Sie kennen den aktuellen und richtigen Versicherungswert Ihres Haushalts? Gratulation - dann sind Sie entweder gerade eingezogen und haben sich alles neu gekauft oder Sie sind ein Rechenkünstler. Vielleicht weniger erfreulich könnte sein, dass aufgrund eines Schadenfalls gerade ein Schätzgutachten der Wohnung gemacht wurde - und Unterversicherung vorliegt.
Dies kommt nämlich gar nicht so selten vor, wie man denken mag: Ca. 50% aller heimischen Haushaltsversicherungen haben eine zu geringe Versicherungssumme. Ein weiteres Viertel hat eine zu hohe Versicherungssumme und das restliche Viertel ist ausreichend bzw. optimal versichert.
Bei einem wesentlichen Schadenfall (Betragshöhe bei den Versicherungen unterschiedlich) kommt ein Schadensgutachter und stellt dabei fest, dass die Versicherungssumme laut Polizze nicht mit den tatsächlichen Werten übereinstimmt. Bei kleineren Versicherungsfällen (z.B. Glasbruch, Fahrraddiebstahl etc.) werden Sie eine Unterversicherung nicht bemerken, da da zumeist auch kein unabhängiger Schadensgutachter kommt.
Wenn Sie aber einen größeren Schadensfall haben (Leitungswasserschaden, Brandschaden, Einbruch etc.), kann die Sache mit der Unterversicherung unangenehm und teuer werden...
Ein Beispiel:
Ein Einbruch verursacht einen Gesamtschaden von 10.000 Euro (gestohlenes Gut und Vandalismus). Sie haben zwar die Risken Einbruchdiebstahl und Vandalismus (bei neueren Polizzen meistens mitversichert) versichert, der Schadensgutachter stellt jedoch fest, dass Sie eine Versicherungssumme von 50.000 Euro im Vertrag haben, der Wohnungsinhalt jedoch 100.000 Euro beträgt.
Sie sind also zu 50% unterversichert - und haben ja auch entsprechend weniger Versicherungsprämien gezahlt. Die Leistung aus diesen Schadensfall wird dann wohl 5.000 Euro plus einer eventuellen Kulanzzahlung der Versicherung bestehen. Weniger erfreulich.
Eine einfache Übung: Rufen Sie Ihren Versicherungsfachmann (Fachfrau) an und lassen Sie überprüfen, ob die Haushaltsversicherung einen Unterversicherungsverzicht hat bzw. eine Neuwertversicherung (kann man bei der Gelegenheit auch gleich checken lassen) hat.
Aber auch wenn "Unterversicherungsverzicht" ausgesprochen wird - die Versicherungssumme sollte trotzdem hoch genug sein: Denn wer besonders teure Einrichtungen hat ("Luxuswohnung"), hat nichts davon, wenn zwar im Totalschadensfall die gesamte Versicherungssumme ausbezahlt wird (ohne Kürzung), diese aber trotzdem nicht ausreicht, um den alten Zustand der Wohnung (oder des Eigenheims) wiederherzustellen.
Falls Sie ein Eigenheim Ihr Eigen nennen, lassen Sie auch die Eigenheimversicherung prüfen - auch hier gibt es oft katastrophale Deckungslücken.
Der Versicherer wird Sie nach den Quadratmetern der Wohnung fragen. Geben Sie auch besondere Umstände an: Sammlungen, höhere Geldbeträge, Schmuck, Bilder etc. außerhalb der Haushaltsnormen gehören separat versichert. Viele Versicherungen bewerten auch in Wohnungskategorien wie: Studentenwohnung, Luxuswohnung, normale Einrichtung etc. Auch wenn der Versicherungsmann Ihre Wohnung nicht besichtigen muss (und mangels Ausbildung den Wohnungsinhalt auch nicht schätzen kann), sollte es kein großes Problem sein, eine passende Vesicherungssumme zu finden.
Vereinbaren Sie jedenfalls einen Index (Wertanpassungsklausel) - denn in 5 oder 10 Jahren wird die Inflation Ihre passende Versicherungssumme (und auch die Prämien) ein wenig nach oben getrieben haben. Nach 20 Jahren ist die alte Versicherungssumme fast unbrauchbar.
Geben Sie teure Sammlungen und sonstige, besonders teure Wertgegenstände (Teppiche etc.) gesondert an und lassen Sie sich auch bestätigen (notfalls im Antrag), dass diese auch mitversichert sind.
Bei besonders teuren und von der Norm abweichenden Eigenheimen oder Einrichtungen empfiehlt sich eine Schätzung durch einen Gutachter - diese werden oft von Versicherungen (bei gleichzeitiger, mehrjähriger Bindung) kostenlos durchgeführt.
In vielen Fällen wird auch eine massive Erhöhung der Versicherungssumme zu kaum relevanten Mehrprämien führen: Denn alte Verträge haben zumeist auch noch keine (oder schlechte) Rabatte. Fordern Sie solche ein und verweisen Sie auf die lange Kundenverbindung. Wenn hier nichts mehr geht, bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit eines Selbstbehaltes (im Schadensfall). Die meisten Versicherungen haben einen solchen im Angebot - für Kunden mit wenig Schäden im Haushalt (und der darin inkludierten Haftpflichtversicherung) ist ein Selbstbehalt sehr sinnvoll und spart Geld.
Sollte Ihnen übrigens im Keller oder am Dachboden einiges (dort gelagertes) via Diebstahl abhanden kommen, wird es sehr oft (außer bei im Gebrauch befindlichen Gegenständen) zu einer Auszahlung des Zeitwertes kommen. Für sogenannten Kellerkram gilt nämlich die Neuwertversicherung nicht.
Lassen Sie sich jedenfalls die Inhalte der Versicherung wieder neu erklären: Diese Erklärung der oft neuen (und zumeist besseren) Vertragsbestandteile und Deckungen bringt Sie auf den neuesten Stand und vielleicht auch einige Versicherungsfälle, die Sie (mangels Wissen) in den letzten Jahren selbst bezahlt haben. Diese werden zwar wohl im Nachhinein nicht mehr anerkannt - in Zukunft wissen Sie dann aber Bescheid.
Versicherungen bieten im Bereich Haushaltsversicherung zumeist mehrere Produkte an - lassen Sie sich auch hier zumindest 2 Offerte vorlegen.
Der Preisunterschied bei den Haushaltsversicherungen ist zwar in der Höhe nicht so gewaltig wie bei Autoversicherungen (insbesondere solche mit Kasko) - aber auch hier gibt es oft massive Differenzen bei gleichen Leistungen. Ein Gegenoffert von einer Konkurrenzversicherung kann also auch nicht schaden.
Und "last but not least": Die Summe, die Ihnen der Vesicherungsberater vorschlägt, wird Ihnen mit einiger Sicherheit zu hoch vorkommen. Bedenken Sie dabei jedoch, dass wirklich jede Kleinigkeit, welche in Ihrer Wohnung vorhanden ist, im (gedeckten) Schadensfall ersetzt wird: Von den Socken über die Blumen bis zum Geschirr.
Natürlich könnte man diese Summen auch händisch rechnen (die Versicherer haben sogar noch im Einzelfall entsprechende Papiere) - macht aber heute fast niemand mehr, weil auch hier sehr viel falsch berechnet werden kann.
Übrigens: Auch bei Eigenheimversicherungen, landwirtschaftlichen Risken oder betrieblichen Versicherungen kommt es sehr häufig zu massiven Fehleinschätzungen bei der Versicherungssumme - lassen Sie nur Versicherungsprofis ran bzw. holen Sie mehrere Offerte ein!
Das Gegenteil einer Unterversicherung ist die Überversicherung - weniger gefährlich, aber trotzdem teuer.