Auf der Suche nach relativ sicheren Investments außerhalb der Bereiche Sparbuch, Festgeld, Bausparvertrag u.ä. wird man schon sehr bald bei einem durchaus beliebten Wertpapier landen: Die Staatsanleihe.
Eine Staatsanleihe ist ein Schuldtitel (eine Schuldverschreibung), die zur Finanzierung des staatlichen Geldbedarfs dient. Da fast alle Staaten dieser Erde mehr oder minder verschuldet sind und zur Abdeckung von Altschulden bzw. zu Investitionen neues Geld benötigen, begeben diese Anleihen. Auch bei Anleihen anderer Körperschaften der öffentlichen Hand (z.B. Bund, Länder, Gemeinden) spricht man häufig von Staatsanleihen.
Und das funktioniert dann so (vereinfachte Darstellung): Der Staat Österreich benötigt auf die nächsten 5 oder 10 Jahre 10 Millionen Euro. Anleger (institutionelle wie Banken oder Versicherungen bzw. private) geben dem Staat das Geld und erhalten hiefür jährliche (manchmal auch öfters) Zinsen, welche in der Höhe vor der Begebung der Anleihe klar definiert werden. Am Ende der vereinbarten Laufzeit zahlt der Staat dann den gesamten Betrag (=Nennwert der Anleihe) an die jeweiligen Anleger (=Anleihegläubiger) zurück.
Bonität
Anleger sind oft vom Begriff "Staatsanleihe" etwas geblendet: Es gab schon ab und an Staatsanleihen, die der jeweilige Staat nicht bezahlen konnte (z.B. Russland oder Argentinien). Der sicherheitsorientierte Anleger sollte also eher im Euroraum bleiben und sich dort Staaten mit guter Bonität suchen (die Bonität wird häufig durch die Ratingagentur "Moody's" geprüft und festgelegt). Die Bonität ist natürlich auch im Euroraum unterschiedlich und kann schon einmal 0,5 bis 1% Unterschied in der Verzinsung ausmachen - je schlechter die Bonität einer Staatsanleihe, desto höher wird auch der Zinssatz sein.
Ein gutes Beispiel dafür, dass auch Staatsanleihen in Eurowährung in Bedrängnis kommen können, sah man ab 2010 im Zuge der Griechenland-Krise: Griechische Staatsanleihen wurden teilweise weit über 10% gehandelt - während das "normale" Zinsniveau von soliden Euroländern bei 3-4% oder später sogar deutlich darunter lag...
Fremdwährungsrisiko
Falls Sie eine Anleihe aus dem "Nicht-Euro-Raum" an der Börse erwerben oder zeichnen (=Direkt vor der Ausgabe), tragen Sie das Risiko (und die Chance) von Wechselkursschwankungen. Wenn z.B. während der 10 Jahre Laufzeit einer Dollaranleihe sich der Kurs des Dollars gegenüber den Euro um 20% erhöht, haben Sie am Ende einen sehr netten Zusatzgewinn.
Vice versa kann es natürlich anders laufen. Bei besonders instabilen Währungen sollte der private Anleger eher die Hände von Fremdwährungsanleihen lassen - bzw. nur einen kleinen Teil seines Vermögens investieren.
Kursschwankungen
Auch Anleihen können (wie Aktien, Fonds und andere Wertpapiere) während der Laufzeit der Anleihe an der Börse gekauft und verkauft werden. Wenn Sie nun z.B. eine Staatsanleihe besitzen, die 1x pro Jahr 6% Zinsen (abzüglich KESt.) ausschüttet und am Markt sind gerade 4% üblich, dann werden Sie zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich zu einem besseren "Kurs" als 100% des Nennwertes verkaufen können. Denn die Zinsen von 6% gelten ja dann vielleicht noch ein paar Jahre (je nach Restlaufzeit der Anleihe) - und andere hätten dieses Wertpapier gerne. Kann dann ruhig auch 110% des Nominales kosten...
Auch hier gilt wieder: Sollte das Zinsniveau am Markt während der Laufzeit der Anleihe fallen, kann ein vorzeitiger Kauf weniger als das Nominale einbringen. Aber Sie müssen ja nicht vorzeitig verkaufen (wenn es nicht aus einer finanziellen Notlage heraus doch sein muss): Immerhin waren Sie beim Kauf mit 6% pro Jahr für eine klar definierte Laufzeit einverstanden. Und die kriegen Sie ja auch weiterhin.
Marktliquidität
Als Marktliquidität bezeichnet man die Fähigkeit eines Marktes, auch größere (viele) Kauf- und Verkaufsanträge zu einem Segment (Aktien, Anleihen etc.) ausführen zu können, ohne dass darunter der Preis leidet.
Das bedeutet, dass bei kleineren Märkten (Börsen) ein Überangebot eines Titels plötzlich zu unnötigen Kursverlusten führen kann. Bei Staatsanleihen (aber auch bei anderen Anleihen) in Österreich ist es häufig üblich, daß auch Banken für das eigene Portfolio Anleihen ankaufen. Nur äußerst exotische Anleihen können in Österreich über längere Zeiträume hinaus einen Käufer suchen.
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