden - auch wenn man diesen ein "grünes Mäntelchen" umhängen möchte...
Die Verzinsung für die gewählte Laufzeit ist garantiert. Die Höhe der Verzinsung ist nicht von der Einlage abhängig - für 100 Euro gibt es also (gleiche Laufzeit vorausgesetzt) die gleichen Zinsen wie z.B. für 10 Millionen Euro.
Ab der Neuauflage der Bundesschätze war zum Erwerb bzw. bei der Registrierung der Zugang nur via ID Austria möglich. Eine "analoge" Anmeldung via Formular bzw. die Möglichkeit der telefonischen Disposition wurde dann aber nach Kritik (auch seitens der Geldmarie) nachgereicht.
Bei der Kontoeröffnung gibt man sein Referenzkonto (eigenes Konto) an und überweist dann nach Abschluss einer Laufzeit den entsprechenden Betrag (mit Laufzeitangabe) an das angegebene Konto bei der Republik Österreich.
Es besteht auch die Möglichkeit, mehrere "Bundesschatz-Konten" zu eröffnen.
Prinzipiell handelt es sich um eine der sichersten Veranlagungen, die man in Österreich tätigen kann. Die Zinsen für Neuabschlüsse bzw. Wiederveranlagungen werden laufend dem aktuellen Niveau am Geldmarkt angepasst - Sie erhalten also jederzeit faire Zinsen für Ihr Geld.
Besonders toll: Es fallen keine Spesen und Gebühren an.
Die KESt. wird natürlich den Erträgen abgezogen - nachdem es sich hier um ein anleihenähnliches Produkt handelt, beträgt diese 27,5% (während es beim Sparbuch nur 25% sind).
Ein Bundesschatzkonto kann jede volljährige und in der EU ansässige Privatperson eröffnen.
Beachten Sie, dass es bei Bundesschätzen keine jährlichen Zinsgutschriften (wie beim Sparbuch) oder Kuponzahlungen (wie bei Anleihen) gibt - daher gibt es auch keine Zinseszinsen. Ein kleiner Nachteil (insbesondere bei längeren Laufzeiten) gegenüber vergleichbaren Anlageformen.
Hält man die Laufzeit nicht ein, kann man sehr wohl auf seine Gelder zugreifen. Es folgt aber dann der Abzug von "Liquiditätskosten" - das waren z.B. bei der Wiedereinführung der Bundesschätze bei kürzeren Laufzeiten 0,05% pro Monat. Dieser Betrag kann sich aber natürlich (je nach Zinsniveau) laufend für Neuabschlüsse ändern.
Bundesschätze sind eine wirklich attraktive Alternative im Bereich der konservativen Veranlagung. Wer keine Scheu vor Online-Veranlagung hat, sollte es einmal mit 100 Euro (oder gleich mehr) testen - funktioniert sehr verlässlich. Wiewohl natürlich die Zinsen in Niedrigzinsphasen ziemlich langweilig sein können - in solchen Zeiten ist Tagesgeld oder Festgeld (mit Einlagensicherung!) sicher lukrativer.
In Sachen Sicherheit und fairem Ertrag (für alle Anleger) sind die Bundesschätze jedenfalls kaum zu schlagen! Der Weg für Nicht-Online-Anleger zu den Bundesschätzen ist schon ein weniger mühevoller...
Ab der Neuauflage der Bundesschätze im Jahr 2024 war die Identifizierung nur noch via ID Austria möglich. Auch wenn die Anzahl der ID-Austria-Nutzer Anfang 2024 schon bei über 2 Mio. lag - die Mehrheit der in Österreich ansässigen Menschen sind nach wie vor von den Bundesschätzen ausgeschlossen. Daher bietet man seit Juli 2024 auch eine postalische Kontoeröffnung an welche man auch mit telefonischer Abwicklungsmöglichkeit kombinieren kann.
Der Start der "neuen" Bundesschätze ist jedenfalls einigermaßen gelungen: 2 Monate nach dem Start waren 43.000 Anleger registriert und Einlagen von mehr als 1 Milliarde Euro wurden bekanntgegeben. Da ist aber noch viel mehr drin, lässt man die "Reichen Alten" (ohne ID-Austria) auch ran...
Geldmarie-Linktipp: